In der Provinz Valencia haben sich am Dienstagabend und in der Nacht zu Mittwoch bei einem Unwetter erschreckende Szenen abgespielt.
Straßen als reißende Flüsse„Alptraumhafte Nacht“ – Fast 100 Menschen sterben durch Unwetter in Spanien
In Spanien sind bei schweren Unwettern fast 100 Menschen ums Leben gekommen. Betroffen war vor allem die Region um Valencia an der Ostküste des Landes. Die Großstadt mit knapp 800.000 Einwohnern sowie angrenzende Gebiete wurden von Starkregen mit Überschwemmungen getroffen.
Laut einer vorläufigen Bilanz der Rettungskräfte starben mindestens 92 Menschen, wie es im Online-Dienst X, ehemals Twitter, heißt. Auch mehrere Kinder sind unter den Toten, wie spanische Medien berichten. Die Identifizierung der Leichen dauere an. Erwartet wird, dass die Anzahl der Todesopfer noch steigt, denn auch am Mittwochmittag wurden noch Menschen vermisst. Sobald der Schlamm, der viele Gebiete überzogen hat, entfernt wird, werden wohl weitere Leichen gefunden werden.
Die Zeitung „El Pais“ schreibt von einer „albtraumhaften Nacht“. Unzählige Straßen mussten gesperrt werden. Auf Bildern ist zu sehen, wie sich die schlammigen Fluten durch die Orte wälzen und sich in reißende Flüsse verwandelt haben, die viele Autos mit sich führen. Die Autowracks blieben nach Abfluss des Wassers dann aufgetürmt in den Straßen liegen. Auch heftige Stürme fegten zeitgleich über die Region hinweg, es bildeten sich Tornados.
Besonders dramatisch war die Situation in Catadau in der Provinz Valencia, wo „Land unter“ herrschte. In den betroffenen Gebieten wurden Autofahrer von den Wassermassen überrascht und konnten ihre Fahrzeuge nicht mehr rechtzeitig verlassen. Menschen waren in den oberen Stockwerken ihrer Häuser, in die sie flüchteten, gefangen. Viele Anwohner mussten ihre Wohnungen verlassen und waren auf der Suche nach Unterkunft. In vielen Gebieten fiel der Strom aus. Der Hochgeschwindigkeitszugverkehr zwischen Madrid und Valencia wurde eingestellt.
Die Behörden in Valencia warnten die Bevölkerung, die Häuser zu verlassen. Durch die Überschwemmungen könne es auf den Straßen zu unvorhergesehenen Gefahren kommen, selbst wenn kein Regen mehr falle. Zudem bräuchten Rettungsdienste freie Straßen, um arbeiten zu können.
Nie dagewesene Regenmengen in Valencia
In einigen Gegenden Ostspaniens fiel nach spanischen Medienberichten an einem einzigen Tag mehr als die sonst in einem Monat übliche Niederschlagsmenge. Regionalregierungschef Carlos Mazón erklärte, es handele sich um eine „noch nie dagewesene Situation“. Es handelt es sich laut Wetterdienst Aemet um die schwersten Schäden seit dem Jahr 2000.
Die spanische Regierung in Madrid setzte wegen der Überschwemmungen einen Krisenstab ein. Er traf erstmals am späten Dienstagabend zusammen. Die Regierung entsandte eine auf Rettungseinsätze spezialisierte Militäreinheit nach Valencia, um die örtlichen Dienste zu unterstützen.
Unwetter in Ostspanien: Rettungskräfte erreichen nicht alle Einsatzorte
Unterdessen wird die Kritik an den Behörden lauter, die nach Meinung vieler nicht rechtzeitig vor der Heftigkeit der Unwetter gewarnt hätten, wie „El Pais“ berichtet. Der Wetterdienst Aemet hätte zwar schon seit dem Morgen die Warnstufe nach oben gesetzt, allerdings habe der regionale Notruf den ersten Alarm erst am Dienstag nach 20 Uhr verschickt. Zu diesem Zeitpunkt hätten aber schon viele Menschen in den Wassermassen festgesessen.
Die Einsatzkräfte in der Provinz Valencia rangen auch am Mittwochmittag noch darum, zu allen Betroffenen vordringen zu können. Vieles könne wegen überschwemmter oder anderweitig blockierter Straßen nur per Hubschrauber geleistet werden, sagte José Miguel Basset von der Feuerwehr der Provinz Valencia der Nachrichtenagentur Europapress.
Unwetter mit Starkregen auf Mallorca
Die Regenfälle sollen den Vorhersagen zufolge bis mindestens Donnerstag anhalten. Wissenschaftler warnen, dass extreme Wetterereignisse wie Starkregen, Hitzewellen und Stürme durch den Klimawandel verstärkt werden.
Erst wenige Tage zuvor war es in Südspanien zu Unwettern gekommen, von denen besonders die Baleareninseln betroffen waren. Auf Mallorca gab es nach Starkregen Überflutungen, mehrere Menschen mussten aus ihren Autos gerettet werden. In Manacor und Portocristo traten Sturzbäche über die Ufer und überspülten Straßen und die unteren Geschosse von Gebäuden. Ums Leben kam hier allerdings niemand. (cme, dpa)