Der australische Segler Tim Shaddock und seine Hündin trieben zwei Monate lang als Schiffbrüchige übers Meer.
AustralienRettung nach zwei Monaten auf dem Pazifik
Selbst der Premierminister des Bundesstaates New South Wales, in dem Sydney liegt, konnte nicht anders, als die Nachricht am Montag über soziale Medien zu verbreiten. Das Ganze sei „unglaublich“, schrieb Chris Minns in einem Post auf Facebook, in dem er auch ein Foto der beiden Geretteten veröffentlichte. Er berichtete, wie ein Segler aus Sydney nach Monaten verschollen auf See lebend gefunden worden sei.
Tim Shaddock and seine Hündin Bella gerieten in die prekäre Lage, nachdem ihr Boot vor zwei Monaten bei einem Sturm beschädigt worden war. Seitdem trieben die beiden anscheinend hilflos im Pazifik umher.
Um nicht zu verhungern und zu verdursten, aßen sie rohen Fisch und tranken Regenwasser. Dass der Australier nun gerettet werden konnte, verdankt er einem aufmerksamen Helikopterpiloten, der das steuerlose Boot im Meer fand, als er auf der Suche nach Thunfischen war. „Tim und sein Hund sind gesund und bester Stimmung“, schrieb Minns und fügte hinzu: „Das sind ja mal tolle Nachrichten.“
Laut dem australischen Fernsehsender Nine, der exklusive Bilder der Rettung von Shaddock zeigte und ausführlich über die Survival-Story berichtete, wollte der 51-Jährige mit seiner Hündin im April von La Paz in Mexiko nach Französisch-Polynesien segeln. Einige Wochen nach Beginn der Reise zerstörte ein schwerer Sturm die gesamte Elektronik auf dem Katamaran. Die Bilder der Rettung, die bei Nine News zu sehen sind, zeigen einen abgemagerten Mann mit wilden Haaren und einem wuscheligen Bart, der erklärt, dass er an Bord des Katamarans nur „Angel- und Überlebensausrüstung“ hatte.
„Ich brauche einfach Ruhe und gutes Essen, weil ich schon lange allein auf See war“, sagte er in dem Video, das der Sender veröffentlichte. „Ich hatte schon lange nicht mehr genug zu essen.“ Doch obwohl sich Shaddock zwei Monate lang anscheinend nur von Regenwasser und rohem Fisch ernährte, scheint er die anstrengenden Wochen ohne größere Schäden überstanden zu haben.
Bei Bewusstsein, gesund und gesprächig
Mediziner konnten keine Anzeichen für größere Krankheiten oder Verletzungen bei dem Mann feststellen. Der Australier scheint selbst ohne größeren Sonnenbrand davon gekommen zu sein, nachem er sich unter einem Vordach auf dem Katamaran versteckte. Einer der Ärzte, der den Genesungsprozess des Schiffbrüchigen begleitet, sagte gegenüber Nine News, dass der Segler kleine Mahlzeiten zu sich nehme und nach der Tortur bei Bewusstsein und gesprächig sei.
Aktuell ist Shaddock auf dem Weg nach Mexiko, wo er weitere medizinische Behandlung erhalten soll. Die Geschichte erinnert zudem an eine andere Überlebensgeschichte aus dem Jahr 2014. Damals strandete ein Schiffbrüchiger nach 438 Tagen auf dem Meer auf einem Atoll im Pazifik. Er war 8850 Kilometer übers Meer getrieben – von Mexiko bis zu den Marshallinseln. Rohe Fische, Vögel und sein eigener Urin hielten ihn am Leben.
Ähnlicher Fall 2014: Mann überlebte 14 Monate lang auf dem Meer
José Salvador Alvarenga war im November 2012 wie so oft zuvor mit seinem Fischerboot von der Küste Mexikos aus in See gestochen. An Bord waren er selbst und ein junger und unerfahrener Helfer, der 22-jährige Ezequiel Córdoba. Die beiden Männer gerieten ähnlich wie der Australier in einen Sturm, der ihr Boot schwer beschädigte, das danach ebenfalls hilflos im Meer trieb. Während Córdoba nach fast vier Monaten auf See starb, wollte Alvarenga nicht aufgeben. Die ersehnte Rettung kam aber erst nach 14 langen Monaten, als er auf ein Atoll der Marschallinseln stieß und an Land schwimmen konnte. (Barbara Barkhausen)