Mehr als zwölf Kilometer misst das Streckennetz, das sich in der Marktstadt durch die Wälder windet. Die Wege sind jedoch stark beschädigt.
Antrag zurückgestelltVorerst fließt kein Geld für die Waldwege in Waldbröl
Nicht zu verstehen und kaum zu ertragen – so beschreibt Karl-Josef Groß die Entscheidung des Landesbetriebs Wald und Holz, zwei Anträge der Waldbröler Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) jetzt zurückzustellen: Die Gemeinschaft um ihren Vorsitzenden Groß hatte sich um eine Förderung von nicht weniger als 90 Prozent aus dem Fünf-Punkte-Sofortprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen zum Wiederaufbau von Wäldern beworben. Gestartet ist dieses Programm im April vergangenen Jahres. Die FBG wollte ihre schwerbeschädigten Wald- und Forstwege auf Vordermann bringen.
Waldbröls neuer Revierförster Phil Hartmann ist ebenfalls verärgert
„Doch daraus wird vorerst nichts“, bedauert Groß. Mehr als zwölf Kilometer misst das Streckennetz insgesamt – Wege, die bei Bränden oder Unfällen im Wald auch von der Feuerwehr und dem Rettungsdienst genutzt werden. „Zum Glück hat es aus Sicht des Waldes und seiner Besitzer in diesem Jahr bisher tüchtig geregnet, sodass diese Gefahr nicht so immens ist wie in den vergangenen Jahren“, sagt der Waldbröler.
Etwas mehr als 1500 Hektar Wald gehören der FBG, sie liegen zumeist rund um den Nutscheid-Höhenzug, zwischen der Waldbröler Ortschaft Hermesdorf und Nümbrecht-Berkenroth etwa, hinzukommen Flächen bei Rölefeld und Reichshof-Eiershagen. Erfasst und dokumentiert hat diese Phil Hartmann, seit Dezember Revierförster. Zwischen 60 und 80 Stunden Arbeit habe er in die Anträge gesteckt: „Noch bis in den vergangenen April hinein gab es immer wieder die Aufforderung von Ministerin Silke Gorißen, doch bitte Bewerbungen zu schreiben – und jetzt kassieren wir von ihr dafür eine solche Klatsche“, schimpft er kopfschüttelnd.
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Denn jüngst hat der Landesbetrieb Wald und Holz entschieden, allein die Wiederaufforstung von Wäldern zu fördern, in denen sich etwa der Borkenkäfer ausgetobt hat. Sprecherin Nicole Fiegler erklärt: „In NRW es rund 142.000 Hektar an Schadflächen in den Wäldern. Der Wald leidet unter dem Befall von Schädlingen und extremen Wetterereignissen.“ Daher habe eben der dringend notwendige Wiederaufbau Priorität. „Deshalb liegt in diesem Jahr ein Schwerpunkt auf der Förderung der Aufforstung.“
In Waldbröl werden die Wald- und Forstwege vorerst wohl nicht repariert
Der Bau und die Instandsetzung von Wegen in solchen Gebieten sind zunächst aus dem Rennen – das könne er durchaus nachvollziehen, betont Karl-Josef Groß. „Aber durch die Abfuhr ungewohnt großer Mengen Holz sind unsere Waldwege in einem katastrophalen Zustand.“ Er kritisiert vor allem das plötzliche und sehr kurzfristige Umschwenken des Ministeriums und des Landesbetriebs: „Hinter einem solchen Antrag steckt ungemein viel Arbeit – die erledigt man nicht einfach mal so.“
Das gelte übrigens auch für die Wiederaufforstung: „Wer dafür Geld bekommen möchte, muss großen Aufwand betreiben – Arbeit, vor der Kleinbesitzerinnen und Kleinbesitzer mit Parzellen von weniger als einem Hektar zurückschrecken“, führt er aus. „Allerdings hat das Ministerium das Verfahren etwas einfacher gemacht.“ Kontrollen in den Wäldern gehörten aber weiterhin dazu: Wer zum Beispiel Farne und Brombeersträucher nicht stutzt, muss die Fördersumme zurückzahlen. Denn junge Setzlinge könnten darunter ersticken.
Lange Gesichter sind gerade auch in Waldbröls Rathaus zu sehen
Lange Gesichter auch im Rathaus: Die Marktstadt gehört als Eigentümerin der Waldwege – und mit einer Wegefläche von rund 80 Hektar – zu den rund 600 Mitgliedern der FBG: Ende des vergangenen Jahres war sie Waldbröls einziger Forstbetriebsgemeinschaft beigetreten, damit die Teilnahme am Förderprogramm überhaupt möglich werden konnte. Die Mitgliedschaft war eine zwingende Voraussetzung dafür.
„Wir können nun nicht in dem Umfang aktiv werden, den wir eigentlich geplant haben“, bedauert Jan Kiefer, zuständiger Fachbereichsleiter. Dafür fehle schlichtweg das Geld. 80.000 Euro hatte die Stadt vor ihrem Beitritt für solche Arbeiten vorgesehen. Danach aber wurde diese Summe verschoben, um damit – im Fall einer Förderung – den städtischen Eigenanteil aufzubringen. Kiefer: „Das Geld wäre in diesem Jahr noch verfügbar.“
Welchen Betrag die Stadt für das kommende Jahr bereitstellen kann, „das ergeben die anstehenden Beratungen über den neuen Haushalt“.