Köln – Wie junge Hunde, die von der Leine gelassen wurden, starteten 17 Regionalliga-Fußballer beim SC Fortuna Köln und zwei Torhüter am Donnerstag in die Vorbereitung auf die Saison 2020/21. Auf dem Trainingsrasen am Südstadion stand mit Alexander Ende zudem ein neuer Chefcoach, der mit klarer Kante und lautstarken Ansagen wie ein Dompteur für die wilden Kicker auftrat. Dass der 40-jährige an seiner alten Wirkungsstätte als Spieler, elf Jahre später seine erste Station als Proficoach antrat, fiel nicht auf.
„Das ist mir sehr positiv aufgefallen“, meinte Jannik Löhden als Ex-Kapitän von RW Oberhausen und bisheriger Königstransfer der Südstädter, „der Trainer hat akribisch gearbeitet und ist direkt am ersten Tag bis ins kleinste Detail gegangen.“ Während der Zwei-Stunden-Einheit, die mit dem neuen Athletiktrainer Nils Vogt begonnen und zudem Passübungen und ein langes Abschlussspiel beinhaltete hatte, überkam den 2,01 Meter großen Innenverteidiger nach eigenem Bekunden Gänsehaut. „Dieses Gefühl wieder auf dem Rasen zu stehen und das Geschrei der Mitspieler, das ist schon schön, aber auch anstrengend.“ Seit Mitte März konnten die Oberhausener Löhden und Francis Ubabuike kein Mannschaftstraining genießen. Die übrigen Neuzugänge Batuhan Özden (1. FC Köln U19), Jean-Marie Nadjombe (eigene Jugend) und Torwarttalent Robin Schoch (MSV Duisburg U19) waren ebenso Feuer und Flamme, wie der Rest des Teams.
30 Kiebitze waren vor Ort
Das bekannte Fortuna-Dutzend um die rekonvaleszenten Führungsspieler Franco Uzelac und Maik Kegel hatten zwar schon im Mai das Kleingruppen-Training aufgenommen, blühten im Zollstocker Nieselregen vor den Augen von rund 30 Kiebitzen aber erst richtig auf. „Ein Fitnessparcours oder Tempoläufe können das nicht ersetzen“, stellte Löhden klar. Der 30-jährige Ex-Viktoria-Spieler freut sich auf den mit 24 Trainingseinheiten, zwei Testspielen gegen SpVg. Porz (18. Juli) und Frechen 20 (25. Juli), sowie einem Trainingslager in Billerbeck (20.-23. Juli) vollgepackten ersten Vorbereitungsmonat ebenso, wie der Rest des Kaders. Suheyel Najar (Sprunggelenk) und Ersatzkeeper Martin Velichkov (Urlaub) fehlten noch.
Zudem darf Ende in Kürze die nächsten Neuzugänge erwarten. Dem Vernehmen nach steht Ex-Fortune Nico Brandenburger nach dem Drittliga-Abstieg von Preußen Münster vor der Rückkehr an die Vorgebirgsstraße. Ferner soll ein defensiver Außenbahnspieler aus der Regionalliga Bayern unterschreiben und ein Goalgetter neben Roman Prokoph verpflichtet werden. „Was die Zielsetzung angeht, möchte ich abwarten, wie der Kader letztendlich aussieht“, stellte der Chefcoach klar.
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Schließlich seien im Fußball viele Faktoren wichtig. In der bevorstehenden Mammutsaison mit 22 Mannschaften gehe es nur als Einheit. „In erfolgreichen Teams verstehen sich die Spieler untereinander und es gibt belastbare Beziehungen, die auch Kritik vertragen“, betonte Ende. Neben einer vernünftigen Trainingssteuerung mit intensiven Einheiten und Ruhephasen, sind dem neuen Chefcoach andere Dinge wichtig. „Um uns als Team zu finden, wollen wir Grillfeste mit Frauen und Familien veranstalten. Mal zusammen Klettern oder Radfahren gehen.“ Seine akribische Art fußballerische und taktische Inhalte zu vermittelten, erinnerte an Südstadt-Legende und Ex-Trainer Uwe Koschinat. Wenn Ende auch das Personalpuzzle zusammensetzen und auf psychologischer Ebene mitreißen kann, spricht vieles für eine erfolgreiche Spielzeit 2020/21.