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Feuerwurm breitet sich ausWasser im Mittelmeer vor Italien 5 Grad zu warm – weitere Urlaubsländer betroffen

Lesezeit 4 Minuten
Im Sommerurlaub am Mittelmeer erwarten Urlauber aktuell sehr hohe Wassertemperaturen. (Symbolbild)

Im Sommerurlaub am Mittelmeer erwarten Urlauber aktuell sehr hohe Wassertemperaturen. (Symbolbild)

Bis zu 30 Grad in Italien, 29 in Kroatien und der Türkei – gemeint sind nicht die Luft-, sondern die Wassertemperaturen im Mittelmeer. Das hat Folgen.

In Deutschland sind in vielen Bundesländern, so auch in NRW, die Sommerferien in vollem Gange. Viele Urlauber zieht es da ans Mittelmeer, nach Italien, Kroatien oder in die Türkei. Wer, erst einmal am Urlaubsziel angekommen, angesichts der hohen Temperaturen in Südeuropa Erfrischung im Wasser sucht, wird mitunter enttäuscht.

Denn von „Erfrischung“ kann vielerorts in Bezug auf das Meerwasser keine Rede sein. Ganz im Gegenteil: An einigen Orten in den genannten Ländern ist das Meerwasser so warm wie nie zuvor.

Zentrale Mittelmeer deutlich zu warm

Die extreme Hitze am Mittelmeer hat auch Folgen für die Wassertemperaturen. Die liegen für die aktuelle Jahreszeit deutlich zu hoch, überschreiten mancherorts das Klimamittel für Mitte Juli sogar um bis zu fünf Grad.

„Das zentrale Mittelmeer ist derzeit deutlich zu warm, vor allem die Adria, wo die Abweichung zum Klimamittel bei 4 bis 5 Grad und die Wassertemperatur bei rund 30 Grad liegt“, schreibt der Wetterdienst „Kachelmannwetter“ auf X samt einer entsprechenden Karte.

Mittelmeer in der Türkei und Kroatien kratzt an einigen Stellen an der 30-Grad-Marke

Messungen des Meteorologischen Instituts für die Türkei zeigen, dass die Wassertemperaturen dort ebenfalls in verschiedenen Regionen auffällig hoch sind. Demnach wurden Karataş diese Woche 29,3 Grad an der Wasseroberfläche gemessen.

Dass die Wassertemperaturen im Mittelmeer Rekordwerte überschreiten, war bereits im vergangenen Jahr sichtbar. Durchschnittlich 28,7 Grad waren es an der Wasseroberfläche im Mittelmeer am 24. Juli 2023, höher als je zuvor. Der bis dato geltende Temperaturrekord stammte aus dem Jahr 2003, damals herrschte eine extreme Hitzewelle.

„Marine Hitzewelle“ im Mittelmeerraum

Im Vergleich zum langjährigen Mittel ist die Situation aktuell mancherorts dramatisch. So erleben insbesondere Menschen an der Adria in Italien eine „marine Hitzewelle“. Hier liegen die Wassertemperaturen seit mehreren Tagen verbreitet um die vier bis sechs Grad über dem Durchschnitt.

In anderen Ländern sieht es ähnlich aus. Im Mittelmeer bei Kroatien wurde diese Woche ein neuer Rekord aufgestellt. Die Wassertemperatur bei Dubrovnik betrug stolze 29,7 Grad Celsius.

Mittelmeer erreicht Rekordtemperatur in Kroatien

„Südosteuropa erlebt nicht nur an Land eine schwere Hitzewelle. Heute um 17.00 Uhr wurde an einer Boje in der Nähe von Dubrovnik in der Adria eine Wassertemperatur von 29,7°C (85,5°F) gemessen. Sollte sich dies bestätigen, wäre dies die heißeste jemals in Kroatien gemessene Wassertemperatur“, ordnete der französische Meterologe Nahel Belgherze am Mittwoch auf X ein.

Solche Temperaturen haben Einfluss auf die marinen Ökosysteme und bedrohen diese gar laut Experten. Während Hitzewellen Ende der 2010-er Jahre im Mittelmeerraum kam es bei rund 50 Arten zu einem Massensterben zwischen der Wasseroberfläche und 45 Metern Tiefe, wie eine 2022 in der Zeitschrift „Global Change Biology“ veröffentlichte Studie nachwies.

Hohe Wassertemperaturen im Mittelmeer haben Auswirkungen auf marine Ökosysteme

Die Auswirkungen der aktuell viel zu hohen Wassertemperaturen sind an einigen Orten bereits sichtbar. Insbesondere an der oberen Adria sei eine Vermehrung von Algen bemerkbar, schreibt das Portal „uwr“. Je nach Windrichtung sind entweder die Küstenregionen rund um Rimini oder die Region rund um Istrien besonders betroffen.

„Neben den Korallen von Miramare leidet generell die gesamte Adria unter dem schlechten Sauerstoffaustausch“, berichtet das italienische Newsportal „triesteallnews“. Zudem sei das Wasser verunreinigt, dies sei „jedoch nicht die Folge einer Verschmutzung, sondern einer Kombination von Wetterfaktoren“. Ein, durch die anhaltenden Regenfälle im Mai und Juni begründeter Zustrom von Süßwasser sei auf das zu diesem Zeitpunkt bereits sehr warme Meerwasser getroffen. „Eine perfekte Kombination für die Bildung von Schleim, der wiederum den Sauerstoff im Meer verdünnt und ein ohnehin empfindliches Ökosystem schädigt“, lautet das Fazit

„Ein Phänomen dieses Ausmaßes hat lange gefehlt. Es kann die Hitze sein, es kann ein Zyklus sein, es kann die Verkettung verschiedener Faktoren sein, aber das ist die Situation des Meeres in #Triest heute. Es ist Schleim, und es geht tief“, schreibt der Kolumnist Alberto Bollis im Juni samt einem Bild auf X.

Mögliche Gefahren für Reisende am Mittelmeer

Die hohen (Wasser-)Temperaturen haben jedoch noch weitere unliebsame Auswirkungen für Badegäste. So breitet sich an Italiens Küsten der Feuerwurm aus. Das Nationale Institut für Ozeanographie und Geophysik (OGS) in Triest warnte vor den bis zu 30 Zentimeter langen Vielborstern. Menschen sollten Feuerwürmer auf keinen Fall berühren, ein Kontakt mit den Borsten sei immer sehr schmerzhaft, für Allergiker könnten Berührungen gar lebensgefährlich sein.

Der Feuerwurm (Hermodice caruncalata)

Der Feuerwurm (Hermodice caruncalata)

Grund für die rasante Ausbreitung von Feuerwürmern im Mittelmeer sind den Angaben zufolge die steigenden Temperaturen. Die Hitzewellen in den vergangenen zwei bis drei Jahren sollen dazu geführt haben, dass sich die Feuerwürmer im Mittelmeer vor Italien immer wohler fühlen und sich rasant verbreiten.

Auch Quallen sind ein Thema, sie profitieren in mehrfacher Hinsicht vom Klimawandel: Die Zahl ihrer natürlichen Feinde nimmt ab, gleichzeitig überleben Quallen – anders als Fische – oft noch in stark verschmutztem Gewässer. Eine Plage ist im Mittelmeer Berichten zufolge mitunter die Leuchtqualle. Berühren Menschen die Qualle, erleiden sie stechenden Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen sind ebenfalls möglich.

Die Menschen am Mittelmeer hoffen nun darauf, dass die Lufttemperaturen endlich fallen, damit in der Folge auch die Wassertemperaturen absinken.