- Bei einer Besucherstudie zu deutschen Zoos antworteten die meisten Befragten wohlwollend.
- 70 Prozent sind der Meinung, dass die Haltung von Wildtieren in Zoos in Ordnung seien.
- Aber wie sieht es mit dem Artenschutz in Köln und Wuppertal aus? Wir fragen nach.
Köln/Wuppertal – „Ene Besuch em Zoo“, wie es in einem Kölner Karnevalslied heißt, steht bei den Deutschen nach wie vor hoch im Kurs. Laut der bislang umfassendsten Studie zur Akzeptanz der Tiergärten durch das Meinungsforschungsinstitut Forsa befürworten mehr als 80 Prozent der Befragten die Existenz der Parks. Für den Verband der Zoologischen Gärten (VdZ), der die aktuelle Umfrage beauftragte, ein klares Signal dafür, dass die Deutschen den gesellschaftlichen Aufgaben der Zoos überwiegend positiv gegenüberstehen.
„Allerdings sind sie auch dafür sensibilisiert, wie genau die Haltungsbedingungen für Zootiere aussehen sollten“, resümiert der VdZ weiter. Denn beinahe 50 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass sich Wildtiere in ihren Gehegen nicht wohl fühlen. Insgesamt sind jedoch mehr als 70 Prozent der Meinung, dass die Haltung von Wildtieren in Zoos in Ordnung sei.
Die Zoo-Begeisterung der Deutschen kommt für den Kölner Zoo nicht überraschend: „Wir hatten im vergangenen Jahr eines unserer besucherstärksten Jahre mit 1,3 Mio. Gästen“, sagt Zoo-Sprecher Christoph Schütt. „Auch seit der Wiedereröffnung des Zoos Anfang Mai ist der Zuspruch enorm. Aktuell schöpfen wir unser Budget mit 4900 gleichzeitig erlaubten Besuchern sehr oft aus. Dasselbe hören wir von anderen Zoos, die auch enormen Zuspruch erfahren. Das ist eine Abstimmung mit den Füßen, die da erfolgt.“
Laut Schütt würden Zoos in aller Welt „jährlich von rund 700 Mio. Menschen besucht“. Was Artenschutz und die Haltung bedrohter Tiere angehe, hat der Kölner Zoo ein gutes Gewissen: „Wir waren, das dürfen wir unbescheiden sagen, einer der Pioniere. Hier in Köln, in der alten Zooschule, wurde bei einer Konferenz 1985 maßgeblich die moderne und landesübergreifende Artenschutzkoordination von Zoos begründet. Das setzen wir bis heute fort.“
Der Kölner Aquariumsleiter Thomas Ziegler habe zudem bei seiner Feld- und Forschungsarbeit bereits mehr als 100 Arten entdeckt – „dank der Arbeit von ihm und seinem Team konnten bereits mehrere Amphibien auf der Roten Liste des Washingtoner Artenschutzabkommens gelistet werden“.
Auch der Wuppertaler Zoodirektor Arne Lawrenz nimmt den Artenschutz ernst. Man gebe, so Lawrenz, „besonders tiergerechten Gehegen den Vorzug, statt möglichst viele Arten zu präsentieren. Wobei tiergerecht nicht automatisch bedeutet, dass viel Platz ausschlaggebend ist.“ So sei etwa das riesige Löwengehege in Wuppertal für Wildhunde nicht ideal, weil diese dort keine Rückzugsräume hätten. „Wir versuchen, uns bei der Gestaltung der Lebensräume an den Bedürfnissen der Tiere zu orientieren“, erklärt Lawrenz. „Allerdings können wir die Natur nicht 1:1 nachbilden.“ Grundsätzlich müsse man sich bei jedem Tier fragen, ob seine Haltung sinnvoll sei, sagt der Zoo-Direktor. Diese Gedanke sei früher nicht so ausgeprägt gewesen. Heute brauche man einen guten Grund, um Tiere einzusperren. Zum Beispiel, weil die Art besonders bedroht ist. „Aber natürlich brauche ich auch Tiere, die den Besucher ansprechen“, sagt Lawrenz.
„Ich kann nur schützen, was ich kenne“
Lawrenz ist Experte für Elefanten, er sitzt im Vorstand der International Elephant Foundation (IEF). „Ich glaube, dass es meinen Elefanten im Zoo gut geht“, sagt er. „Wenn das nicht so wäre, würde ich Konsequenzen ziehen.“
Für die Kölner spielt der Zoo auch in emotionaler Sicht eine Rolle beim Thema Artenschutz: „Ich kann nur schützen, was ich kenne“, sagt Zoo-Sprecher Schütt. „Deswegen wollen wir die Menschen emotionalisieren und für die Schönheit, aber auch die Bedrohung der Tiere sensibilisieren. Auch dafür braucht es Zoos.“
Für Lawrenz gehört zum Artenschutz auch die Frage, inwieweit die Tiere Besucher wahrnehmen können. Denn nicht jedes Nashorn oder Känguru mag es, ständig betrachtet zu werden. „Entscheidend ist, dass das Tier jederzeit die Möglichkeit hat, sich zurückziehen“, sagt der Zoodirektor. „Für Besucher mag das zwar enttäuschend sein. Aber jedes Tier kann bei uns frei entscheiden, ob es zu sehen ist oder nicht.“