Der Fußball-Landesligist hat eine gute Hinrunde gespielt, die Erwartungen aber nicht komplett erfüllt.
LandesligaDarum schöpft der FC Pesch sein Potenzial nicht konstant aus
Der FC Pesch spielt bislang eine gute Runde in der Fußball-Landesliga 1. Mehr allerdings auch nicht. Dabei wurde der Absteiger aus der Mittelrheinliga von der Konkurrenz vor dem Saisonstart beinahe unisono zum unangefochtenen Titelkandidaten erklärt. Viele vermuteten sogar einen Alleingang. Die Wirklichkeit zeichnet ein anderes Bild.
Der FC Pesch hat in der Summe womöglich die besten Spieler beisammen, die in der Fußball-Landesliga 1 auflaufen. Die Mittelrheinliga ist den meisten Akteuren jedenfalls geläufig. So wechselten gemeinsam mit Trainer Abdullah Keseroglu und Co-Trainer Serkan Dalman, der allerdings nicht mehr Teil des Trainerstabes ist und als Nachfolger von Deutz-Trainer Raoul Dia gehandelt wird, vier Spieler von Eintracht Hohkeppel in den Kölner Norden: Manuel Glowacz, Telmo Pires Teixeira, Walid Sekkour und Maik Marquardt.
Manuel Glowacz ist beim FC Pesch der Mann für die besonderen Momente
Der langjährige Regionalliga-Spieler Glowacz, mit 36 Jahren der Oldie im Team und sogar noch ein paar Monate älter als Keseroglu, ist der Mann für die besonderen Momente. Der Sohn von Jürgen Glowacz, ehemaliger Spieler des 1. FC Köln, besticht durch Präzision. Seine ruhenden Bälle sind gefürchtet.
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Dass Keseroglu, der 35-jährige Ex-Profi mit türkischen Wurzeln, ein Faible für erfahrene Spieler hat, ist kein Geheimnis. Beinahe wäre auch noch Lucas Musculus (32/SV Heiligenhaus) in Pesch gelandet. Alleine sechs Spieler sind jenseits der 30, einige stehen unmittelbar davor.
FC Pesch will Ball, Raum und Gegner beherrschen
Vornehmlich sind es solche Spielertypen, die in der Lage sind, Keseroglus Ballbesitzspiel umzusetzen. Das Spiel des spanischen Fußballmagiers Pep Guardiola ist für den Pescher Cheftrainer das höchste der Gefühle. Dominanz bei größtmöglicher Fehlerminimierung. Das sei für ihn die Art von Fußball, den er selbst am liebsten sehe. Hierbei geht es nicht weniger als um die totale Spielkontrolle, das Beherrschen von Ball, Raum und Gegner. Dass sein Team, der Sechsligist, davon ein ordentliches Stück entfernt ist, bedarf keiner Erläuterung.
Seine besten Spiele ruft das erfahrene Pescher Ensemble am ehesten gegen Kontrahenten ab, die eine vergleichbare Spielauffassung an den Tag legen. Denen ein 5:4-Erfolg lieber ist als ein schnödes 1:0. Jene also, die auch gerne mal mit offenem Visier unterwegs sind.
Wie etwa der SSV Merten. Der Tabellenführer führt die Landesliga bei einem Spiel weniger mit 32 Punkten und damit zwei Zählern mehr vor dem FC Pesch (30) an. Die direkten Vergleiche in der Meisterschaft (3:0) und in der ersten Runde des Mittelrheinpokals (2:1) gingen jedoch an Keseroglu und den FC Pesch.
Eine Bank, beinahe so etwas wie die sportliche Lebensversicherung, ist Marcel Dawidowski. Der 29-Jährige führt die Torjägerliste der Landesliga 1 mit zwölf Treffern an. Glowacz (5 Treffer) und Iskender Papazoglu (4) folgen im Pescher Ranking.
Im Vergleich von Heim- und Gastspielen weist der FC Pesch die etwas bessere Statistik vor heimischer Kulisse (17 Punkte) auf. Bei zwei Niederlagen gegen Mannschaften aus dem unteren Tabellendrittel wurmen Keseroglu vor allem aber die sechs Unentschieden. Gemeinsam mit der SpVg. Flittard sind die Pescher damit die Remis-Könige der Liga.
„Das sind ein paar zu viel“, erklärte Keseroglu unlängst, was letztlich wohl auch Einfluss auf seine persönliche Wertung gehabt haben dürfte. „Eine glatte Zwei ist es nicht, eher eine Zwei minus“, so Keseroglu auf Nachfrage, welche Halbjahresnote seinem Team am ehesten gerecht werde.
Denn trotz des fraglos vorhandenen Potenzials sind die Pescher bisweilen selbst ihr hartnäckigster Widersacher, die spielerischen Ressourcen drohen im eigenen Übermut zu verschwinden. In Schönheit sterben, trifft es beinahe auf den Punkt.
Es ist ein nicht seltenes Phänomen, dass gerade die Fußballer, die ihre vermeintlich besten Zeiten schon gespielt haben, ihren Bewegungsdrang dem Alter anpassen. Für Außenstehende gleicht dies oftmals einem Anflug von Überheblichkeit. Eine „positive Arroganz“ gehöre aber zum Spiel dazu, findet Keseroglu. „Allerdings nur dann, wenn die Leistung stimmt. Das ist nicht immer bei allen der Fall.“
Pesch unterliegt im Mittelrhein-Pokal Viktoria Köln
Im Pokalduell mit dem Drittligisten Viktoria Köln bestand hierzu selbstverständlich kein Anlass. Die Profis aus dem Rechtsrheinischen lieferten in der zweiten Runde des Mittelrheinwettbewerbs einen Durchgang lang eine seriöse Leistung ab und hatten sich die knappe Pausenführung durch einen Treffer von Valdrin Mustafa (10.) verdient.
Nach dem zweiten Treffer von Mustafa (47.), dem, wie die Aufzeichnungen belegen, eine klare Abseitsstellung vorausging, setzte Pesch alles auf eine Karte und war auf dem in die Jahre gekommenen Kunstrasenplatz die tonangebende Einheit.
Die erste Chance hatte Oliver Noster noch in den Sand gesetzt, als er per Foulelfmeter an Viktoria-Keeper Kevin Rauhut scheiterte. Marcel Dawidowski (76.) holte den Anschlusstreffer per Handelfmeter nach, ehe Stefano Russo (89.) es ihm gleichtat und den Schlusspunkt zum 3:1-Endstand in einer zumindest nach dem Wechsel unterhaltsamen und ausgeglichenen Pokalpartie setzte.
Trainer Abdullah Keseroglu kündigt Kaderkorrekturen an
Für das neue Jahr kündigte Keseroglu bereits Kaderkorrekturen an. Der ehemalige Pescher Markus Lehmann sei wieder im Training und Teil des Teams. Überdies werde er einige Nachwuchsspieler ins Training der ersten Mannschaft integrieren.
Mit Said Kanatli darf sich künftig auch ein Spieler aus der eigenen Reserve beweisen. „Er kann es schaffen“, so Keseroglu. Weitere Neuzugänge könnten folgen, wie der Pescher Coach durchblicken ließ: „Wir sind in Gesprächen.“ Konkret sei noch nichts. Wahrscheinlich ist allerdings, dass im Kölner Norden ein etablierter Stürmer mit Torgarantie anheuern wird.