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Projekt in AustralienWie KI künftig Koalas retten soll

Lesezeit 3 Minuten
Ein junger Koala (Symbolbild)

Ein junger Koala (Symbolbild)

KI-Projekte in Australien nutzen intelligente Warnschilder und Drohnen, um den bedrohten Koalabestand zu schützen und Unfallrisiken zu mindern.

Mit seinem gemütlichen Wesen, dem flauschigen Fell und der Vorliebe für Eukalyptusblätter ist der Koala das wohl bekannteste Symbol der australischen Tierwelt. Doch ausgerechnet dieses ikonische Beuteltier gerät zunehmend in Bedrängnis. Besonders an der dicht besiedelten Ostküste schrumpft der Lebensraum der Tiere rapide – durch Rodungen, Angriffe durch Hunde, Buschfeuer und Krankheiten. Eine davon ist besonders fatal: Chlamydien. Sie machen Koalas unfruchtbar, lassen sie erblinden – und dezimieren ganze Populationen.

Auch die Folgen des Klimawandels treffen die Tiere hart: Extreme Temperaturen und Dürreperioden verändern den Eukalyptus – Hauptnahrungsquelle und Lebensraum der Koalas – und machen seine Blätter trockener und schwerer verdaulich.

Bedrohte Koalas: Auf Reviersuche überfahren

Nicht zuletzt sind es Straßen und Fahrzeuge, die den trägen Tieren zusetzen. Immer wieder werden sie beim Versuch, neue Reviere zu finden, überfahren. „Der Schutz unserer einheimischen Tierwelt entlang stark befahrener Verkehrskorridore und in Gebieten mit wachsenden Gemeinden ist eine echte Herausforderung“, sagte dann auch John Graham, Verkehrsminister im Bundesstaat New South Wales, vor Kurzem.

Statistiken der Jahre 2013 bis 2024 zeigen: Zwar führen Kängurus die traurige Liste der Wildunfälle an – doch unter den bedrohten Arten sind es die Koalas, die am häufigsten mit Fahrzeugen kollidieren.Ein neuer, vielversprechender Ansatz setzt auf Technologie. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) sollen Wildunfälle reduziert und Koalas besser geschützt werden. Kameras werden darauf trainiert, verschiedene Tierarten zu erkennen.

Fahrer werden automatisch gewarnt

Entdecken sie ein Tier in der Nähe der Straße, wird automatisch ein intelligentes Warnschild aktiviert, das Fahrerinnen und Fahrer auf die Gefahr aufmerksam macht. Das Projekt startet zunächst testweise im Südwesten von Sydney – dort, wo besonders viele Kollisionen verzeichnet wurden.

Dass KI im Koala-Schutz funktioniert, zeigte sich bereits 2023. Auf North Stradbroke Island in Queensland – Heimat der einzigen natürlich vorkommenden Insel-Koalapopulation – setzten indigene Ranger der Quandamooka Yoolooburrabee Aboriginal Corporation Drohnen und KI ein, um die Kolonie vor Buschfeuern zu bewahren.

Die dort lebenden Tiere sind genetisch besonders wertvoll, da sie kaum Chlamydien aufweisen. Ein Verlust durch Feuer wäre verheerend. Die Technologie half dabei, ihre Positionen genau zu bestimmen, um kontrollierte Feuer im Unterholz gezielt einzusetzen – und so größere Brände zu verhindern.

Nicht nur die KI soll Koalas helfen

Neben KI kommen auch andere Maßnahmen zum Einsatz. In New South Wales experimentiert man mit hellem Asphalt, um Tiere besser sichtbar zu machen. Zudem markieren neue Fahrbahnzeichen bekannte Koala-Hotspots: Der Umriss eines Koalas und das Wort „slow“ mahnen zur Vorsicht.

Ein weiteres Element im Schutzarsenal sind sogenannte „Fluchttüren“: einbahnstraßenartige Ausgänge an Zäunen entlang von Schnellstraßen. Diese ermöglichen es Koalas, die bereits auf die Straße gelangt sind, sicher zu entkommen – und verhindern zugleich, dass sie zurückkehren. Ergänzt wird dies durch Unterführungen und „grüne Korridore“, die den Tieren sichere Wanderwege zwischen Waldgebieten bieten.

Die Uhr tickt für den Koala

Ob Asphalt, Schilder, Drohnen oder Datenanalyse – die Kreativität im Koala-Schutz nimmt zu. Die große Hoffnung ist, dass moderne Technik einen echten Unterschied machen kann. Denn der Rückgang der Koala-Zahlen ist alarmierend: Zur Zeit der britischen Besiedlung lebten schätzungsweise zehn Millionen Koalas auf dem australischen Kontinent. Heute geht die Umweltbehörde des Landes (Stand 2024) von nur noch maximal einer halben Million aus. Der Koala steht in Queensland und New South Wales inzwischen auf der Liste der gefährdeten Arten.

Neben der Technik gibt es noch etliche andere Initiativen, die den Koalas helfen könnten. Dazu gehören eine neue Impfung gegen Chlamydien und Projekte wie die Initiative „Guulabaa“ („Ort des Koalas“) nahe Port Macquarie. Das dortige Koala Hospital und die Koala Conservation Australia betreiben hier eine Zuchtstation, in der Tiere möglichst ohne menschlichen Kontakt aufgezogen werden. Ziel ist es, gesunde Koalas auszuwildern und stabile Wildpopulationen aufzubauen.