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SaisonrückblickMoors wünscht sich „Drecksack“ im Team der Telekom Baskets

Lesezeit 5 Minuten
Brian Fobbs (links) und Glynn Watson hatten viel Anlass zu guter Laune, denn sie waren die beiden Topscorer der Baskets.

Brian Fobbs (links) und Glynn Watson hatten viel Anlass zu guter Laune, denn sie waren die beiden Topscorer der Baskets.

Rückblick auf die Baskets-Saison: Es fehlte in fast allen Bereichen an die nötige Konstanz – Trotzdem gibt es weiter einen Zuschauerboom

Wohl selten fiel ein Urteil über eine Baskets-Saison so schwer wie in der gerade abgelaufenen Spielzeit: War das nun ein gutes Jahr? Oder ein Schlechtes? Wie so oft liegt die Wahrheit wohl in der Mitte: Die Saison hatten unbestreitbar einige Höhepunkte, eine Reihe von enttäuschenden Auftritten trübten den Eindruck aber nachhaltig. Und angesichts des „Ja, aber“ als Antwort auf die meisten Fragen blieb unter dem Strich die Erkenntnis: Der Mannschaft fehlte vor allem eines: Konstanz.

Dieser Mangel an Stabilität betraf alle Bereiche: die Einsatzbereitschaft und der Wille, in den Spielen kämpferisch über die Schmerzgrenze zu gehen, schwankte ebenso mit der Tagesform wie die Fähigkeit, Rückschläge mental zu verkraften und aus Niederlagen stärker zurückzukommen. Mal gelang dies so gut, dass man als Beobachter in den Baskets ein Spitzenteam wie in den beiden Vorjahren unter Trainer Tuomas Iisalo sehen wollte, mal blieb das Team dermaßen unter seinen Möglichkeiten, dass die Zuschauer sich kopfschüttelnd abwendeten.

Zur ersten Kategorie zählten Spiele, die zweifellos die Höhepunkte der Saison waren – spielerisch, emotional und von der Stimmung: Dazu gehören die Bundesligasiege über die Münchner Bayern im November (88:83) und Meister Ulm im Februar (98:97) sowie in der Champions League der 89:78-Erfolg im ersten Viertelfinalspiel über Peristeri Athen, der bei den Fans schon Träume von einem erneuten Vorstoß ins Final Four und sogar von einer erfolgreichen Titelverteidigung reifen ließ.

Rückblick auf Baskets-Saison: Fehlende Konstanz führte zu Höhen und Tiefen

Aber die Enttäuschung folgte prompt: Im Rückspiel waren die Bonner nicht wiederzuerkennen, fanden nie eine Einstellung zum Gegner sowie zum Spiel und bezogen mit 60:92 eine 32-Punkte-Klatsche, die im Unterbewusstsein auch im entscheidenden dritten Spiel am Selbstbewusstsein nagte: Die Baskets mussten sich auch im Telekom Dome mit 77:89 geschlagen geben und verpassten das Halbfinale.

In der Bundesliga verkauften sich die Bonner unter Wert: Platz sechs oder fünf wäre ohne die Fehltritte gegen die Kellerkinder leicht möglich gewesen – und damit wären sie den bärenstarken Berlinern aus dem Weg gegangen. Headcoach Roel Moors hat zudem im Baskets-Podcast selbst eingeräumt, dass ein eindeutiger Führungsspieler in der Mannschaft ebenso fehlte wie ein Spieler aus der Kategorie „Drecksack“ – einer, der dem Faktor einer robusteren Defense mehr Gewicht verliehen hätte. Ein Typ wie vergangene Saison ein Karsten Tadda oder früher ein Yorman Polas Bartolo hätte dem Team gutgetan.

Trotz Rückschlägen bleiben Fans der Telekom Baskets begeistert

In einem Punkt war die Saison aber so erfolgreich, dass dies die Schwachpunkte am Ende klar überlagerte: Die Begeisterung der Fans hat unter der sportlichen Achterbahnfahrt nicht gelitten – dafür ist schon der ungebrochene Zuschauer-Boom ein eindrucksvoller Gradmesser. Denn in nicht weniger als 15 Heimspielen war der Telekom Dome mit 6000 Zuschauern ausverkauft. Das tat wegen der Ticketerlöse nicht nur den Baskets-Finanzen gut, es steigerte auch die Bindung der Fans an den Verein und die Mannschaft.

Deshalb bleibt eine faszinierende Szene am Ende des letzten Spiels vor der Sommerpause auch unvergesslich: Als die dritte Niederlage in der Viertelfinalserie gegen ALBA Berlin und damit das Saisonende schon feststand, feierten die Bonner Fans auf den Rängen schon die Mannschaft, indem sie lauthals die Baskets-Hymne „Du bist meine Liebe, meine Stadt und mein Verein . . .“ anstimmten. Das war sicher der emotionale Höhepunkt der Saison, der bei vielen Fans feuchte Augen hervorrief.

Fazit: Die Baskets haben keinesfalls auf der ganzen Linie enttäuscht, hinterließen aber an fast allen Fronten den Eindruck, dass mehr drin gewesen wäre – wenn sie ihr Potenzial noch besser ausgeschöpft hätten.

Für einen ganz dunklen Fleck in der Jahresbilanz tragen die Baskets indes keinerlei Verantwortung: die Randale und Gewaltausbrüche am Rande der Champions-League-Partie im Januar gegen den türkischen Topclub Galatasaray Istanbul.

Nachdem die Baskets das Spiel mit 89:76 gewonnen hatten, bauten die Gästefans ihren Frust über die Niederlage ab, indem sie die Sitze in ihren Blöcken zertrümmerten, Kanonenschläge zündeten und die Bonner Fans auf der Stehplatztribüne tätlich attackierten. Die Polizei konnte die Randale erst mit Verstärkung ihrer Kräfte auf 200 Beamte beenden, die sich zunächst auf den Parkplätzen rund um den Telekom Dome fortgesetzt hatte.


Beste Werfer:1. Brian Fobbs 13,7 Punkte/Spiel2. Glynn Watson 13,0 Punkte 3. Thomas Kennedy 11,8 Punkte 4. Harald Frey 11,1 Punkte 5. Noah Kirkwood 10,6 Punkte 6. Savion Flagg 8,7 Punkte 7. Christian Sengfelder 8,4 Punkte 8. Till Pape 7,4 Punkte 9. Sam Griesel 7,3 Punkte

Beste Rebounder: 1. Thomas Kennedy 5,8 Rebounds 2. Savion Flagg 4,8 Rebounds 3. Chris Sengfelder 3,4 Rebounds 4. Sam Griesel 3,3 Rebounds 5. Noah Kirkwood 3,2 Rebounds 6. Brian Fobbs 3,1 Rebounds 7. Glynn Watson 2,8 Rebounds 8. Till Pape 2,5 Rebounds

Beste Passgeber: 1. Harald Frey 5,0 Assists 2. Glynn Watson 3,8 Assists 3. Noah Kirkwood 2,4 Assists 5. Brian Fobbs 1,9 Assists 6. Thomas Kennedy 1,6 Assists

Dreier pro Spiel: 1. Brian Fobbs 2,3 Dreier 2. Glynn Watson 1,7 Dreier 3. Noah Kirkwood 1,5 Dreier 4. Harald Frey 1,4 Dreier 5. Savion Flagg 1,1 Dreier

Einsatzzeit: 1. Brian Fobbs 26:33 Minuten 2. Savion Flagg 24:07 Minuten 3. Noah Kirkwood 23:42 Minuten 4. Thomas Kennedy 22:33 Minuten 5. Glynn Watson 22:04 Minuten 6. Christian Sengfelder 21:41 Min.

Freiwurfquote: 1. Glynn Watson 90,4 Prozent 2. Harald Frey 89,0 Prozent 3. Brian Fobbs 84,6 Prozent 4. Sam Griesel 79,2 Prozent 5. Chris Sengfelder 78,8 Prozent 6. Till Pape 69,4 Prozent 7. Noah Kirkwood 64,2 Prozent 8.Thomas Kennedy 58,5 Prozent

Effektivitätsindex: 1. Thomas Kennedy 15,5 2. Glynn Watson 13,4 3. Harald Frey 12,7 4. Noah Kirkwood 11,0 5. Brian Fobbs 10,8 6. Savion Flagg 10,3 7. Christian Sengfelder 9,1 8. Sam Griesel 7,8