AboAbonnieren

Fragen und AntwortenAlles was Sie zum Corona-Testverfahren wissen müssen

Lesezeit 4 Minuten
CoronaTest

Eine Krankenschwester steckt im Krankenhaus in Sion eine Probe mit einem Nasenabstrich eines Patienten, der auf das neuartige Coronavirus getestet wird, in einen Behälter.

  1. Die Untersuchung auf Corona-Viren erfolgt momentan nur unter eng begrenzten Voraussetzungen
  2. Wer sollte sich untersuchen lassen und warum ist das so schwierig? Wir geben einen Überblick.

Das neue Coronavirus Sars-CoV2 breitet sich in Deutschland zunehmend aus. Die Zahl der Neuinfizierten steigt täglich, die Testkapazitäten sind begrenzt. Viele sind verunsichert, ab wann sie sich selbst untersuchen lassen können oder sollten. Warum kann nicht jeder getestet werden, der gerne Gewissheit haben möchte? Warum ist es so schwierig, den Überblick über bisher durchgeführte Tests zu behalten?

Hier die wichtigsten Fakten:

Wie verhält man sich bei Corona-Verdacht?

Wenn Sie glauben, möglicherweise mit dem neuen Corona-Virus infiziert zu sein, sollten Sie zunächst telefonisch Kontakt zum Hausarzt aufnehmen. So kann verhindert werden, eine mögliche Infektio n im Wartezimmer weiterzuverbreiten. Wenn Sie Kontakt zu infizierten Patienten hatten, sollten Sie sich auf jeden Fall an das für ihren Wohnort zuständige Gesundheitsamt wenden. Dazu rät das Robert-Koch-Institut (RKI) dringend. Sie sollten das auch dann machen, wenn Sie keine Symptome haben. In Notfällen ist der ärztliche Bereitschaftsdienst unter 116 117 erreichbar. Doch nicht jeder mit Erkältungssymptomen wird auf das Coronavirus getestet.

Wer wird auf das Coronavirus getestet?

Laut Robert-Koch-Institut werden Personen nur getestet, wenn sinnerhalb der vergangenen 14 Tage Kontakt zu einer positiv auf das Coronavirus getesteten Person hatten.Ebenfalls getestet werden alle, die sich zuletzt in einem vom RKI festgelegten Risikogebiet aufgehalten haben. Dazu zählen aktuell Italien, Iran, China (Provinz Hubei), Südkorea (Provinz Gyeongsangbuk-do), Frankreich (Region Grand Est), Österreich (Bu ndesland Tirol), Spanien (Madrid) und die USA (Bundesstaaten Kalifornien, Washington, New York). In Deutschland ist der Kreis Heinsberg in NRW besonders betroffen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Die Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) am RKI hat zudem ihre Stichproben um das Coronavirus erweitert. In Zusammenarbeit mit ausgewählten Arztpraxen überwacht sie jedes Jahr die Aktivität von akuten Atemwegserkrankungen in Deutschland. Anhand der Proben können Experten die Verbreitung eines Virus verfolgen.

Wie genau läuft der Test auf das Coronavirus ab?

Betroffene können in der Arztpraxis oder im Krankenhaus getestet werden. In einigen Städten, wie in Köln und Bonn, wurden spezielle Diagnosezentren eingerichtet. Bei dem Test wird ein Abstrich aus dem Rachenraum im Mund genommen. Die Proben werden an ein Labor für virologische Spezialdiagnostik geschickt. Der Test im Labor auf das SARS-CoV-2 basiert auf der sogenannten Polymers akettenreaktion (PCR).

Mit dem PCR-Test werden selbst kleinste Mengen des Erbmaterials der Viren so stark vervielfältigt, dass sie sichtbar werden. Die Kosten übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen.

Könnten künftig mehr Corona-Tests möglich sein?

Einige Pharmakonzerne bieten sogenannte „Schnelltests“ an, bei denen Blutproben genommen werden, über die man bereits nach einigen Minuten Ergebnisse über eine Infektion mit dem Coronavirus erhalten soll. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hält diese Art der Tests allerdings nicht für zuverlässig, denn diese suchen nicht nach Erregern, sondern lediglich nach Antikörpern. Demnach ersetzen diese Schnelltests nicht den PCR-Test im Labor.Ein aktuell vom Schweizer Pharmakonzern Roche entwickeltes Test-Verfahren gibt jedoch Hoffnung auf schnellere Ergebnisse und somit eine höhere Testkapazität. Der Test funktioniert ebenfalls über das PCR-Verfahren, ist allerdings vollautomatisiert und muss nicht manuell durchgeführt werden. Dank spezieller Analyseautomaten in Großlaboren könnten laut dem Pharmakonzern bis zu 96 Proben bereits nach dreieinhalb Stunden ausgewertet werden. Je nach Größe der Analyseautomaten sollen bis zu 960 Tests innerhalb von acht Stunden möglich sein.

Wie viele Labore führen in NRW Corona-Test durch?

In Nordrhein-Westfalen werden laut Landesgesundheitsministerium alle genommenen Abstriche von knapp 20 verschiedenen privaten, entsprechend zertifizierten und auch von universitären Laboren getestet. Genaue Zahlen über die Anzahl der Proben, die täglich in den einzelnen Laboren durchgeführt werden, liegen laut Gesundheitsministerium nicht vor. Da man davon ausgehen muss, dass die Anzahl der zu untersuchenden Patienten weiter ansteigen wird, sollen die Untersuchungskapazitäten in den Laboren weiter hochgefahren werden.

Wie viele Menschen wurden in Deutschland bisher getestet?

Eine Gesamtanzahl der Personen, die deutschlandweit bisher getestet wurden oder täglich getestet werden, gibt es nicht. Laut der Kassenärztlichen Bundesvereinigung konnten in der vergangenen Woche allein in deutschen Arztpraxen 35 000 Corona-Tests durchgeführt werden – die Tests in den Kliniken nicht mit eingerechnet. Im mobilen Abstrichzentrum der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein in Erkelenz werden täglich etwa 60 Testungen durchgeführt. Laut Gesundheitszentrum der Stadt Köln ist es nicht möglich, für die Stadt die zahlreichen Daten von Ärzten, Kliniken und weiteren Teststationen zentral zu sammeln.

Auch Zahlen zum Verhältnis der negativ ausgefallen Tests im Vergleich zu den positiven Tests liegen damit nicht vor. An das Gesundheitsamt Köln wurden bisher lediglich die positiven Corona-Fälle weiterg egeben.

Dass negative Testergebnisse bisher nicht zentral erfasst wurden, ist für den Berliner Virologen Christian Drosten nur eine „scheinbare Schwäche“. Das sei eine Folge der dezentralen Arbeitsweise, durch die im Ergebnis eine sehr hohe Testdichte erreicht werde, twitterte er: „Deswegen erkennen wir so viel mehr Infektionen pro Todesfall.“