Kommentar zur Lage der Kölner HaieVerhältnis zu den Spielern ist zerrüttet
Köln – Im Eishockey gibt es normalerweise keine randalierenden, gewaltbereiten Fans. Die Eishockey-Familie ist stolz darauf und grenzt sich wie die meisten Sportarten mit guter, friedlicher Stimmung rund um die Spiele wohltuend vom Fußball ab. Es war also ein außerordentlicher Vorgang, als die Profis der Kölner Haie nach dem verlorenen Derby bei der Düsseldorfer EG auf dem Weg zu ihrem Mannschaftsbus Polizeischutz vor einer Gruppe aufgebrachter und aggressiver eigener Anhänger benötigte. Eine Eskalation der beispiellosen sportlichen Krise, in die sich der achtfache deutsche Meister mit 15 Niederlagen in Folge manövriert hat und die angesichts des Verpassens der Playoffs rasches Handeln erfordert.
Es wäre normal, ja zwingend, den sportlich Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. KEC-Geschäftsführer Philipp Walter hat Trainer Mike Stewart aber das volle Vertrauen ausgesprochen, auch schon für die nächste Saison. Noch so ein außerordentlicher Vorgang, der schon fast vermuten lässt, dass es zwischen Club und Trainer Vereinbarungen gibt, die einen Rauswurf unmöglich machen. Zumal die Haie den 47-Jährigen auch mit der Kaderplanung für kommende Saison betraut haben – eine totale Abhängigkeit.
Stewart kam vor der Saison als Heilsbringer für die KEC-Sehnsucht nach mehr Konstanz und neuen Erfolgen. Die Mannschaft, die ihm zur Verfügung stand und steht, ist teuer und gut genug, um die direkte Qualifikation für das Playoff-Viertelfinale zu schaffen. Das haben Trainer und Team im November bewiesen. Letztlich sind aber zwei Welten aufeinander getroffen. Hier der sture Stewart, der von sich und seiner Eishockey-Idee so überzeugt ist, dass er keinen Zentimeter von seinem Spielsystem abrückt. Dort Teile der Mannschaft, die dem Coach und seinem kanadischen Nord-Süd-Hockey nicht folgen können oder wollen.
Das Verhältnis zwischen Spielern und Trainer sowie unter den Spielern ist dadurch teilweise so zerrüttet, dass die unglaubliche Negativserie zustande kommen konnte. Eine Serie, die sogar für den einen oder anderen eingefleischten Haie-Fan zu viel ist.
Weil Stewart auch kommende Saison Trainer in Köln sein wird, bleibt den KEC-Verantwortlichen nur eine Möglichkeit. Sie müssen in der Kabine jeden Stein umdrehen und wieder einmal einen radikalen, personellen Schnitt vornehmen. Und sie müssen auf ihre in dieser Saison so treuen Fans zugehen und ihnen in aller Offenheit erklären, wie es dazu kommen konnte, dass es einen Polizeieinsatz bei einem Eishockeyspiel gab.