22 künftige Pflegefachkräfte nehmen am Krankenhaus in Waldbröl gerade an einem Projekt teil, das sie auch für das Examen fit machen soll.
KardiologieJunge Leute tragen Verantwortung für Station im Waldbröler Krankenhaus
Kurz nach 13.15 Uhr, Station 4.1 der Kardiologie im Waldbröler Kreiskrankenhaus, Visite. Oberarzt Abdulwahab Kourani ist auf dem Weg zu den Patientinnen und Patienten, auf dem Flur tummeln sich ungewöhnlich viele Menschen. Denn bis zum kommenden Sonntag erlernen insgesamt 22 künftige Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner ihren Beruf mitten im Alltag. Doch geht es diesmal nicht nur um die Handgriffe in der Pflege: Für zwei Wochen stehen sie in der Verantwortung, die junge Leute leiten die gesamte Station – im Frühdienst, während der Tag- und der Nachtschichten, alles müssen sie dort selbstständig organisieren.
Auch Ausfälle aufgrund von Krankheit müssen in Waldbröl selbstständig aufgefangen werden
„Erst gestern galt es, zwei Ausfälle nach Krankmeldung kurzfristig ausgleichen und für Ersatz für die betroffene Schicht zu sorgen“, berichtet Bereichsleiterin Vanessa Pauly. Das Schreiben von Dienstplänen, die Dokumentation der Arbeiten auf der Station, das Dirigieren der Abläufe und das Führen des Sekretariats dort sind weitere Aufgaben der Auszubildenden – neben der täglichen Betreuung der Erkrankten.
Zwei Wochen dauert das Intensivtraining, es soll die neuen Pflegekräfte zudem für die Abschlussprüfung am Gesundheits- und Bildungszentrum (GBZ) des Klinikums Oberberg fit machen. Geht alles glatt, haben sie am 1. November das Examen in der Tasche. Zum ersten Mal hat das Klinikum dieses Projekt gestartet, im kommenden Jahr soll es – dann am Standort Gummersbach – seine Fortsetzung finden.
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„Die Idee ist es, Theorie und Praxis zusammenzubringen und zu zeigen, wie es ist, plötzlich in einem Boot zu sitzen und im Team zu arbeiten“, erklärt Projektleiter Jonas Sebastian Schütter vom GBZ. Er betont: „Natürlich stehen ihnen examinierte Kolleginnen und Kollegen sowie unsere Praxisanleiterinnen und Praxisanleiter jederzeit zur Seite.“ Gefährlich für die Patientinnen und Patienten der Kardiologie werde es also nicht: „Ganz im Gegenteil, wir haben beobachtet, dass sich die jungen Pflegekräfte stets sehr früh Hilfe holen.“ Allein das Zeitmanagement habe zu Beginn ein paar Schwierigkeiten bereitet.
Das Waldbröler Projekt gilt als Ausbildungsmodell für die Zukunft
Die Morsbacherin Nicole Wurzbacher (41) ist Praxisanleiterin, sie findet: „Dieses Ausbildungsprojekt ist ein Modell für die Zukunft. Und richtig Spaß macht es auch.“ Ebenso eingebunden sind zwei Pflege-Pädagoginnen.
Einen der Auszubildenden hat Oberarzt Abdulwahab Kourani bei der Visite nun immer im Schlepptau. „Ich bin überrascht, wie gut das Projekt läuft“, bekennt der Mediziner. „Oft sieht man keinen Unterschied zwischen den Examinierten und den Schülerinnen und Schülern – sie meistern alle Herausforderungen.“
Ilyas Chaibi gehört dazu, arbeiten möchte er nach dem Examen in der Kardiologie oder in der Chirurgie. „Der Einsatz hier bedeutet noch mal viel mehr und neue Erfahrungen, für mich ist das ein großer Schritt zum selbstständigen Arbeiten“, erklärt der 20-Jährige aus Marienheide. Bisher habe es übrigens keine Aufgabe gegeben, die ihm Probleme bereitet habe. „Am meisten mag ich aber die pflegerischen Tätigkeiten.“
Die Neurologie ist dagegen das Ziel von Esma Yavuz (20), auch sie genießt diese Praxiszeit: „Ich freue mich, dass ich hier helfen kann“, verrät die Gummersbacherin. „Ich mag es, den Menschen auf der Station ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern – oft reicht dafür schon eine Kleinigkeit.“ Und für die Prüfung sei das die optimale Vorbereitung, ergänzt sie. Vor dem Einstieg in die zwei Wochen in Waldbröl hat die Gruppe bei Lehrgängen, etwa in der Hygiene und zur Reanimierung, älteres Wissen aufgefrischt.
Jede Nachwuchskraft ist für höchstens sechs Patientinnen und Patienten zuständig und dann für deren Betreuung im Ganzen verantwortlich. Patient Hans-Jürgen Lemmer aus Gummersbach-Steinenbrück fühlt sich bestens aufgehoben. Bedenken hatte der 80-Jährige keine, als man ihm erklärte, dass sich fortan vor allem angehende Pflegekräfte um sein Wohl bemühen: „Die machen das astrein.“ Und ihn freue es, dass er als Patient bei der Ausbildung junger Menschen helfen könne.