Die DFB-Elf hielt sich beim offiziellen Mannschaftsfoto vor der WM-Partie gegen Japan kollektiv den Mund zu. Nach dem Spiel erklärt Kapitän Manuel Neuer die Aktion, die gegen die Fifa gerichtet war. Die reagiert umgehend.
Neuer begründet „Mund-zu“-AktionFifa reagiert auf Protestgeste der Nationalelf
Kapitän Manuel Neuer hat die viel beachtete Geste der deutschen Fußball-Nationalmannschaft Richtung Fifa mit den Werten des Teams begründet. „Wir lassen uns vielleicht die Binde nehmen, aber wir lassen uns niemals unsere Stimme nehmen. Und unsere Werte“, sagte Neuer über die „Mund-zu“-Aktion nach dem 1:2 gegen Japan am Mittwoch.
Die Fifa hat nur wenige Stunden nach der Begegnung auf den stillen Protest reagiert. Die Aktion, die im deutschen Fernsehen nur von der Seite zu sehen war und vom Weltbild gar nicht gezeigt wurde, wird keine Folgen für die Nationalspieler haben. Das teilte der Fußball-Weltverband Fifa am Mittwochabend mit, zuvor hatte die Disziplinar-Kommission darüber beraten.
Die DFB-Profis hatten sich beim Mannschaftsfoto unmittelbar vor dem Anpfiff als Reaktion auf das Verbot der „One Love“-Kapitänsbinde demonstrativ die Hand vor den Mund gehalten. In der internationalen Presse fand die Aktion große Beachtung, die Resonanz geht dabei weit auseinander. Während die Nationalmannschaft auf der einen Seite viel Zuspruch für den Protest bekommt, ist er Kritikern nicht stark genug.
Neuer will sich nicht den Mund verbieten lassen
„Wir stehen für Menschenrechte ein. Das wollten wir damit zeigen. Dass wir uns von der Fifa vielleicht den Mund haben verbieten lassen - das machen wir vielleicht mit der Kapitänsbinde auf dem Platz, aber für unsere Werte stehen wir immer“, sagte Neuer, der mit einer von der Fifa vorgegebenen Kapitänsbinde aufgelaufen war. Die Idee sei im Mannschaftskreis entstanden.
„Wir wollten unbedingt was machen, und wir haben überlegt, was man machen kann. Uns war klar, dass wir ein Zeichen setzen wollten“, sagte Neuer. „Das ist ein Fingerzeig.“ Das kurzfristige Verbot der „One Love“-Binde erst am Montag sei „vom Timing her“ für ihn „Wahnsinn“ gewesen, sagte der Bayern-Torwart.
Via Twitter meldete sich das DFB-Team über den offiziellen Account ebenfalls zu Wort. Das Team habe ein Zeichen für „Vielfalt und gegenseitiger Respekt“ setzen wollen, heißt es darin. „Gemeinsam mit anderen Nationen laut sein. Es geht dabei nicht um eine politische Botschaft: Menschenrechte sind nicht verhandelbar“, so das Statement weiter.
Manuel Neuer und DFB-Elf setzen nach Verbot Zeichen
Am Montag hatte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) bekannt gegeben, sich den Vorgaben des Fußball-Weltverbands Fifa zu beugen. DFB-Kapitän Manuel Neuer durfte die Armbinde nicht tragen. Im Vorfeld des WM-Auftakts der deutschen Mannschaft hatte mit Thomas Müller noch ein Leistungsträger im Team von Hansi Flick erklärt, die DFB-Elf werde ihre „sportlichen Träume“ nicht hinten anstellen, um ein politisches Zeichen zu setzen. Bis zum Anpfiff war anschließend spekuliert worden, ob die Nationalspieler nun protestieren würden oder nicht.
Dass die Kapitänsbinde der Fifa bei Manuel Neuer während des Spiels gegen Japan immer mal wieder kaum zu sehen war, begründete er damit, dass diese so locker gesessen habe. „Guter Hersteller“, so der Torhüter. „One Love“-Binde trug Bundesinnenministerin Nancy Faeser statt des Welttorhüters demonstrativ auf der Tribüne. (mit dpa)