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Apell aus dem VatikanPapst ruft zur Solidarität auf

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Papst Franziskus erteilt auf dem wegen der Coronavirus-Pandemie leeren Petersplatz den Sondersegen "Urbi et Orbi".

  1. Die Corona-Pandemie hat auch die katholische Kirche verändert.
  2. Angesichts der Corona-Pandemie rief Franziskus zu mehr Solidarität und Gemeinsinn auf.
  3. Angesichts des menschenleeren Petersplatzes wich Franziskus auf den Vorplatz der Kirche aus.

Vatikan – Dieses Szenario hat es so noch nicht gegeben. Papst Franziskus in einer historischen Krise betend vor dem Petersdom, vor ihm der menschenleere Petersplatz. Die Corona-Pandemie hat auch die katholische Kirche verändert. Erstmals wollte der Papst in einer Ausnahmesituation am Freitag auch den Segen „Urbi et orbi“ erteilen, eine Geste, die normalerweise nur an Ostern, Weihnachten oder nach einer Papstwahl erfolgt und mit einem Sündenablass einhergeht. Bei Redaktionsschluss war die außerordentliche Andacht vor dem Petersdom in Rom noch nicht beendet.

Angesichts der Corona-Pandemie rief Franziskus zu mehr Solidarität und Gemeinsinn auf. In dieser Krise sollten die Menschen „neue Formen der Gastfreundschaft, der Brüderlichkeit und Solidarität zulassen“, forderte das Oberhaupt der katholischen Kirche dem Predigtmanuskript zufolge, das dieser Zeitung vorlag. „Alle sind wir dazu aufgerufen, gemeinsam zu rudern, alle müssen wir uns gegenseitig beistehen“, hieß es. Die Menschen stünden vor einer „Zeit der Entscheidung“. Es ginge darum „unser Lechzen nach Allmacht und Besitz aufzugeben“. Nun sei es notwendig „zu entscheiden, was wirklich zählt und was vergänglich ist, das Notwendige von dem zu unterscheiden, was nicht notwendig ist“.

Segen vor menschenleerem Petersplatz

Franziskus wies darauf hin wie derzeit „unser Leben von gewöhnlichen Menschen, die gewöhnlich vergessen werden, gestaltet und erhalten wird“ und nannte Ärzte, Krankenpfleger, aber auch Supermarktangestellte oder Reinigungspersonal, ehrenamtliche Helfer und Priester. „In unserer Gewinnsucht haben wir uns ganz von den materiellen Dingen in Anspruch nehmen lassen und von der Eile betäuben lassen“, lautete es im Manuskript. Der Papst mahnte zur Umkehr: „Wir haben uns von Kriegen und weltweiter Ungerechtigkeit nicht aufrütteln lassen, wir haben nicht auf den Schrei der Armen und unseres schwer kranken Planeten gehört.“ Es sei die Zeit, den „Kurs des Lebens“ wieder auf Gott und auf die Mitmenschen auszurichten.

Anschließend wollte Franziskus den Segen „Urbi et orbi“ erteilen, „der Stadt und dem Erdkreis“, den der Papst normalerweise von der Mittelloggia des Petersdoms aus spricht. Angesichts des menschenleeren Petersplatzes wich Franziskus auf den Vorplatz der Kirche aus. Dabei handelt es sich um den Ablass aller zeitlichen Sündenstrafen, die angesichts der vielen Corona-Kranken und Opfer weltweit auch symbolische Bedeutung einer Versöhnung haben könnte. Franziskus zitierte in seiner Predigt den berühmten und für die Ökumene grundlegenden Satz aus dem Johannes-Evangelium: „Alle sollen eins sein.“

Ostern ohne Gläubige

Vor dem Dom hatten Vatikanmitarbeiter ein Kruzifix aus dem 14. Jahrhundert aufgestellt, das während der Pest 1522 in Rom Wunder gewirkt haben soll. Auch das Marienbild „Salus populi romani“ aus der Basilika Santa Maria Maggiore, eine Schutzheilige, die Franziskus häufig zum Gebet aufsucht, wurde vor dem Petersdom postiert. Der Vatikan hatte die Kirche und den Platz wegen Covid-19 Anfang März für das Publikum gesperrt.

Auch Ostern wird im Vatikan dieses Jahr ohne Gläubige stattfinden. Wegen der „außerordentlichen Lage“ werden sich sämtliche Osterfeierlichkeiten im Vatikan von der Palmsonntagsmesse bis hin zur Ostermesse ohne Besucher zutragen. Franziskus feiert sämtliche Liturgien in Sankt Peter „ohne Beteiligung des Volkes“, wie der Vatikan mitteilte. Die Karfreitagsprozession, die normalerweise am Kolosseum stattfindet, soll diesmal ebenfalls vor dem Petersdom abgehalten werden.

Papst schon zweimal negativ getestet

Die Corona-Pandemie verändert auch den Alltag von Franziskus. Italienische Medien berichteten, der Papst sei vor Tagen zum zweiten Mal negativ auf das Virus getestet worden. Am Donnerstag wurde der sechste Covid-19-Fall im Vatikan (500 Einwohner) bekannt. Einer der Fälle soll einen Prälaten aus dem Staatssekretariat betreffen, der im Gästehaus Santa Marta lebt. Dort ist auch Franziskus untergebracht. Der 83 Jahre alte Papst nimmt seine Mahlzeiten in Santa Marta inzwischen in seinem Zimmer ohne Gesellschaft ein. Mitarbeiter trifft er aber noch regelmäßig, wie der Vatikan berichtet.

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Laut einem Zeitungsbericht schüttelt Franziskus weiterhin Hände, Mitarbeiter reichten anschließend Desinfektionsgel. Seit drei Wochen finden Generalaudienz und Angelusgebet ohne Gläubige statt und werden im Vatikan-Fernsehen übertragen. Dafür können Gläubige die Morgenmessen des Papstes in Santa Marta derzeit live mitverfolgen.