KommentarErstaunlich – Der 1. FC Köln führt keine Trainer-Diskussion
Köln – Der 1. FC Köln ist kein Waisenknabe, wenn es darum geht, Erstaunliches zu produzieren. Den Geißböcken haftet nun mal das Image des divenhaften Chaos-Clubs an, selbst in Zeiten ruhiger und sachlicher Arbeit. Mit dem 1:1 in Bremen hat der FC sein neuestes Werk konsequent fortgeführt. Die Kölner haben es saisonübergreifend geschafft, eine komplette Halbserie, also 17 Spiele, ohne Sieg hinzulegen. Eine an sich schon schlimme Serie.
FC stellt Sextett ab
FC-Trainer Markus Gisdol muss während der Länderspielpause auf insgesamt sechs seiner Nationalspieler verzichten. Ondrej Duda will sich mit der Slowakei gegen Nordirland für die EM qualifizieren und tritt in der Nations League gegen Schottland und in Tschechien an. Dimitris Limnios spielt mit Griechenland gegen Zypern und in der Nations League in Moldawien und gegen Slowenien.
Weit weg geht es für Ellyes Skhiri, der in der Qualifikation zum Afrika-Cup mit Tunesien in Hin- und Rückspiel gegen Tansania antritt. Sebastian Bournauw reist zunächst mit Belgiens A-Nationalmannschaft zum Testspiel in die Schweiz und dann mit der U21 zum entscheidenden EM-Qualifikationsspiel in Bosnien-Herzegowina. In der gleichen Gruppe wollen Salih Özcan und Ismail Jakobs in Braunschweig mit Deutschlands U21 gegen Wales durch einen Sieg die EM-Quali perfekt machen. (sam)
Das eigentlich Erstaunliche daran ist aber, dass die FC-Verantwortlichen um Horst Heldt trotzdem keine Diskussion über Trainer Markus Gisdol führen.Um Verständnis für diesen im Fußball-Business eher unüblichen Vorgang aufzubringen, hilft ein Blick auf die aktuelle Verfassung der Mannschaft. Nach einem schwachen und in Teilen unglücklichen Start mit drei Niederlagen hat der FC in den jüngsten vier Partien drei Mal gepunktet und nur gegen die Bayern knapp verloren. Das extrem spät zusammengestellte Team entwickelt sich und hinterlässt inklusive Trainerstab trotz der Negativserie einen gefestigten Eindruck.
Erfahrung, Klasse und Führungsqualitäten fehlen
Am Geißbockheim hatten Heldt und Co . schon vor Saisonbeginn befürchtet, dass sich aufgrund der durch Corona erschwerten Transferphase mit vielen Altlasten im Kader die Kritik bei einem verpatzten Saisonstart schnell am Trainer ausrichten würde. Der FC-Sportchef musste bei der Zusammenstellung des Kaders zu Lasten des nötigen Zeitkontingents für den Trainer handeln. Je später die neuen Spieler kommen, desto länger dauert es, die Puzzlestücke während des Spielbetriebs zusammenzufügen.
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Mag diese These für manche noch wie ein Alibi klingen, ist Jonas Hectors Ausfall von einem solchen Verdacht weit entfernt. Dem FC fehlen natürlich die Erfahrung, Klasse und Führungsqualitäten des Kapitäns auf dem Feld. Es sind aber vor allem die Umstände von Hectors Abwesenheit, die den Trainingsalltag der Kölner verändert haben und an keinem Team dieser Welt spurlos vorbeigehen würden.
Horst Heldt und Markus Gisdol wissen trotz dieser Umstände, dass die Sieglos-Serie nicht mehr lange anhalten darf und der Trainer seinem Team endlich eine Idee für das Spiel mit Ball vermitteln muss. Gisdol hat diese Zeit verdient. Obwohl der FC früh in der Saison in Not geraten ist, sagt der Tabellenstand aus, dass die Lage schwierig aber keinesfalls aussichtslos ist.