Der Hip-Hop- und RnB-Sänger Trettmann hielt auf seiner aktuellen Tour auch in Köln.
Einziges Konzert in NRWTrettmann begeistert Fans bei Konzert in Köln
Wenn Trettmann „Köln“ ruft, dann klingt das, als würde ein Korken knallen. Donnerstag in der ziemlich gut, aber nicht restlos gefüllten Lanxess Arena, knallen ziemlich viele Korken. „Köln! Köln! Köln!“
Wobei das eigentlich Quatsch ist. Das Konzert findet zwar in der Stadt mit K statt, aber weil der Rapper nur acht Konzerte in Deutschland gibt (und dabei nur einmal in NRW Station macht), ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass es nur kölsche Fans sind, die er da anfeuert. Ist ja kein FC-Spiel.
51 Jahre alt: Trettmann ist eine Ausnahmeerscheinung in seinem Genre
90 Minuten lang wird Trettmann, der eigentlich Stefan Richter heißt und aus Chemnitz kommt, frenetisch gefeiert. Von Menschen, die seine Kinder sein könnten. Dass er schon 51 Jahre alt ist, macht ihn – in diesem Musikgenre – zu einer Ausnahmeerscheinung. Wobei man nicht wirklich weiß, wie er eigentlich aussieht.
Unter der bis auf die Augenbrauen herunter gezogenen Lammfellmütze mit den langen Ohrenklappen und der getönten Sonnenbrille, die er den ganzen Abend anlässt. Das Trikot des Eishockeyteams Los Angeles Kings und die helle Hose, die er trägt, sind so weitgeschnitten, dass sie keine Rückschlüsse auf seine Figur zulassen.
Unter dieser Ver-Kleidung könnte auch ein Jugendlicher stecken. Und genauso bewegt sich Trettmann auch. Sehr agil, sehr geschmeidig, federnd. Auf dem begehbaren oberen Rand des rechteckigen Aufbaus, der die vordere von zwei Videowänden bildet, hält es ihn nicht lange. Nur für die ersten beiden Stücke. „Ich komm’ mal zu euch runter – aber ihr sehr gut aus von hier oben“, ruft er. Um dann ab „Woanders“ direkt an der Bühnenkante weiter zu machen. Bei „Raver“ kommen zwei ausdrucksvoll Tanzende hinzu, die ihn rechts und links rahmen, auch Gastsänger wie Jassin (bei „Nach Hause komm“) gehören zum Programm.
Trettmann ruft während des Konzertes zu mehr Solidarität auf
Ebenso wie ein Aufruf, sich mit Trettmann gegen rassistische Gewalt zu stellen: „Ich will, dass wir aufeinander aufpassen, Solidarität zeigen, und dass wir die, die das nicht tun, achtkantig rauswerfen.“ Trettmanns Stücke kennen die Fans Wort für Wort. Und bejubeln jede Ansage. Sogar die: „Ich habe nach 30 Jahren aufgehört zu rauchen. Und wieder angefangen.“
Stärkstes Stück des Abends: „Grauer Beton“. Darin erzählt Trettmann vom Aufwachsen im Plattenbau und kontrastiert das mit der vexierenden Farbigkeit des Nachwendelebens: „Neue bunte Scheine sprechen eine eigene Sprache. Neue bunte Welt erstrahlt in der Leuchtreklame.“ Über den Plattenbau rappen viele. Über die Wende nicht. Wie auch? Sie haben sie ja nicht erlebt.