Bayer Leverkusen steht erneut im Halbfinale des DFB-Pokals. Am Ende dank Florian Wirtz und Patrik Schick.
Bayer LeverkusenWirtz und Schick zeigen die individuelle Klasse des Meisters
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Leverkusens Florian Wirtz (M) feiert den Sieg in der Fankurve.
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Xabi Alonso durfte am Mittwoch mit Bayer 04 Leverkusen ein kleines Jubiläum feiern. Das 2:2 von Patrik Schick in der 96. Minute des DFB-Pokal-Viertelfinalspiels gegen den 1. FC Köln war der 25. Nachspielzeit-Treffer im 123. Pflichtspiel des Spaniers als Trainer der Werkself. Eine Anzahl, die unmöglich allein auf dem Faktor Glück basieren kann.
Der Ausgleich des tschechischen Weltklassestürmers belegt diese These. Jonathan Tah hatte zuvor FC-Keeper Marvin Schwäbe zu einer Glanztat gezwungen und die Kölner Abwehr in Unruhe versetzt. Aus Schwäbes Abwehr resultierte die Maßflanke von Jeremie Frimpong, die Schick formvollendet verwertete. Sprunghöhe, Timing, Technik und Platzierung waren wie aus dem Lehrbuch. Wer FC-Kapitän Timo Hübers in dieser Szene als Schick-Gegenspieler einen Vorwurf macht, sollte sich mal in Ruhe Gedanken über die individuelle Qualität des Leverkusener Torjägers machen.
Das macht mehr Spaß, als einfach mit 3:0 zu gewinnen.
Für Senor Alonso war das 2:2 „beauty“ und als er von dem Jubiläum erfuhr, entlockte ihm das ein zufriedenes Lächeln. Dem Bayer-Coach waren andere Dinge aber wichtiger. „Es war ein hartes Spiel gegen einen sehr guten Gegner. Sie haben uns mit dem 0:2 in eine schwierige Situation gebracht, aber wir haben eine gute Reaktion gezeigt. Das war wichtig. Vielleicht nicht mit unserem besten Spiel, aber mit großem Herzen und großem Glauben, dass wir zurückkommen können“, freute sich Alonso über den erneuten Halbfinaleinzug, den der eingewechselte Victor Boniface mit dem 3:2 (98.) in der Verlängerung perfekt machte.
„Es ist etwas sehr Besonderes, in so einem Derby nach 0:2 zurückzukommen. Das macht mehr Spaß, als einfach mit 3:0 zu gewinnen“, gewann Jonathan Tah Bayers Tanz auf der Rasierklinge etwas Gutes ab. Teamkollege Granit Xhaka ging noch einen Schritt weiter: „In einem Pokalspiel gibt es keinen Favoriten. Ich glaube, dass uns das jetzt ganz viel Moral gibt, wenn wir in so einem Spiel nach einem 0:2 wieder zurückkommen“, sagte der Schweizer.
Leverkusen hatte es zeitweise mit den Nerven zu tun
Die Leverkusener hatten es nach ihrer höchst emotionalen Erfahrung beim 1:2 in der Champions League bei Atletico Madrid zeitweise mit den Nerven zu tun. Der FC fand mit seiner leidenschaftlichen Spielweise den Weg in die Köpfe beim Titelverteidiger. Was besonders deutlich wurde, als die Gastgeber in Folge von Schicks 1:2 (61.) erst mächtig Druck aufbauten, dann aber nach einer Unterbrechung durch eine Verletzung von Kölns Max Finkgräfe den Faden verloren. Xhaka sah sogar Gelb, als er sich zu heftig über die seiner Meinung nach zu lange Behandlungspause bei Schiedsrichter Frank Willenborg beschwerte.
Der Doublesieger verdankte sein Weiterkommen am Ende der achtminütigen Nachspielzeit, in der es ein Wiedersehen mit den Kräften aus der Meister-Saison gab, und der individuellen Klasse seiner Spieler. Wie der von den Kölnern meist gut kontrollierte Florian Wirtz das 1:2 vorbereitete, hatte jedenfalls absolutes Weltklasseformat. „Er ist zwar ein Zehner, aber mit der Mentalität eines Sechsers. Für mich ist er einer der Top-10-Spieler“, adelte Xhaka Wirtz, der mit einer Szene immer den Unterschied machen kann.
Ich hatte andere Qualitäten, aber nicht diese von Flo.
„Sein erster Kontakt nach dem zu langen Ball von Jona Tah war krank“, lobte Schick seinen 21-jährigen Dauervorbereiter. Xabi Alonso reihte sich ebenfalls in die Hymnen auf den Ex-Kölner ein „Die ganze Aktion war spektakulär, auch die Vorlage für Patrik.“ Ob er auch einen Ball so im Sprung aus der Luft stoppen können, wurde der Coach gefragt: „Ich? Nein. Ich hatte andere Qualitäten, aber nicht diese von Flo.“
Leverkusens Trainer war glücklich und zufrieden. Am Ende gab es nur eine Sache, die ihn wirklich störte: „Die Choreografie unserer Fans war gut, aber die Pyrotechnik war zu viel. Die Pause nach zwei Minuten war zu lange und hat alle gestört.“