Eine Signalisierungsanlage sollte die Fan-Ströme zu den Spielen der Fußball-EM in Köln auf der Dürener Straße lenken. Hat nicht geklappt.
Fußball-EM in KölnFans müssen sich selbst zurechtfinden – Anlage wird nicht fertig
Beim Fußball kann es helfen, einen langen Anlauf zu nehmen, um ein Tor zu schießen. Bei Verkehrsprojekten ist es wohl eher hinderlich - wie nun das Beispiel einer sogenannten „Fahrstreifensignalisierungsanlage“ für die Dürener Straße zeigt. Wer dem Projekt auf die Spur kommen möchte, muss weit zurückgehen. Beispielsweise in den Tätigkeitsbericht der Ämter für Straßen, Verkehrsentwicklung und Verkehrsmanagement aus dem Jahr 2020. Da rühmen sich die Berichterstatter, das Spiel an sich gerissen zu haben: „Wegen der notwendigen ämterübergreifenden Abstimmung unter Beteiligung der Landesbetriebe Straßen.NRW und dem diffizilen Steuerungsansatz hat unsere Stabsstelle Verkehrssystem das Projekt Fahrstreifensignalisierungsanlage Dürener Straße zwischen Marsdorfer Straße und Am Haelentor federführend als Projektkoordinatorin übernommen.“
Start zur Fußball-EM geplant
Die Anlage diene einer optimalen Abwicklung des Verkehrs im Rahmen von Großveranstaltungen im Rheinenergie-Stadion sowie im direkten Umfeld der Sporthochschule und der angrenzenden Leistungszentren, wird das Projekt von der „Koordinatorin“ im Bericht gepriesen. Immerhin sei dafür die Dürener Straße eine der Hauptachsen, würden über sie doch auch die südlichen Parkplätze des Stadions mit rund 4000 Stellplätzen erschlossen. Grund genug, dass auch der Torwart nach vorne stürmt, denn die Anlage sollte spätestens zur Fußball-Europameisterschaft 2024 in Betrieb genommen werden, so das Versprechen in dem Tätigkeitsbericht. Und ist die EM mal vorbei, geht es für die Anlage dennoch weiter. Dann könne sie bei tageszeitlichen Schwankungen den entsprechend benötigten Raum auf der dreispurigen Straße zur Verfügung stellen.
Schon zum „Sommermärchen“ vorgesehen
Allerdings ist der Tätigkeitsbericht aus dem Jahr 2020 ein wenig geschichstvergessen. Was sich dort wie ein Projekt aus der Abteilung Attacke liest, ist eher ein altes Hündchen, wie Ulrich Breite, Geschäftsführer der FDP-Fraktion im Kölner Stadtrat, weiß. „Eigentlich sollte die Anlage schon zum Sommermärchen 2006 in Betrieb gehen“, berichtet das langjährige Stadtratsmitglied. „Das Projekt zur damaligen Fußballweltmeisterschaft sollte aus Bundesmitteln finanziert werden. Doch die haben es nicht hinbekommen.“
Es fehlen Grundstücke
Damals nicht und heute nicht - denn die Fahrstreifensignalisierungsanlage wird auch zur EM im kommenden Jahr nicht in Betrieb gehen. Wahrscheinlich wird das Projekt bis dahin noch nicht einmal „angepfiffen“. Was ist der Grund für die Spielverzögerung? „Die Planung für die Fahrstreifensignalisierung entlang der Dürener Straße konnte erst in 2022 nach langjähriger gerichtlicher Klärung mit dem ehemaligen Auftragnehmer durch Beauftragung eines anderen Unternehmens fortgeführt werden“, sagt ein Stadtsprecher auf Anfrage der Rundschau. Immerhin fortgeführt.
Und in welchem Stadium befindet es sich nun? „Im Laufe des Projektes hat sich herausgestellt, dass ein Teilgrundstück zur Umsetzung erworben werden musste. Der Grunderwerb wurde vor Kurzem eingeleitet“, so der Sprecher weiter. Das klingt ein bisschen nach Spielabbruch. Wird es denn einen Nachholtermin geben? „Ein Zeitplan zur abschließenden Realisierung kann aufgrund der Ungewissheit mit dem Grunderwerb und neuerlicher Freigabe der Investitionsmittel durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr nicht verlässlich aufgestellt werden“, so die schlechte Nachricht aus der Verwaltung.
Was wird aus den Fördermitteln?
Über Jahre hinweg war der „Federführung“ gar nicht klar, dass ihr für die Realisierung des Projektes nötige Flächen gar nicht zur Verfügung stehen? Ulrich Breite fast sich an den Kopf: „Das hätten die doch schon 2004 wissen müssen.“ Und jetzt müsse auch wieder um die Bundesmittel gezittert werden, die für den eigentlichen Projektstart 2006 schon abrufbereit gewesen seien.