Moritz Müller (36) könnte am Samstag mit drei Teilnahmen DEL-Winter Game-Rekordspieler werden. Martin Sauerborn sprach mit dem seit Mittwoch allerdings erkrankten Kapitän der Kölner Haie vor dem Duell mit Adler Mannheim über das Freiluftspektakel und seine Zukunft als Eishockey-Profi.
Interview mit Haie-Kapitän„Erinnerung an Eishockey-Erlebnisse auf dem Weiher“

Moritz Müller (Mitte) steht vor seiner dritten Teilnahme bei einem DEL-Winter Game. Der Kapitän der Kölner Haie war bereits 2015 und 2019 mit von der Partie.
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Herr Müller, Sie sind ein alter Winter Game-Hase und am Samstag zum dritten Mal beim Freiluft-Spektakel der DEL dabei. Wie oft haben Sie eigentlich zuletzt die Wetteraussichten studiert?
Ehrlich gesagt gar nicht. Als ich am Dienstag zum ersten Mal auf dem Eis im Stadion war, ist mir erst bewusst geworden, dass das Spiel unmittelbar bevorsteht. Da habe ich mal gefragt, wie das Wetter wird. Ansonsten habe ich das Winter Game bis Freitag zur Seite geschoben. Wir haben so viele Spiele. Jedes ist wichtig für uns und bekommt die volle Konzentration.
Welche Rolle spielt das Wetter für ein Freiluftspiel?
Eine große Rolle. Es kann sehr kalt oder etwas warm sein. Auch leichter Regen schadet nicht. Aber, wenn es richtig regnet und sich Pfützen auf dem Eis bilden, wird es schwierig. Das haben wir 2019 beim Winter Game in Köln gegen Düsseldorf erlebt, als es ein paar Mal geschauert hat. Das beeinflusst das ganze Spiel.
Am Samstag soll es in Müngersdorf bei 4 Grad Celsius sogar ein bisschen Sonnenschein geben.
Das wäre ideal.
Durchsichtige Banden, andere Akustik
Die Spieler müssen sich neben dem Freiluftaspekt auch auf die ungewohnten durchsichtigen Banden einstellen. Wie schwierig ist das?
Das ist erstmal eine tolle Sache für die Fans, die dank dieser Banden während des Spiels alles gut sehen können. Für uns Spieler ist es aber eine große Umstellung. Wir benutzen die Bande als optischen Fixpunkt. Wenn die schwarzen Scheiben gegen die weiße Bande fliegen, finden wir sie schneller wieder. Bei den durchsichtigen Banden fliegen sie sozusagen ins Nichts. Da suchen wir sie sicher etwas länger.
Im Stadion wird auch die Akustik eine andere sein, weil die Zuschauer weiter von der Eisfläche entfernt sind.
Das ist nicht so ein großes Ding. Die Stimmung war in meiner Erinnerung beim Winter Game 2019 in Köln sehr gut. Es ist eher optisch anders.
Sicher könnte unser Tabellenplatz etwas besser sein, aber mir gefällt die Art und Weise, wie wir spielen.
Wie stehen Sie allgemein zu der Idee eines Winter Game?
Ich finde die Idee gut. Es erinnert mich an die Eishockey-Erlebnisse auf dem Weiher, wo wir als Jungs unter dem Sternenhimmel und an der frischen Luft den Pucks hinterher gejagt haben.
Es geht gegen Mannheim. Ein passender Winter Game-Gegner?
Ein Topteam, das zu den Titelkandidaten zählt. Das verspricht am Samstag ein gutes Eishockeyspiel zu werden.
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Zu dem auch die Haie gehören. Wie bewerten Sie das bisherige Abschneiden Ihres Teams in dieser Saison?
Positiv. Wir waren in jedem Spiel mindestens auf Augenhöhe. Das war in den vergangenen Jahren schon mal anders. Sicher könnte unser Tabellenplatz etwas besser sein, aber mir gefällt die Art und Weise, wie wir spielen.
Den Haien fehlt aber noch die Konstanz in den Leistungen, oder?
Das sehe ich nicht so. Es ist doch normal, dass eine Mannschaft nicht serienweise Spiele gewinnt. Wichtig ist, dass wir nicht vier oder fünf Partien in Folge verlieren. Die Konstanz in der Leistung ist da, wir können vielleicht über die Konstanz in den Ergebnissen sprechen.
Probleme mit dem Spielplan
Ein großes Thema ist der verzerrte Spielplan der Haie in dieser Saison.
Wir haben sicher nicht den besten Spielplan. Im November gibt es fast nur Heimspiele und im Februar kein einziges. Es liegt aber nicht in unserer Hand, also nehmen wir es, wie es kommt. Lamentieren bringt nichts.
Von den letzten zehn Hauptrundenspielen müssen die Haie neun auswärts bestreiten. Das kommt in der entscheidenden Phase der Saison doch einer Wettbewerbsverzerrung gleich?
Ich sehe es so, dass es nicht an uns oder der Liga liegt, sondern an der Terminlage mit der Arena. Wir wollen kein Fass aufmachen. Ich denke, wir können auch auswärts gut spielen.

Das erste Kölner Winter Game im Rheinenergiestadion: Am 12. Januar 2019 sahen 47.011 Zuschauer das rheinische Derby zwischen den Kölner Haien und der Düsseldorfer EG. Vor dem ersten Bully zeigten die KEC-Fans eine beeindruckende Choreografie.
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Was ist für die Haie in dieser Saison möglich?
Mir gefällt das Team sehr gut. Wir haben einen tieferen Kader und mehr Qualität in der Spitze. Wir wollen in der Tabelle nach oben klettern und in den Playoffs ist immer alles möglich.
Wie finden Sie Ihre Rolle, die sich im Vergleich zur vergangenen Saison geändert hat?
Ich spiele weniger offensiv. Die Rolle nimmt Nick Bailen ein, der auch viel Zeit im Powerplay frisst. Ich bin zufrieden, spiele solide und relativ fehlerlos.
Körperlich fühle ich mich mit 36 nicht anders als mit 30.
Sie sind am 19. November 36 Jahre alt geworden und inzwischen dreifacher Familienvater. Spüren Sie das Älterwerden beim Eishockey-Spielen?
Körperlich fühle ich mich mit 36 nicht anders als mit 30. Ich habe mich in meiner Karriere gut um meinen Körper und meine Fitness gekümmert. Mental bin ich an einem guten Platz. Ich bin froh, wie sich mein Leben anfühlt.
Ihr Vertrag bei den Haien läuft noch bis 2024. Wie lange wollen Sie noch spielen?
Das weiß ich nicht und hängt ja auch nicht alleine von mir ab.
So lange es körperlich geht?
Es muss sich richtig anfühlen. Wenn meine Leistung stimmt und man möchte, dass ich weiterspiele, werde ich es tun. Wenn eine Seite aber Bauchschmerzen hat, sollte man es lassen.
Moritz Müller steht vor seinem 1000. DEL-Spiel für die Haie
Sie stehen bei 977 DEL-Einsätzen und werden wohl noch in der Hauptrunde dieser Saison Ihre 1000. Partie für die Haie bestreiten. Sie sind dann nach Mirko Lüdemann und Sven Felski erst der dritte DEL-Profi, der so viele Spiele nur für einen Club bestritten hat. Was bedeutet Ihnen diese Zahl?
Das wäre eine tolle Leistung. 1000 Spiele für einen Club sagen etwas über den Menschen aus. Köln und die Haie sind ein Zuhause für mich, obwohl es natürlich Momente gab, in denen ich gesagt habe, ich könnte mir auch vorstellen, für einen anderen Club spielen. Ich werde definitiv stolz sein, wenn ich 1000 Spiele für die Haie gemacht habe.