Benno Schmitz ist auf dem Weg nach vorne. Der 25-jährige Rechtverteidiger des 1. FC Köln tritt in der Vorbereitung auf die neue Saison in der Fußball-Bundesliga offensiv, selbstbewusst und leichtfüßig auf. Er macht im Kampf um einen Startelfplatz auf sich aufmerksam. Martin Sauerborn sprach im Trainingslager in Donaueschingen mit dem gebürtigen Münchner.Herr Schmitz, wie steht es eigentlich um Ihr Fernstudium im Bereich Sportmanagement?Benno Schmitz: Mit mehr als der Hälfte bin ich fertig. Ich habe es von Anfang an etwas langfristiger angelegt und über acht Semester geplant. Jetzt schaue ich, wie es zeitlich am besten neben dem Fußball passt, um Prüfungen zu schreiben und dran zu bleiben. Ich mache mir keinen Stress, aber irgendwann will ich natürlich auch fertig werden.
Um dann als Akademiker was zu machen?
Ich möchte für die Zeit nach dem Fußball breiter aufgestellt sein. Und das Lernen ist mir noch nie schwer gefallen.
Sie stammen aus der Jugend des FC Bayern München, sind dann über Salzburg und Leipzig nach Köln gekommen. In der Corona-Saison standen Sie 18 Mal in der Startelf. Ist das eine Zahl, die Sie zufrieden macht?
Es ist ordentlich für mich gelaufen. Als ambitionierter und ehrgeiziger Fußballer ist es aber mein Ziel, noch mehr zu spielen.
Wo in Ihrem Spiel gibt es denn noch Luft nach oben?
Ich sehe in jedem Spiel Sachen, die ich besser machen kann. Ich denke, es gibt keinen Fußballer, der immer ganz mit sich zufrieden ist. Ich könnte zum Beispiel mehr Torvorlagen geben oder selbst ein Tor erzielen. In diesen beiden Statistiken stand bei mir vergangene Saison ja leider die Null.
Sie haben den Ruf, ein unauffälliger Spieler zu sein. Stört Sie das?
Ich spiele unaufgeregt, für mich ist es wichtig, ballsicher zu sein und immer zu wissen, wo meine Mitspieler stehen. Deshalb ist unauffällig nicht zwingend negativ. Wenn hinten nichts passiert und wir 1:0 gewinnen, ist alles gut.
Sie haben zwei Saisonvorbereitungen bei den Bayern mitgemacht. Trainer waren Jupp Heynckes und Pep Guardiola und auf Ihrer Position als rechter Verteidiger hat ein gewisser Philipp Lahm gespielt. Was haben Sie aus dieser Zeit mitgenommen?
Es war beeindruckend, Philipp Lahm zu erleben. Er hatte eine solche Ballsicherheit, dass er selbst im Training kaum einen Ball verloren hat. Dabei hat er meist unauffällig und sehr stabil agiert.
Unauffällig? Also haben Sie sich das beim Weltmeister-Kapitän von 2014 abgeschaut?
Was die Tipps von ihm oder Fragen an ihn angeht, war ich eher zurückhaltend. Aber im Training konnte ich mir vieles abschauen.
Wie fanden Sie die Arbeit von Heynckes und Guardiola?
Beide sind extrem akribisch und höchst anspruchsvoll. Selbst mit Weltklassespielern haben sie an kleinsten Details gearbeitet, um sie noch besser zu machen.
Wie finden Sie die Arbeit mit Ihrem aktuellen Trainer Markus Gisdol?
Er hat auch einen sehr guten Ansatz und hat, als er kam, sofort erkannt, woran es uns gefehlt hat. Deshalb ist es auch so wichtig für uns, wieder kompakter zu stehen und als Team engere Abstände hinzubekommen. Die stabile Basis in der Arbeit gegen den Ball muss wieder her. Das hat uns vor Corona ausgezeichnet.
Der Lockdown hat dem Team nicht gut getan, oder?
Stimmt, aber wir können das gut einordnen. Die Saison ist in drei Phasen verlaufen. Erst standen wir unten drin, dann hatten wir einen Superlauf und schließlich kam Corona. Wir konnten am Geißbockheim nicht mehr so als Team zusammenkommen, wie wir es gebraucht hätten. Das hat uns rückblickend richtig gefehlt. Wir wissen genau, wie wir Erfolg haben können und das Ziel lautet, als Team wieder dort hinzukommen, was uns so stark gemacht hat. Corona hat uns viel Energie geraubt, aber jetzt sind wir alle gut erholt und starten neu.
Sie selbst sind offensichtlich topfit aus der Sommerpause gekommen?
Die Vorbereitung läuft jedenfalls gut. Wir arbeiten sehr viel im läuferischen und athletischen Bereich und das hat mir gut getan. Nach zwei Jahren im Club möchte ich auch mehr Verantwortung übernehmen.
Sie haben noch bis zum 30. Juni 2022 Vertrag beim FC. Möchten Sie danach bleiben?
Das kann ich mir gut vorstellen. Der Club und die Stadt gefallen meiner Frau und mir sehr gut.
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Wir wohnen im Belgischen Viertel, also mittendrin in der Stadt. Köln ist eine angenehme Stadt und die Menschen hier kommen uns mit ihrer offenen Art sehr entgegen. Erstes Ziel ist aber, nächste Saison mit dem Team nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben.