Bayer Leverkusen trifft im Viertelfinale der Europa League am Donnerstag auf Saint Gilloise. Dank der Entwicklung unter Trainer Xabi Alonso geht die Werkself als Favorit in das Duell mit den Belgiern.
Europa LeagueBayer Leverkusens Alonso ist einer wie Guardiola

Trainer Xabi Alonso während der Pressekonferenz vor Bayer Leverkusens Viertelfinal-Hinspiel der UEFA Europa League gegen Union St. Gilloise aus Belgien.
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Wenn Xabi Alonso spricht, wirkt er zuweilen wie der große Pep Guardiola. Es sind Kleinigkeiten, wie die Formulierung des „super, super“, wenn er über Spieler oder Clubs spricht. Wie bei Guardiola klingt in jedem Wort des Trainers von Bayer Leverkusen die Liebe zu Fußball und Taktik durch. Beide kennen und schätzen sich seit Jahren, erst recht seit der gemeinsamen Zeit beim FC Bayern, als Alonso noch Guardiolas Spieler war. Und sollte Guardiola mit Manchester City nach dem 3:0 im Hinspiel der Champions League den FC Bayern ausschalten, würde er eine Steilvorlage dafür liefern, dass Alonso mit Bayer in der Europa League die letzte Europapokal-Hoffnung der Bundesliga ist.
So, wie sich der Trainer und seine Mannschaft entwickelt haben, ist der Titel im zweitgrößten Europacup keine Utopie. Im Viertelfinal-Hinspiel am Donnerstag (21 Uhr/RTL) gegenden schwer einzuschätzenden Union-Berlin-Schreck Union Saint-Gilloise ist Bayer auf dem Papier Favorit. „Eine Top-Mannschaft“, warnt Alonso, der mit seinem Team die jüngsten sieben Pflichtspiele gewonnen hat. In der Liga sprang Leverkusen so vom 17. auf den sechsten Platz.
Spieler schwärmen von ihrem Trainer
Die Spieler schwärmen von ihrem Coach. „Chapeau, er macht richtig gute Arbeit“, sagte Kapitän Lukas Hradecky. Exequiel Palacios, einziger aktueller Weltmeister der Liga, schwärmte fast ehrfürchtig: „Von Xabi Alonso lerne ich jeden Tag.“ Umgekehrt fühlt sich der Baske nach rund einem halben Jahr im Rheinland „sehr wohl und zufrieden“. Auch die Bundesliga sei „super für mich“, sagte Alonso: „Ich genieße jedes Spiel.“
Dass Alonso 2014 zum FC Bayern nach Deutschland kam, hatte viel mit der Bewunderung für Guardiola zu tun. „Pep ist seiner Zeit voraus“, schwärmte er damals. Heute sagt er: „Er ist ein Einfluss für jeden Trainer. Ich bin froh, dass ich mit ihm arbeiten durfte.“ Guardiola erklärte umgekehrt damals: „Ich wette, dass er Trainer sein wird, wo immer er auch will. Und er wird gut sein.“ José Mourinho, der Alonso bei Real Madrid trainierte, stellte damals fest: „Er erinnert mich an Pep Guardiola. Er wirkt schon auf dem Feld wie ein Trainer.“
Wir müssen unseren Kopf kontrollieren
Kein Zufall daher, dass sowohl Mourinho als auch Guardiola und der FC Bayern München versucht haben, Alonso als Co-Trainer zu verpflichten. Doch er wollte seinen Weg als Cheftrainer von der Pike auf lernen und machte in der U14 von Real und der zweiten Mannschaft von San Sebastian erste Schritte.
Der vielleicht augenscheinlichste Unterschied zu Guardiola: Während dieser das Spektakel und taktische Manöver liebt, ist Alonso komplett Pragmatiker. Er ist uneitel genug, Mittelfeldspieler Robert Andrich als zentralen Abwehrmann zu nominieren und dies „Libero“ zu nennen. „Man muss nicht spektakulär spielen. Das müssen wir akzeptieren“, bläute er seinen Spielern immer wieder ein.
Alonso ist ein Trainer mit großer Perspektive
Genau dieses Verständnis sorgt dafür, dass die vorher ständig auf der Suche nach Balance befindliche Mannschaft, komplett stabil geworden ist. „Wenn wir zu emotional sind, ist es nicht gut“, sagte Alonso: „Wir müssen unseren Kopf kontrollieren.“
Die „emotionale Kontrolle“ ist sein Lieblings-Begriff. Dass dies nicht zwangsläufig auf Kosten der Offensive geht, zeigt die Tatsache, dass kein Bayer-Trainer eine bessere Tor-Quote hatte als Alonso – und das, obwohl Top-Torjäger Patrik Schick fast dauerhaft fehlt. Aber der 41-Jährige verlässt sich nicht auf seinen Ruf und sein Potenzial. Er ist bienenfleißig. Kurzum: Schon jetzt ein starker Trainer mit großer Perspektive. (dpa)
Voraussichtliche Aufstellungen: Leverkusen: Hradecky; Kossounou, Tah, Tapsoba; Frimpong, Andrich, Palacios, Hincapié; Diaby, Wirtz, Adli. – Saint-Gilloise: Moris; Kandouss, Burgess, van der Heyden; Nieuwkoop, Lazare Amani, Lynen, Teuma, Lapoussin; Adingra, Boniface. – SR.: Kruzliak (Slowakei).