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DEL-Playoff-HalbfinaleJulius Hudacek lässt die Kölner Haie träumen

Lesezeit 4 Minuten
Haie-Goalie Julius Hudacek leitet mit dieser Parade gegen Ingolstadts Wayne Simpson das 2:0 seiner Mannschaft ein.

Haie-Goalie Julius Hudacek leitet mit dieser Parade gegen Ingolstadts Wayne Simpson das 2:0 seiner Mannschaft ein.

Die Kölner Haie haben nach dem 2:1-Heimsieg am Mittwoch gegen Ingolstadt in der Halbfinalserie drei Matchpucks zum Einzug ins Playoff-Finale gegen Berlin.

Der Mann des Abends war zu keinem Gespräch bereit. Nachdem Julius Hudacek die Kölner Haie zum dritten Sieg in Folge gegen den ERC Ingolstadt und der 3:1-Serienführung im Playoff-Halbfinale geführt hatte, setzte sich der Goalie mitten aufs Eis, genoss die Stimmung in der tosenden Lanxess-Arena und schlug zum Abschluss unter dem Jubel der KEC-Anhänger einen Purzelbaum in voller Torwartausrüstung.

Auch wenn dem 36-Jährigen zwischen den KEC-Pfosten, drei Tage nach dem 2:0 in Oberbayern, der nächste Shutout verwehrt geblieben war, zeugten die Fangquote von 97,7 Prozent und 43 abgewehrte Schüsse, von seiner nächsten, überragenden Leistung. „One more“, lauteten die einzigen Worte, die von Hudacek im Bauch der Deutzer Arena am Ende dieses Mittwochabends vernehmbar waren. Der slowakische Hexer wollte mit Blick auf den ersten von nun drei Matchpucks zum Finaleinzug am Freitag in der Ingolstädter Saturn Arena (19 Uhr/Magenta Sport) nicht mehr Silben verlieren.

Er blieb viel lieber im Playoff-Tunnel. So wie er Leon Hüttl (1.), Myles Powell (4./5.) im ersten Drittel, Wojciech Stachowiak (23.) und Matt Bodie (24.) im Mittelabschnitt und final auch Kenny Agostino (54.) und Austen Keating (59.) am Mittwochabend entnervt hatte, gilt es nun im Hyperfokus zu bleiben. Dann können die Haie eines der drei noch möglichen Spiele gewinnen, den Eisbären Berlin nachfolgen und erstmals seit 2014 ins Endspiel um die Deutsche Eishockey Meisterschaft einziehen.

Hudacek ist in den Köpfen der Ingolstädter

Bis es so weit ist, wollte Hudacek also nicht sprechen. Dafür ließen sich aber viele andere über ihn aus: Beim Gegner etwa wollte der DEL-Trainer des Jahres nicht wahrhaben, dass der Haie-Goalie bereits in den Köpfen seiner Spieler ist. Mark French forderte seine Offensive auf, mit „besseren Lösungen“ um die Ecke zu kommen, um drei Spiele in Folge gewinnen zu können. So wie es den Haien im Viertelfinale 2019 gelang, als sie 1:3 gegen Ingolstadt zurücklagen und noch ins Halbfinale einzogen.

Aufseiten der Kölner gab es reichlich Lob für den Mann, der erst im Oktober nachverpflichtet worden war und der längst zum Sieg-Garanten avanciert ist. „So einen hatten wir vorher noch nicht hier“, stellte Maxi Kammerer die Bedeutung des Ausnahme-Torwarts heraus. Hudacek bringe eine „extrem positive Stimmung in die Mannschaft“ und sei „eigentlich immer gut drauf“. „Das tut uns sehr gut und was er auf dem Eis abliefert, ist natürlich gerade Extraklasse“, sagte Kammerer und dachte auch an Hudaceks Assist vor dem 2:0.

Mit seiner Weltklasse-Parade gegen ERC-Stürmer Wayne Simpson hatte der KEC-Goalie den Ausbau der Haie-Führung eingeleitet. Kammerer nahm die Scheibe auf, spielte Gregor MacLeod frei und jubelte mit ihm über dessen dritten Playoff-Treffer (50.). „Wir sind gerade extrem effektiv“, stellte Kammerer klar und ergänzte: „Auch wenn es oft so aussieht, als ob Ingolstadt die Oberhand hat, verteidigen wir als Mannschaft gut und wenn wir selbst Chancen haben, nutzen wir sie.“

Genau im richtigen Moment war nicht nur der MacLeod-Treffer zum 2:0 gefallen. Zu Spielbeginn hatten die Hausherren den gegnerischen Schusshagel von acht Versuchen in fünf Minuten überstanden, um dann eiskalt zuzuschlagen. Nach einem guten Forecheck und einer tief gebrachten Scheibe nahm ein „sehr, sehr spezieller, schöner“ Spielzug für Kammerer seinen Lauf. Juhani Tyrväinens Pass von rechts ließ Kölns Nummer neun geschickt durch die Beine gleiten und brachte links Frederik Storm ins Spiel. Dessen Querpass wuchtete Kammerer dann zur dritten 1:0-Führung beim dritten Halbfinalsieg in Folge in die Maschen (15.). „Wenn man die Momente und die Zeit hat, dann muss man diese Plays machen. Dass wir das Tor gemacht haben, war extrem wichtig für uns“, befand der Stürmer mit dem geplatzten Knoten (vier Punkte in den letzten drei Spielen).

Der letzte Sieg ist immer der schwerste.
Gregor MacLeod, Torschütze der Kölner Haie

Teamkollege MacLeod dachte schon einen Schritt voraus. „Der letzte Sieg ist immer der schwerste“, betonte der kanadische Center in Gedanken an die Viertelfinal-Serie gegen Bremerhaven. Aus deren Verlauf mit der 3:0-Führung, dem 3:2 und dem dann erst folgenden 4:2 müsse man lernen. „Ingolstadt wird mit dem Besten rauskommen und wir müssen weiter ihre Offensive kontrollieren“, forderte MacLeod.

Selbst wenn Kapitän Moritz Müller, der nach einem unkontrollierten Crash in die Bande nicht weitermachen konnte (47.), aufgrund einer Schulterverletzung fehlen wird, gehe es um „Herz“ und „Charakterfestigkeit“. Beides hatten Hudacek und Co. in Spiel vier erneut bewiesen und wollen dem Plan ihres Trainers weiter folgen. „Take it easy“, lautete dessen Anordnung für den spielfreien Donnerstag. „Es geht um Erholung, Behandlungen, Sauna, gutes Essen und ausreichend Schlaf“, sprach Kari Jalonen ruhig, aber bestimmt weiter. „Danach werden wir bereit sein für den nächsten Kampf.“