Die Kölner Haie brauchen nach dem 0:7 bei den Eisbären Berlin eine Reaktion wie im Halbfinale gegen Ingolstadt.
Viertes FinalspielDie Kölner Haie stehen nun unter großem Druck

Es gibt einiges zu besprechen nach dem 0:7: Alexandre Grenier, Justin Schütz, Jan-Luca Sennhenn und Juhani Tyrväinen (v.l.n.r.).
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Kari Jalonen war nicht einverstanden. Das galt zuallererst mal für die Leistung seiner Mannschaft, die sich im dritten Spiel der Finalserie am Ostermontag bei den Eisbären Berlin ein 0:7-Debakel geleistet hatte. Aber auch für die Frage eines Journalisten, der Jalonen eine allzu offensichtliche Aussage entlocken wollte. Ob seine Spieler nach der Verlängerung in Spiel und der Reise in die Hauptstadt müde Beine gehabt hätten, wurde der finnische Chefcoach der Kölner Haie gefragt: „Wir hatten gute Energie. Wir wissen doch, dass wir alle zwei Tage spielen und planen entsprechend. Die Jungs sind bereit und wir sind hier, um die Meisterschaft zu gewinnen“, antwortete der 65-Jährige und stellte klar: „Es stand nach 30 Minuten 0:4, dann wird es eben mental schwer.“
Haie-Stürmer: Haben alles falsch gemacht
Eine Einschätzung, die Tim Wohlgemuth voll stützte: „Wir sind frei ins Spiel gegangen und haben dann alles falsch gemacht. Die Eisbären haben alles richtig gemacht“, sagte der Haie-Stürmer und gab eine Erklärung für das zweite 0:7 seines Teams in den Playoffs 2025 ab: „Dann wird es schwer, denn wir spielen gegen Berlin im Finale und die brauchen nicht viel. Da kommen Ty Ronning und Leo Pföderl, machen ihre Plays und es steht 4:0. Dann sind erst 30 Minuten rum und du hast gar keine Ahnung, was gerade passiert ist.“
Passiert war vor allem das Powerplay der Eisbären. Die Haie hatten bei ihrem fulminanten 2:1-Heimsieg nach Verlängerung in Spiel zwei nur eine Strafe kassiert. Pföderl hatte diese zwar auf Vorlage von Ronning auch zu einem Treffer genutzt, ansonsten war von dem neuen DEL-Rekordtorschützen in Playoffs aber nicht viel zu sehen. Am Montag wanderten die Kölner in der mit 14.200 Zuschauern wieder voll besetzten Uber-Arena am Ostbahnhof gleich sechs Mal in die Kühlbox und mussten vier Überzahltore hinnehmen. Pföderl traf dabei zum 1:0 (7.) und 4:0 (30.).
KEC kassierte viele Strafen
Die vielen Strafen lagen auch an den Schiedsrichtern Martin Frano und André Schrader, die eine andere, etwas kleinlichere Linie pfiffen als noch Frano und André Ansons beim 2:1-Heimsieg des KEC. „Kari hat das schon im ersten Drittel angesprochen, dass er solche Strafen von uns nicht sehen will“, berichtete Wohlgemuth.
Er selbst leistete sich wie Juhani Tyrväinen, Maximilian Glötzl, Maxi Kammerer, Moritz Müller und Justin Schütz trotzdem Fouls, die Jalonen hinterher als „dumm und unnötig“ bezeichnete: „Die Schiedsrichter haben einen guten Job gemacht. Unsere Strafen waren der Schlüssel für die Niederlage.“
Die Haie sind eine Mannschaft, die in den Playoffs bislang ein sehr gutes Penalty killing gespielt hat. Diesmal war gegen das Trio aus Ronning, Pföderl und Verteidiger Jonas Müller aber kein Kraut gewachsen. Sobald die beiden Topstürmer der Eisbären Raum und Zeit bekommen, um ihr Können auszupacken, sind sie kaum zu verteidigen. Vor allem Playoff-Topscorer Ronning ist an der Scheibe unberechenbar. Als „Outstanding“, bezeichnete Berlins Meistercoach Serge Aubin das Überzahlspiel seiner Mannschaft.
Die Haie müssen also der Strafbank fernbleiben, aber auch an ihrem Powerplay arbeiten, das beim Stand von 0:1 zweimal nicht funktionierte. Wie gebraucht dieser Ostermontag für die Kölner war, belegt, dass sie eine Sekunde vor Ende ihrer ersten Überzahl durch Pföderl sogar einen Shorthander zum 0:2 hinnehmen mussten (10.). Etwas, was ihnen in den Playoffs dieser Saison noch gar nicht passiert war.
Kölner Haie müssen nun eine starke Antwort liefern
Nun braucht es wie nach dem 0:7 in Ingolstadt eine starke Reaktion. Wie die aussehen soll, wusste Kari Jalonen nach der heftigen Klatsche in Spiel drei im Detail noch nicht. Der erfahrene Finne hat aber reichlich Ansatzpunkte. „Die Eisbären haben von Beginn an ordentlich aufs Tempo gedrückt und ihre Chancen genutzt. Wir müssen im nächsten Spiel alles besser machen und vor allem Strafen vermeiden.“
„Es ist nur ein Spiel. Und darum spielen wir „Best-of-Seven“, damit so ein Spiel, das immer passieren kann, nicht entscheidet. Das 0:7 in Ingolstadt haben wir auch gut verkraftet“, sagte Wohlgemuth, erklärte dann aber auch noch den Unterschied zum ersten Halbfinalspiel. „Da kamen wir aus der Serie gegen Bremerhaven und haben uns in der Umstellung auf Ingolstadt taktisch schwergetan. Gegen Berlin haben wir jetzt aber schon zweimal und auch ganz ordentlich gespielt. Das macht die Situation etwas schwieriger, hindert uns aber nicht daran, in Spiel vier etwas zu ändern“, erklärte der 25-Jährige.
Ein anderes Setting also, aber es braucht nach Jalonens gründlicher Video-Analyse am Dienstag für Spiel vier am Mittwoch (19.30 Uhr/Magenta Sport) in der mit 18.600 Zuschauern erneut ausverkauften Lanxess-Arena ein ähnlich gutes Resultat wie im Halbfinale. Da gewannen die Haie ihr Heimspiel gegen den Favoriten aus Ingolstadt überzeugend mit 5:2.
Genug Energie werden die Hausherren laut Tim Wohlgemuth dafür ganz sicher haben: „Müde Beine ist völliger Quatsch. Das ist Finale, da sind jetzt alle voll im Saft. Und reisen müssen beide Mannschaften gleich viel“, sagte der Stürmer und ergänzte: „In Spiel drei ging es ratzfatz und es stand 0:4. Dann bekommt man schwere Beine, weil man die Situation und die Entscheidungen, die man getroffen hat, überdenkt. Man denkt zu viel.“