Dirk Nowitzki im Interview„Ich habe nur positive Erinnerungen an die Sportstadt Köln“

Gewohnt nahbar und bodenständig: Dirk Nowitzki.
Copyright: dpa
- Dirk Nowitzki ist als offizieller Botschafter der EuroBasket 2022 auf Stippvisite in Köln.
- In der LanxessArena sprach der 43-Jährige mit Rundschau-Mitarbeiter Alexander Wolf über die EM im September, andere sportliche und auch private Themen.
Herr Nowitzki, nach der 41 bei den Dallas Mavericks wird jetzt auch Ihre Rückennummer 14 bei der Nationalmannschaft nicht mehr vergeben. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?
Ich hätte nie gedacht, dass mein Jersey mal nicht mehr vergeben wird, jetzt auch noch international. Als junger Basketballer habe ich mir die 14 damals angezogen, weil Charles Barkley einer meiner Helden war und der hatte die Nummer 1992 bei den Olympischen Spielen in Barcelona an. Dass der DBB das jetzt für mich macht, ist natürlich eine Riesenehre. Soweit ich weiß gab es sowas bisher noch von keinem internationalen Spieler.
Die Zeremonie wird am 1. September vor dem EM-Eröffnungsspiel zwischen Deutschland und Frankreich stattfinden. Wie könnte die Gefühlswelt aussehen, wenn Ihr Trikot unters Dach der Arena gezogen wird?
Das wird sicher eine tolle Atmosphäre und ein toller Tag. Ich blicke ja auf 14, 15 Jahre meiner internationalen Karriere zurück. Da gab es schon viele, schöne Momente, die sicher nochmal hochkommen werden. Am meisten freut mich, dass meine Eltern das noch miterleben dürfen und können. Dass meine Kids gerade so in ein Alter kommen, wo sie verstehen was los ist und dass der Papa mal ein bisschen Ballspielen konnte, ist natürlich auch schön.
Begeisterungsfähig ist ja auch das Kölner Publikum. Passt der deutsche Vorrunden-Spielort?
Ja klar. Köln passt sehr, sehr gut. Ich habe nur positive Erinnerungen an diese Sportstadt mit Eishockey und Fußball und vielen anderen Sportarten. Das ist ein tolles Pflaster, nicht nur für mein Jersey-Retirement. Auch bei der EM wird hier sicher eine Party abgefeiert. Es haben sich ja schon tausende slowenische und litauische Fans angekündigt. Da wird die Bude brennen. Da freue ich mich sehr drauf.
Zur Person
Dirk Werner Nowitzki wird am 19. Juni 1978 in Würzburg geboren. Nachdem er es mit Tennis und Handball probiert, landet er schließlich beim Basketball. Dort wird er zu einem der besten Spieler aller Zeiten und verändert die Sportart, in dem er als großer Spieler zunehmend auch von außen wirft. Er spielt insgesamt 21 Jahre für die Dallas Mavericks, mit denen er 2011 die NBA-Meisterschaft gewinnt. Nowitzki ist verheiratet und hat drei Kinder.
Ein spätes Nowitzki-Comeback wie bei Tom Brady oder Michael Jordan haben Sie ausgeschlossen. Wie weit ist die aktive Karriere schon weg?
Die drei Jahre kommen mir schon wahnsinnig weit weg vor. Wenn ich ein paar Highlights sehe, vermisse ich das ab und zu, aber das ist normal. Ich fühle mich wohl im Leben und genieße die Kids. Auch wenn die drei mehr Fußball oder Tennis spielen, kommt im Garten auch mal ein Basketball ins Spiel. Letztens habe ich ein paar Würfe genommen, das hat sich aber echt total komisch angefühlt.
Es war Ihr erklärtes Ziel, nach der Karriere erstmal Abstand zum Sport zu gewinnen. Als Präsident der FIBA Players Commission übernehmen Sie aber schon Funktionärstätigen. Könnte das die Karriere nach der Karriere sein?
Tatsächlich bin ich in einer guten Situation, so ein bisschen mein eigener Boss. Für die FIBA war ich zuletzt beim Zentralbord in der Schweiz und kann dort mit 12, 13 alten Spielern Input bringen. Wir werden zum Beispiel zu Regeln und anderen Sachen gefragt. Das ist echt ganz nett, dass wir dem Sport etwas zurückgeben und ihn verbessern können.
Ganz überzeugt hört sich das nicht an.
Ehrlich gesagt bin ich noch ein bisschen in der Zwischenphase, in der ich viele Sachen probiere und versuche etwas zu finden, das mir Spaß machen könnte in der Zukunft. Aber da bin ich noch lange nicht am Ziel. Mit den Mavericks und der Beraterrolle, das liegt ja auf der Hand, dass ich da irgendwann mal ein bisschen mehr einsteige. Dort hinter die Kulissen zu schauen, ist super interessant.
In der NBA gab es zuletzt eine Diskussion wegen Karl Anthons Towns. Der hat sich als „bester Shooting Big Man ever“ bezeichnet und Kevin Durant musste eine Lanze fürSie brechen.
Es ist natürlich immer so, dass junge Leute kommen, die besser sind und alte Rekorde brechen. Das ist die Evolution des Spiels. Dass LeBron James nächstes Jahr der All-time-leading-Scorer werden kann, hätte in den letzten 50 Jahren auch niemand gedacht. Ich würde mich aber nie hinsetzen und sagen, „Ich bin der Best of all Time“, das müssen andere entscheiden, das müssen Statistiken entscheiden. Karl ist ein super Spieler und gehört auf jeden Fall in die Diskussion mit rein. Mein Ding ist das aber nicht. Wenn er das meint und überzeugt ist, freue ich mich für ihn. Deutsche Sportler sind da eher zurückhaltend.
Auch Ihre Freunde aus Köln, Lukas Podolski oder Leon Draisaitl?
Poldi hat mich immer unterstützt bei unseren Spielen und er plant für den Sommer sein großes Abschiedsspiel. Wenn ich es schaffen würde zu kommen , wäre das toll. Mit Leon hatte ich gerade Kontakt. Er war in Dallas auf dem „Nowitzki-Way“ unterwegs und hat mir ein Bild geschickt. Leider war er mit den Oilers back-to-back unterwegs und wir konnten nicht essen gehen. Er ist aber ein super Kollege, der so wie ich den großen Rummel nicht braucht. Ich hoffe, dass wir es mal schaffen, zusammen zu kommen und wünsche ihm nach dem MVP-Titel in der NHL jetzt alles Gute, dass er auch die Meisterschaft holt.
In Deutschland ist Eishockey eine noch größere Randsportart als Basketball. Welche Hoffnungen haben Sie im Rahmen der EuroBasket 2022 für Ihren Sport?
Solche großen Turniere können nur Werbung für den Sport sein und gleichzeitig helfen ihn bekannter zu machen. Ich werde im September in Köln und Berlin vor Ort sein und versuchen, dass wir die Hallen voll machen. Ich hoffe, dass wir einen Hype kreieren können, um die EM rum. Vielleicht wie beim Handball mit der WM 2007.