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Kommentar über den Brief an die UefaDer Vorstoß des FC ist von enormer Bedeutung

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RHeinenergiestadtion für  Ukraine

Solidarität in Köln: Das Rheinenergiestadion leuchtet in den Farben der Ukraine.

Köln – Eine Charta ist nur dann etwas wert, wenn sie mit Leben gefüllt wird. Dafür ist es unerlässlich, auch komplexen und schwierigen Themen nicht aus dem Weg zu gehen, seien sie noch so bedrückend.

Als Paradebeispiel dient der verheerende russische Angriffskrieg auf die Ukraine, weil er das Weltgeschehen seit mittlerweile fast einem halben Jahr beherrscht. Längst ist der Krieg mit all seinen unmittelbaren und langfristigen Folgen auch auf den Sport übergegriffen; die Botschaft, die der Bundesligist 1. FC Köln an diesem Donnerstag in die Fußball-Welt versendete, ist zur Verdeutlichung dieser Verzahnung nur ein neuerliches Beispiel.

1. FC Köln steht für seine Normen und Werte ein

Und doch ist der Vorstoß des Geißbock-Clubs von enormer Bedeutung. Mit der Forderung, Mannschaften aus dem Land des Kriegsunterstützers Belarus von allen europäischen Fußball-Wettbewerben auszuschließen, beweist der 1. FC Köln, dass er fest gewillt ist, für seine selbst auferlegten Normen und Werte einzustehen. Der Schritt des FC ist mutig und begrüßenswert zugleich. Mutig, weil die Kölner in der Thematik eine Art Vorreiterrolle einnehmen, indem sie als bislang einziger Teilnehmer der Europa Conference League öffentlich erklären, nicht gegen den Vertreter eines Landes antreten zu wollen, das beim Überfall auf die Ukraine intensiv mit Russland kooperiert. Und begrüßenswert, weil der 1. FC Köln Haltung beweist, Farbe bekennt und sich klar positioniert – insbesondere für ein friedvolles Miteinander.

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Der Ball liegt nun mehr denn je auf Seiten der Europäischen Fußball-Union Uefa um ihren Präsidenten Aleksander Čeferin, die es auf klägliche Weise verpasst hat, in Eigeninitiative ein über den Ausschluss russischer Teams hinaus gehendes, dringend notwendiges Zeichen zu setzen. Mit ebenso großer Spannung ist zu erwarten, wie die übrigen Teilnehmer der Conference League den Kölner Vorstoß aufnehmen. Ob sie sich gegenseitig die Hand reichen, um gemeinsam zu beweisen, dass Fußball weit mehr sein kann als das vielzitierte 1:0. Oder ob sie sich wie ihr Dachverband lieber wegducken, wenn es unangenehm wird. Denkbar ist dabei, dass die Kölner Forderung eine noch größere Erfolgsaussicht gehabt hätte, wäre sie noch vor dem Start in die Qualifikationsrunden zur Gruppenphase kommuniziert worden.

Gleichwohl zeigt der Standpunkt des 1. FC Köln, ein mögliches Spiel gegen einen belarussischen Kontrahenten durch Nicht-Antritt nicht komplett boykottieren zu wollen, wie groß der wirtschaftlich-moralische Zwiespalt in der Welt der Gelddruckmaschine Fußball doch ist. Charta hin, Charta her.