Lady DianaDoku erzählt Geschichte hinter berüchtigtem „Panorama“-Interview
London – Vorneweg so viel: Lady Diana ist auch 23 Jahre nach ihrem Tod ein zuverlässiger Verkaufsschlager, das wissen die Boulevardblätter auf der Insel nur zu gut, die sie nun abermals auf die Titelseiten heben und Sonderseiten drucken und ihre Geschichte zum 974. Mal hoch und runter erzählen. Sie war die „Princess of Sales“ – und sie ist es bis heute. Der aktuellste Mini-Aufreger rührt von einem historischen Riesen-Aufreger. Es geht um das legendäre Interview, das Diana 1995 der BBC gab und mit dem sie das Königshaus bis in die Palastsäulen erschütterte. Angeblich hat der BBC-Reporter Martin Bashir den Scoop mit Hilfe von unlauteren Methoden gelandet. So jedenfalls lautet der Vorwurf von Dianas Bruder, Earl Spencer, der ihm Dokumentenfälschung und andere betrügerische Methoden unterstellt.
Doku erzählt die Geschichte hinter dem berüchtigten „Panorama“-Interview
Man kann sich die Freude in den Chefetagen der Boulevardzeitungen vorstellen. Covid-19, Brexit, Rezession? No, thanks. Es geht wieder einmal um Diana. In einer gerade vom Sender ITV ausgestrahlten zweiteiligen Dokumentation wird die Geschichte hinter dem berüchtigten „Panorama“-Interview erzählt. Sie klingt wie ein Geheimagenten-Krimi. Ohne dass der Hof etwas ahnte, planten das BBC-Team und die „Königin der Herzen“ das geheime Treffen im Kensington Palace am Abend des 5. November: Die Ausstattung im Auto versteckt, die Bediensteten nach Hause geschickt, der Film im Anschluss unter Stillschweigen in einem Hotelzimmer zusammengeschnitten. Das spektakuläre Interview, das am 20. November 1995 lief, sollte den endgültigen Bruch zwischen Lady Diana und der Königsfamilie besiegeln. Wir erinnern uns an den berühmten Satz der Prinzessin in Anspielung auf Charles’ langjährige Geliebte Camilla Parker Bowles: „Nun, wir waren zu dritt in dieser Ehe – es war also ein bisschen überfüllt.“ Nachdem Diana vor der Welt beziehungsweise fast 23 Millionen Zuschauern ihr Herz ausgeschüttet hatte und über die Eheprobleme zwischen ihr und Prinz Charles klagte, über seine Eignung als Thronfolger, über Affären, inklusive ihrer eigenen, über ihre Bulimie und überhaupt alles, folgten Scheidung, Drama und noch mehr Drama. 1997 starb die „Königin der Herzen“ bei einem Autounfall in Paris.
BBC kündigt umfangreiche Untersuchung an
Die Frage, die im Moment durch die Zeitungen geistert und von so ziemlich jedem selbst ernannten royalen Experten beackert wird, lautet: Hat Bashir Lady Di mit gefälschten Dokumenten unter Druck gesetzt? Während sich der einzige, der wirklich eine Antwort geben könnte, derzeit von einer Herzoperation und einer schweren Covid-19-Erkrankung erholt, hat die BBC eine „umfassende unabhängige Untersuchung“ angekündigt darüber, wie der Reporter sich das Interview sicherte. Das hatte man vor 24 Jahren schon einmal getan, damals wies der Sender jede Schuld von sich. Aber es geht um die Lichtgestalt Diana, da ist auf der Insel die Sache nie erledigt.
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Earl Spencer jedenfalls belastet Bashir. So habe dieser ihm damals erklärt, die Prinzessin werde von ihrem Bodyguard ausspioniert und Freunde wie Angestellte der Royals würden gegen Geld Informationen an die Medien weiterleiten. Als Beweis habe Bashir dem Earl Kontoauszüge gezeigt, die den vermeintlichen Transfer von Bestechungsgeldern offenbaren sollten. Der Bruder wie auch Diana, angesichts der Streitereien mit dem Palast ohnehin argwöhnisch, glaubten dem Reporter. Nur waren diese nicht echt, wie der ehemals für die BBC tätige Grafikdesigner Matt Wiessler nun in der ITV-Dokumentation bestätigte. Er selbst habe die Papiere auf Anweisung von Bashir gefälscht. Wiessler beklagt zudem, er habe als „Sündenbock“ fungiert und die BBC verlassen müssen. Bei der jetzigen Untersuchung, so die Forderung von Kritikern, müsse endlich die Wahrheit ans Licht kommen. „Es hängt eine sehr schwarze Wolke über dem BBC-Journalismus“, sagte Lord Grade, Chef des Senders ITV. Gleichwohl weisen Beobachter darauf hin, dass Diana während des Interviews kaum unter Druck gesetzt wirkte. Vielmehr präsentierte sie sich als Frau, die wohlkalkuliert und mit direktem Blick in die Kameras das britische Königshaus in die Krise stürzte.