Kein zweites IschglWie Mallorca den Urlauber-Ansturm an Ostern meisterte
Madrid/Palma de Mallorca – In den letzten Tagen herrschte auf Mallorcas Flughafen Hochbetrieb wie schon lange nicht mehr. Hunderte Flüge wurden täglich auf dem internationalen Airport nahe der Inselhauptstadt Palma abgefertigt. Der Andrang war so groß, dass sich lange Warteschlangen an den Abfertigungsschaltern bildeten. Die Flugzeuge landeten und starteten zeitweise im Minutentakt – ganz so, als ob die Corona-Krise schon überwunden sei.
Aber von der Normalität ist die meistbesuchte Insel Europas noch weit entfernt. Das spiegelt sich auch in dem Testchaos, das auf der Insel ausbrach, seit auch Deutschland, wie schon die Schweiz und Österreich, einen negativen Corona-Test von allen Inselrückkehrern verlangt. Viele Insellabors waren überlastet. So wird es für viele Reisende zum Wettlauf gegen die Zeit, pünktlich vor Abflug einen negativen Test zu bekommen.
Strikte Regeln gelten weiter
Zu den strengen mallorquinischen Sicherheitsmaßnahmen, die trotz der sehr wenigen Ansteckungen in Kraft bleiben, gehört eine Ausgangssperre, die von zehn Uhr abends bis sechs Uhr morgens gilt. Die Gastronomie darf derzeit lediglich die Außenterrassen bewirtschaften – bis 17 Uhr. Hinzu kommt eine sehr strenge Maskenpflicht, die sogar am Strand, am Pool und am Restauranttisch gilt. Die großen Partytempel wie der „Bierkönig“ oder der „Megapark“ an der Playa de Palma sind seit einem Jahr verrammelt. Auch an den Hotelbars wird schon um 17 Uhr zum Zapfenstreich geblasen. (ze)
Diese Hürde sorgt offenbar auch dafür, dass manche mit gefälschten Testdokumenten die strengen Corona-Reiseregeln überlisten wollen. Auch eine Privatklinik auf der Insel soll gegen Bezahlung falsche Testzertifikate ausgestellt haben.
Hoteliers schöpfen neue Hoffnung
Die meisten Mallorca-Flüge sind momentan Verbindungen mit Deutschland, das über Ostern wenigstens 40000 Urlauber auf die Baleareninsel schickte und wo in vielen Bundesländern gerade die Ferien zu Ende gingen. Viele Urlauber flogen in den vergangenen Tagen wieder zurück in die Heimat.
Mallorcas Hoteliers, die seit einem Jahr wenig zu feiern haben, schöpfen gerade wieder ein bisschen Hoffnung auf bessere Zeiten. Dank der Ankunft der ausländischen Touristen konnten zumindest einige Hotels wieder öffnen. Obwohl es unter dem Strich kaum mehr als zehn Prozent der Inselherbergen waren, die im Frühling den Betrieb wieder aufnahmen.
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Trotzdem ist die Bilanz des Reisesektors positiv. Immerhin kamen seit Mitte März, als auf Mallorca der Tourismus wieder vorsichtig anrollte, annähernd 100000 internationale Reisende auf Palmas Flughafen an. Auch die örtlichen Gesundheitsbehörden zeigten sich optimistisch: Die Befürchtung, dass die touristische Wiedereröffnung die Infektionszahlen in die Höhe treiben und die Insel in ein neues Ischgl verwandeln könnte, bestätigt sich bisher nicht. Die Sieben-Tage-Inzidenz ist mit weniger als 30 Fällen pro 100000 Einwohner seit Wochen stabil. In den Urlauber-Herkunftsländern liegt die wöchentliche Fallhäufigkeit sehr viel höher als auf Mallorca. Deutschlands mittlere Sieben-Tage-Inzidenz befand sich zum Beispiel am Montag bei über 130 – das ist gut vier Mal höher als auf der Insel.
Experiment ist weitgehend geglückt
Mallorcas Tourismusexperiment über Ostern, das vor allem in Deutschland viel kritisiert worden war, scheint also weitgehend gelungen zu sein. Auch wenn einige Nachrichten daran erinnern, dass die Virusgefahr auf der Insel noch nicht gebannt ist. So waren in den letzten Wochen mindestens 18 infizierte Reisende bei der Ankunft auf dem Flughafen entdeckt worden. Wenigstens zwei deutsche und vier kroatische Urlauber mussten ihre Frühlingsferien in einem Quarantänehotel in Palma verbringen. Das seien aber nur Einzelfälle, beschwichtigen die Behörden.