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Probleme für LuftfahrtFlughunde werden zur Gefahr für Australiens Flugverkehr

Lesezeit 4 Minuten
Nachtaktive Flughunde verschlafen am 30.11.2015 in Berlin in ihrem Gehege im Tierpark den Tag.

Flughunde werden in Australien zu einem Problem für Flugzeuge.

Flughunde in Rockhampton bedrohen die Flugsicherheit, da sie Kollisionen verursachen. Strategien zur Vertreibung sind während der Brutzeit eingeschränkt.

Der Botanische Garten von Rockhampton, eine Stadt im australischen Bundesstaat Queensland, beherbergt während der Brutsaison bis zu 10.000 Flughunde. Letztere sind eng mit Fledermäusen verwandt und sehen mit ihren ledrigen, schwarzen Flügeln auch ähnlich aus, auch wenn ihre Schnauzen spitzer sind. Verletzte Flughunde anzufassen, kann übrigens gefährlich sein: Denn die Tiere können Krankheiten übertragen wie das Lyssa-Virus, das Tollwut auslösen kann.

Zudem können die Tiere zum einen recht laut sein, zum anderen reichen sie intensiv und sind somit in Stadtnähe oft keine allzu gern gesehenen Bewohner. In Rockhampton haben sich die Tiere jedoch auch noch in der Nähe des Flughafens angesiedelt und stellen eine ernsthafte Gefahr für Flugzeuge dar. Im vergangenen Geschäftsjahr verzeichnete der Flughafen über 40 Fledermaus- und Vogelschläge – die meisten davon am frühen Abend in der Dämmerung.

Sorgten Vögel für Flugzeugunglück in Südkorea?

Der Biologieprofessor Simon Robson von der australischen Hochschule CQ-University sagte dem australischen Sender ABC, es sei üblich, dass Fledermäuse und Flughunde bei Sonnenuntergang aktiv werden. „Zu dieser Jahreszeit ziehen sie zwischen Lagern hin und her und suchen nach sicheren Rastplätzen und Nahrungsangeboten“, sagte Robson.

Vogel- und Fledermausschläge können aufgrund der Schäden, die sie an Flugzeugen verursachen können, potenziell verheerende Folgen haben. Bei einem schweren Flugzeugunglück in Südkorea Ende Dezember mit 179 Toten stellte eine vorläufige Untersuchung Vogelfedern von Gluckenten in beiden Triebwerken sicher. Welche Rolle diese im Verlauf des Unglücks spielten, ist noch nicht endgültig geklärt.

In Rockhampton ist man sich der Gefahr durch die Flughunde äußerst bewusst. Um eine Kollision mit den Tieren in der Luft zu vermeiden, informiert die Flugsicherung die Piloten stets über die potenzielle Gefahr. Ist die Flughundkolonie aktiv, müssen die Flieger im Normalfall so lange kreisen, bis eine sichere Landung möglich ist. Doch es ist in der Vergangenheit auch schon zu Flugausfällen gekommen, wenn ein Flieger zuvor mit einer Fledermaus oder einem Vogel kollidiert ist.

Quantas: Mehrere Flugzeuge betroffen

Die australischen Fluglinien Qantas und Virgin Australia bestätigten, dass ihre Flugzeuge in den letzten Wochen betroffen waren. Ein Qantas-Flug, der letzten Monat von Rockhampton abfliegen sollte, musste gestrichen werden, nachdem ein Flugzeug bei seiner Ankunft eine Fledermaus getroffen hatte. Obwohl es keine offiziellen Angaben darüber gibt, wie viele Flüge in diesem Jahr bisher wegen der Flughunde ausgefallen sind oder zumindest verspätet waren, so deuten Posts von Passagieren auf sozialen Medien darauf hin, dass die Tiere bereits mehrere Ärgernisse verursacht haben.

Stephen Alley, der Pilot einer lokalen Fluglinie ist, sagte dem australischen Sender, dass er selbst Flüge bei Sonnenuntergang inzwischen vermeide. Alley bestätigte zudem, dass die Fledermäuse auch für größere Flugzeuge eine ernste Gefahr darstellen könnten, sollten sie in die Triebwerke gelangen. Würde ein Vogel oder eine Fledermaus in den Motor eingesaugt, so könne dies erhebliche Schäden verursachen, so der Experte.

Die Stadt testet immer wieder unterschiedliche Strategien, um das Risiko zu mindern und die Fledermäuse in Flughafennähe zu vertreiben. Letzteres ist mithilfe von Rauch, Lärm oder Licht möglich – es ist allerdings aus gesetzlichen Gründen nicht während der Brutzeit der Tiere erlaubt.

Australien hatte auch in der Vergangenheit immer wieder Ärger mit den Fledertieren. 2021 war gar die Rede von „Flughund-Tornados“. Besonders betroffen war damals die Kleinstadt Ingham. Nachdem die dortige Flughundpopulation regelrecht explodierte, konnten die Bewohner den Lärm und Gestank der Tiere kaum mehr aushalten.

Robson glaubt, dass das Problem letztlich selbstverschuldet ist. Großflächige Abholzungen hätten dazu beigetragen, dass die Tiere näher an bewohnte Gebiete heranrückten, sagte er. „Sie entscheiden sich nicht dafür, in der Nähe des Flughafens zu leben – aber angesichts der begrenzten Möglichkeiten, die sie haben, ist es für sie offensichtlich kein schlechter Ort.“ Flughunde seien „ein wichtiger Teil der australischen Artenvielfalt“. Der Mensch müsse daran arbeiten, mit ihnen zusammenzuleben. „Wenn sie auftauchen, müssen wir einfach die Flugzeiten anpassen“, findet er.