1700 Kilometer in fünf TagenBaskets stehen vor schwierigem Auswärtsspiel in Dijon
Bonn – Eine Serie von Niederlagen lässt die eigenen Ansprüche offenbar bescheidener werden. Und so äußerte der Chefcoach der Telekom Baskets, Thomas Päch, nach dem am Sonntag mit 83:88 verlorenen Spiel in Oldenburg, er sei „zufrieden mit dem, was wir heute gezeigt haben.“ Das sei ein Schritt in die richtige Richtung gewesen: „Drei Viertel lang haben wir die Sachen umgesetzt, die wir uns vorgenommen hatten. Aber Oldenburg hat in der zweiten Halbzeit die Intensität erhöht. Wir müssen aus solchen Spielen lernen, auch wie man mit der Physis besser umgeht“, so Päch.
Daran im Detail im Training zu arbeiten, wird Päch und seiner Truppe aber in diesen Tagen praktisch unmöglich gemacht. Denn durch die Doppelbelastung mit BBL und Champions League ist die Mannschaft länger im Teambus als in einer Sporthalle – sie muss zwei Auswärtsspiele in nur 48 Stunden absolvieren. Schon am Dienstagabend muss sie in Frankreich bei JDA Dijon zum Topspiel des Ersten gegen den Zweiten antreten (20.30 Uhr, Livestream auf DAZN).
1700 Kilometer Strecke in fünf Tagen
Der stressige Fahrplan im Stenogramm: Samstag 330 km Fahrt nach Oldenburg, Sonntag nach dem Spiel noch in der Nacht 330 km Rückfahrt nach Bonn; Montag 520 km Fahrt in die französische Region Burgund, Dienstag in Dijon das Spiel, Mittwoch Rückkehr nach Bonn – da kommen 1700 km und mehr als 20 Stunden Busfahrt in nur fünf Tagen zusammen. Und am Sonntag steht ja in Bayreuth schon die nächste Auswärtspartie auf dem Spielplan.
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Angesichts solcher Strapazen – die die Konkurrenz im Europapokal ja auch bewältigen muss – ist ein Phänomen nicht mehr so überraschend, das in der Bonner Gruppe D auffällt: Der Heimvorteil spielt eine überragende Rolle beim Ausgang der Spiele. Die Zahlen belegen das: Bei den 20 bisherigen Gruppenspielen gab es 16 Heimsiege, aber nur vier Auswärtserfolge. Das heißt: In 80 Prozent der Spiele gewann die Heimmannschaft. Auch bei den Baskets ist die Bilanz eindeutig: Im Telekom Dome sind sie ungeschlagen (3:0), in fremden Halle noch sieglos (0:2). Dasselbe gilt für Brindisi und Szombathely (2:0 zu Hause, 0:3 auswärts).
Reisestrapazen sorgen für kuriose Ergebnisse
Dieser Trend spiegelt sich in Ergebnissen wider, die auf den ersten Blick kurios wirken: Da werden die Telekom Baskets in Szombathely mit 91:59 vorgeführt, die Ungarn gehen ihrerseits bei Besiktas Istanbul mit 74:49 unter – Besiktas wiederum hatte in Bonn den Kürzeren gezogen (82:86).
Die Gründe dieser „Auswärtsallergie“ liegen auf der Hand: Lange Reisen in engen Flugzeugen oder Bussen strapazieren die großgewachsenen Basketballer, Warterei bei Umsteigevorgängen kostet weitere Substanz, dazu kommen ungewohnte Abläufe in fremder Umgebung und fanatische Heimfans – in der Summe spielentscheidende Faktoren, die auf BBL-Ebene auch gegeben sind, aber nicht in der Schärfe auftreten.
Auch deshalb ist vor dem sechsten Spieltag der Gruppe D das Rennen um die vier Play-off-Plätze noch völlig offen. Die Telekom Baskets liegen zwar als Tabellenzweiter optisch sehr gut im Rennen, sie haben mit 3:2-Siegen aber nur ein gewonnenes Spiel mehr als der Siebte, der ungarische Landesmeister Szombathely (2:3). Und: Die Bonner sind schon dreimal zu Hause angetreten, die Ungarn aber erst zweimal.
Dijon mit dem gefährlichen „Zauberzwerg“ David Holston
So sind sicher die Teams Favorit aufs Achtelfinale, die auswärts etwas Zählbares mitnehmen – in Brindisi (75:76) waren die Bonner ja schon nahe dran. Aber in Dijon werden die Trauben hoch hängen: Der Club, der 2004 in der Eurochallenge das Finale gegen den Mitteldeutschen BC verlor und 2006 als Pokalsieger den einzigen nationalen Titel holte, startete in beiden Wettbewerben gut, hat aber in der französischen Pro A (7:2-Siege) ebenso wie in der Champions League (4:1) zuletzt eine Niederlage kassiert.
Dijons auffälligster Spieler hat auch in der BBL für Furore gesorgt: David Holston ging 2011/12 sowie 2013 bis 2015 drei Jahre bei Quakenbrück auf Korbjagd. Die persönlichen BBL-Rekorde des schnell als „Zauberzwerg“ bezeichneten nur 1,70 m langen Point Guards: 32 Punkte und 13 Assists. Weitere Leistungsträger sind der 2,08-m-Center Richard Solomon und der Franzose Alex Julien.