Zur Nachhaltigkeitsstrategie gehört, auf Verpackungen aus Plastik und Kappen zu verzichten. Das Unternehmen setzt auf Papier und Karton.
SilvesterFeuerwerkshersteller Weco in Eitorf produziert jetzt plastikfreie Raketen
Vorbei die Zeiten, als am Neujahrsmorgen die Straßen übersät waren mit kegelförmigen Plastikkörpern, die manchmal noch im Sommer auf den Kuhwiesen lagen. Weco in Eitorf hat die Produktion der deutschen Feuerwerksrakete umgestellt und verzichtet nahezu komplett auf Plastik. Lediglich ein paar Klebepunkte bleiben. „Aber wir arbeiten da dran“, verspricht Pressesprecher Oliver Gerstmeier.
Nach den beiden schweren Corona-Jahren, bei denen der Silvester-Verkauf komplett ausgefallen ist, war 2022, so Gerstmeier, sehr gut. Die Menschen hätten Nachholbedarf gehabt. „Ein Feuerwerk ist spürbar in Herz und Magen, das ist anders als bei der Illumination von Gebäuden“, so der Unternehmenssprecher, der solche Varianten als Ergänzung sieht.
Die Lager waren plötzlich wieder leer. „Wir haben 215 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es gibt genug zu tun. Die Auftragsbücher sind gut gefüllt, seit Jahresbeginn“, erklärt Gerstmeier. Eigentlich wäre Weco schon 2020 so weit gewesen, um nachhaltiger in die Produktion zu gehen und auf Plastik zu verzichten.
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„Wir sind in der Entwicklung anders herangegangen. Die deutsche Feuerwerksrakete wird kunststofffrei.“ Das beginnt mit dem klassischen Verpackungsbeutel, in dem die Artikel fächerförmig angeordnet waren. Der war früher aus PVC und wird jetzt ersetzt durch einen Karton.
Die Spitzkappe wird es bei den Raketen aus Eitorf nicht mehr geben
Auch bei den Bauteilen gibt es Neuerungen. Die Spitzkappe aus Plastik wird es künftig nicht mehr geben, stattdessen wird der buntbedruckte Raketenmantel oben „gewürgt“. Dadurch entsteht die neue Spitze. Zuvor wird die Bombette eingesetzt, der Sprengsatz mit den farbigen Effekten, die meist durch unterschiedliche Metalle entstehen.
Die Zündschnurabdeckung war bislang ebenfalls aus Kunststoff. Sie wird ersetzt durch einen Zylinder aus Pappe. Die Maschinen mussten umgerüstet werden, neue anzuschaffen war kein Thema. In drei Produktionsstraßen wird jetzt die kunststofffreie deutsche Feuerwerksrakete aus ihren Bestandteilen zusammengebaut.
In einen großen Trichter füllt Benedikt Erwin die Mantelrohlinge ein, die dann auf einem Band ausgerichtet werden und mit dem Raketentreiber oder Motor sowie der Zündschnur bestückt werden. Mit einer schwarzen Masse wird abgedichtet, die Kappe kommt drauf. Anschließend fährt das Werkstück über eine Pufferstrecke zur nächsten Maschine.
Hier werden die zylinderförmigen Bombetten eingesetzt. Der Kartonmantel wird mit einer Bürste angeschliffen, damit der Kleber besser halten kann. Nach der Innenverleimung werden die Falznähte gedrückt, bevor ein Werkzeug die Spitze zur Raketenform zusammendrückt. Mit einigen Tropfen rund 200 Grad heißen Klebstoffs wird sie oben verschlossen, anschließend schnell heruntergekühlt.
Der Raketenleitstab wird am Ende maschinell unterstützt von Hand geklebt
Ganz am Ende steht das Anleimen des Raketenleitstabs, das später und anderer Stelle maschinell unterstützt noch in Handarbeit passiert. Dadurch haben wir einen großen Volumenvorteil, sagt Produktionsmeister Harald Opschondek, der die einzelnen Produktionsschritte zeigt.
Schon bisher waren rund 90 Prozent aller Feuerwerkskörper kunststofffrei. „Mit den Feuerwerksbatterien sind wir schon lange da, wo wir mit der Rakete hinwollen“, meint Gerstmeier. Mit dem neuen Schritt liege die Quote bei 94 bis 95 Prozent. Weco ist Marktführer und der letzte große Produzent in Europa. Nach dem Verkauf des Werkes in Freiberg liegt die Produktionsquote in Deutschland bei 15 bis 20 Prozent, es war schon mal ein Drittel. Der Rest kommt aus China, zum Beispiel alle Batterien.
Weco in Eitorf bildet nach den beiden Coronajahren jetzt wieder aus
Wie die Preise für den Endkunden sind, weiß Gerstmeier nicht, das entscheidet der Handel. Der muss aber höhere Preise vom Produzenten akzeptieren, weil zahlreiche Rohstoffe bis zu 100 Prozent teurer geworden seien. 2020 und 2021 war Weco insolvenzgefährdet, das Eigenkapital ist geschrumpft. „Wir haben Federn gelassen. Aber es gibt Lichtblicke“, so der Sprecher. „Einige, die uns in der Corona-Zeit verlassen haben, kommen wieder und wir bilden auch wieder aus.“