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Corona-PandemieWie die Lage derzeit in England und Spanien aussieht

Lesezeit 4 Minuten
FPandemie in London

Menschen in London mit einer Mund-Nase-Beddeckung

  1. Weltweit steigen die Zahlen der mit dem Coronavirus Infizierten rasant.
  2. Das verändert das Leben der Menschen.
  3. Unsere Korrespondenten in Spanien und Großbritannien beschreiben die Lage.

Das Urlaubsland Spanien steuert auf einen traurigen Rekord zu: Das südeuropäische Königreich hat seit Beginn der Epidemie im März bereits nahezu eine Million durch Tests bestätigte Corona-Fälle registriert. Bis Dienstagnachmittag meldete das spanische Gesundheitsministerium 974 500 Fälle. Täglich wurden zuletzt 13 000 neue Infektionen erfasst.

Obwohl Spanien deutlich früher als die Nachbarn von der zweiten Welle getroffen wurde, gelang es den Gesundheitsbehörden bisher nicht, die Lage unter Kontrolle zu bringen. Ganz im Gegenteil: Die Corona-Lage spitzt sich weiter zu: Die landesweite Sieben-Tage-Inzidenz kletterte mittlerweile auf 153 Fälle pro 100.000 Einwohner – das ist der höchste Stand seit Beginn der Pandemie im Frühjahr und drei Mal so viel wie der entsprechende Wert in Deutschland.Besonders schlimm betroffen ist die Hauptstadtregion Madrid, in der knapp ein Drittel aller Fälle erfasst werden. Und der gesamte Norden des Landes mit den Regionen Katalonien, Baskenland, Rioja, Aragonien und Navarra, wo die wöchentliche Häufigkeit bis zu 500 Fälle pro 100 000 Einwohner erreicht.

geschlossene Bars

Barcelona: Ein Mann geht an einem geschlossenen Restaurant in Barcelona vorbei. Bars und Restaurants in Spaniens nordöstlicher Region Katalonien schließen

Auch hinsichtlich der Toten, die im Zusammenhang mit Covid-19 registriert werden, gehört Spanien zu den europäischen Sorgenkindern. In den vergangenen vier Wochen wurden in Spanien 3329 Corona-Tote gemeldet; allein in Madrid waren es 991. Seit Epidemie-Beginn starben nach den offiziellen Zahlen nahezu 34 000 Menschen.

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 Auch Spanien versucht die Ausbreitung der Ansteckungen mit Beschränkungen des öffentlichen Lebens zu bekämpfen. Etliche Städte, zum Beispiel Madrid oder Burgos, sind derzeit Sperrgebiet. Mancherorts wurden Gastronomiebetriebe ganz geschlossen, wie etwa in Katalonien, oder es wurde die Sperrstunde vorgezogen. Die Regionen Madrid und Katalonien erwägen mittlerweile auch nächtliche Ausgangssperren. Einen Lichtblick in der Krise gibt es unterdessen im Urlaubsparadies Kanaren. Dort machen sich die Verantwortlichen Hoffnung, dass die internationale Reisewarnung wenigstens für die Inselgruppe bald aufgehoben werden kann. Die Sieben-Tage-Inzidenz sank dort auf 35.⇥Ralph Schulze

Großbritannien

Als Boris Johnson vor einigen Wochen die sogenannte „Rule of Six“ einführte und damit jegliche Zusammenkünfte von mehr als sechs Menschen, ob Kinder oder Erwachsene, verbot, bereiteten Dutzende von konservativen Abgeordneten eine Revolte gegen den mit Notstandsbefugnissen regierenden Premierminister vor. Seit einigen Wochen haben die Parlamentarier wieder das Recht, über die Maßnahmen abzustimmen, die derzeit ständig ausgeweitet werden. Denn die Corona-Lage im Königreich spitzt sich zu. Am Dienstag wurden … neue Ansteckungen für die vergangenen 24 Stunden gemeldet, die täglich veröffentlichte Zahl der Todesfälle lag am Dienstag bei... Das Königreich ist mit bislang knapp 44 000 Toten das am schlimmsten betroffene Land in Europa.

Kritiker prangerten immer wieder die kaum noch zu überblickenden Vorschriften als uneinheitlich und die Kommunikation aus der Downing Street als verwirrend an. Während Wales, Schottland und Nordirland über lokale Einschränkungen selbst entscheiden können, füllt Boris Johnson eine Doppelrolle aus. Er regiert als Premier das gesamte Königreich, ist aber auch englischer Landeschef. Das sorgt vor allem im Norden Englands für Unmut. Bürgermeister und lokale Politiker fürchten angesichts der sich mittlerweile gefährlich füllenden Krankenhäuser noch strengere Maßnahmen, die die ohnehin schwer gebeutelte Wirtschaft weiter treffen würden.

Johnson hatte vor zwei Wochen ein Drei-Stufen-System vorgestellt. Mit dem Warnsystem werden Gegenden je nach Infektionsgeschehen in eine von drei Risikostufen eingeteilt und bestimmten zusätzlichen Restriktionen unterworfen. Pubs, Bars, Wettbüros und Fitnessstudios sind in der höchsten Stufe geschlossen, während Schulen, Universitäten und Geschäfte offen bleiben. In Städten und Regionen der Stufe zwei, wo derzeit London steht, dürfen Pubs und Bars zwar weiterhin ausschenken, doch die Menschen dürfen keine Angehörigen anderer Haushalte mehr in geschlossenen Räumen treffen. Im Rest Englands gelten die bisherigen Einschränkungen wie Sperrstunde um 22 Uhr und die „Rule of Six“.

Derweil hat Wales gerade einen zweiwöchigen Lockdown für die Provinz verkündet. Im Großteil Schottlands herrscht bis zum 25. Oktober ein Alkoholverbot in der Gastronomie, die zudem im ganzen Landesteil nur noch von 6 Uhr bis 18 Uhr geöffnet haben darf. Treffen von Personen außerhalb des eigenen Hausstands in privaten, geschlossenen Räumen sind nicht erlaubt. Dasselbe gilt auch in Nordirland. Restaurants und Pubs dürfen nur Lieferservice und Außer-Haus-Verkauf anbieten.

Und Irland?

Im Kampf gegen die zweite Welle der Corona-Pandemie kehrt Irland als erstes EU-Land in den Lockdown zurück. Von Mittwoch an gilt in Irland eine sechswöchige Ausgangssperre, wie Ministerpräsident Micheal Martin mitteilte. „Jeder im Land wird aufgefordert, zu Hause zu bleiben“, sagte Martin. Die Menschen in Irland dürften sich nur noch fünf Kilometer von ihrem Wohnort weg bewegen. In Frankreich ist wegen der Pandemie die Patientenzahl auf den Intensivstationen stark gestiegen. Die Gesundheitsbehörden teilten am Montag mit, 2090 Intensivbetten seien derzeit mit Corona-Patienten belegt – 1441 mehr als vor einer Woche. In den Niederlanden sind bei den Gesundheitsbehörden 8182 Corona-Neuinfektionen in 24 Stunden gemeldet worden. Das sind 170 mehr als am Vortag und ein neuer Höchstwert, wie das Institut für Gesundheit und Umwelt RIVM mitteilte. (afp/dpa)