Zum Finale des US-Wahlkampfes bieten Donald Trump und Kamala Harris den Wählern zwei unterschiedliche Versionen der Realität an.
Niveauloses Wahlkampf-FinaleTrump fantasiert über Käfigkämpfe gegen Migranten – Vance nennt Harris „Müll“
Im Schlussspurt ihrer Kampagne haben der republikanische Präsidentschaftsanwärter Donald Trump und sein Running Mate, J.D. Vance, die beleidigende Rhetorik in diesem US-Wahlkampf noch einmal auf die Spitze getrieben. Während Trump die große Bühne für Gewaltfantasien nutzt, sticht eine Äußerung von Vance heraus.
Der republikanische Kandidat für das Amt des US-Vizepräsidenten beendete seinen Wahlkampf am Montag (4. November) mit einer Beleidigung der Trump-Kontrahentin Kamala Harris. „Wir werden den Müll in Washington D.C. rausbringen, und der Müll heißt Kamala Harris“, sagte Vance bei einem Auftritt im Bundesstaat New Hampshire.
US-Wahlkampf: J.D. Vance bezeichnet Kamala Harris als „Müll“
Seit dem Auftritt eines Comedians bei einem Wahlkampf-Event von Donald Trump im New Yorker Madison Square Garden hält sich „Müll“-Rhetorik hartnäckig im US-Wahlkampf. Der Komiker hatte die zu den USA gehörende Karibikinsel Puerto Rico als im Ozean schwimmende Insel aus Müll bezeichnet – und damit Empörung ausgelöst.
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Kurz vor seinen Äußerungen über Harris nahm Vance Bezug auf eine Äußerung des scheidenden Präsidenten Joe Biden. Einem Mitschnitt eines Wahlkampftelefonats von Biden mit der Latino-Community ist nicht eindeutig zu entnehmen, ob Biden Trumps Anhänger als „Müll“ bezeichnete – oder die verbreiteten Ansichten über Latinos.
Spektakulärer US-Wahlkampf auf Zielgeraden: Donald Trump wettert erneut gegen Migranten
Das Trump-Lager verbreitet seitdem erstere Lesart, das Weiße Haus die andere. Biden selbst beteuert, er habe sich undeutlich ausgedrückt und sei falsch verstanden worden. Vance bezeichnete die Äußerungen des Präsidenten nun als respektlos.
Während Vances Aussagen über Harris einen weiteren Tiefpunkt in der Rhetorik des US-Wahlkampfes markieren, ließ auch Donald Trump ein weiteres mal aufhorchen. Bei seinem letzten Wahlkampfauftritt im wichtigen „Swing State“ Pennsylvania fantasierte der 78-Jährige über blutige Käfigkämpfe gegen Migranten.
Trump setzt in letzter Wahlkampfrede auf Beleidigungen
Seinem Publikum in Pittsburgh sagte Trump, dass die US-amerikanische Mixed-Martial-Arts-Organisation UFC eine Liga gründen solle, bei der sich professionelle Kämpfer mit Migranten prügeln sollten. „Am Ende möchte ich, dass die Migranten gegen die Champions antreten. Und ich denke, die Migranten könnten tatsächlich gewinnen – so fies sind einige dieser Typen“, sagte Trump.
Wenig später versicherte er der von ihm aufpeitschten Menge, dass von Migranten begangene Schwerverbrechen bei einem Wahlsieg seiner Republikaner künftig hart bestraft würden. „Ich fordere hiermit die Todesstrafe für jeden Migranten, der einen amerikanischen Bürger oder einen Polizisten tötet“, sagte der 78-Jährige unter dem Jubel zahlreicher Anhänger.
Trump hat die Beschränkung der illegalen Einwanderung zu einem seiner zentralen Themen im Wahlkampf gemacht, Migranten immer wieder als Feinde Amerikas dargestellt und mit Falschbehauptungen gezielt Stimmung gegen Ausländer gemacht. Trump stellte in seiner Ansprache Einwanderer ohne Papiere pauschal als geisteskranke Kriminelle dar und bezeichnete diejenigen, die eines Verbrechens beschuldigt wurden, als „Wilde“ und „Tiere“.
Donald Trump nennt Harris „eine Person mit sehr niedrigem IQ“
Wie auch sein Running Mate, überzog auch Trump seine Kontrahentin abermals mit Beleidigungen unter der Gürtellinie. „Sie ist eine linksradikale Verrückte“, sagte Trump in Grand Rapids im besonders hart umkämpften „Swing State“ Michigan. Bis vor kurzem habe niemand gewusst, wer die US-Vize überhaupt sei. „Aber dann wollten sie politisch korrekt sein. Also wählten sie Kamala und nannten sie Harris, und niemand wusste, wer Harris war.“ Deshalb würde man sie nur mit ihrem Vornamen ansprechen. Trump nannte Harris „eine Person mit sehr niedrigem IQ“.
„Trump wird von Stunde zu Stunde extremer in seinen Ausbrüchen“, urteilte CNN in seiner Wahlberichterstattung am Montagabend (Ortzeit). Seine Äußerungen deuteten auf einen neuen Versuch hin, sich dem Willen der Wähler zu widersetzen, falls er verliere. Demnach hatte er am Sonntag in Pennsylvania fälschlicherweise behauptet, dass die Demokraten „so hart kämpfen, um diese verdammte Sache zu stehlen“ und dass die Wahlmaschinen manipuliert würden.
Die „New York Times“ verwies in ihrer Analyse des Wahlkampffinales auf die großen inhaltlichen Unterschiede der letzten Auftritte von Donald Trump und Kamala Harris. „In den letzten Stunden vor dem Wahltag boten die beiden Präsidentschaftskandidaten im Wesentlichen zwei konkurrierende Versionen der Realität an“, so die „Times“. Während der ehemalige Präsident „vor nicht gefüllten Sälen“ behauptet habe, dass die USA am Rande des Ruins stünden, versprach die Vizepräsidentin in ihrer Rede eine geeintere Zukunft.
Die letzten Umfragen vor dem morgigen Wahltag prophezeien weiter ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Die jüngste Umfrage der „Washington Post“ sagt ein knappes Rennen in jedem Swing State voraus. Kamala Harris hat demnach ihren Vorsprung auf nationaler Ebene und in Michigan, Wisconsin und Nevada gehalten, aber ihr Vorsprung in Pennsylvania ist geschrumpft. Trump führt weiterhin in Arizona, Georgia und North Carolina. (mit dpa)