Der 1. FC Köln hat Bayer 04 Leverkusen einen tollen Pokal-Fight geboten, musste sich aber nach Verlängerung geschlagen geben.
DFB-Pokal-Viertelfinale1. FC Köln bringt Bayer Leverkusen an den Rand des Ausscheidens
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Doppelpacker: Patrik Schick (l.) schoss Bayer 04 Leverkusen nach einem 0:2-Rückstand gegen den 1. FC Köln mit Torwart Marvin Schwäbe in die Verlängerung.
Copyright: IMAGO/Maximilian Koch
So abgedroschen es auch klingen mag, es ist einfach etwas Wahres dran an dem Satz, dass der Pokal seine eigenen Gesetze schreibt. Wie sollte es sonst passieren können, dass ein in die Zweite Fußball-Bundesliga abgestiegener 1. FC Köln den deutschen Meister und Pokalsieger im eigenen Stadion an den Rand einer Niederlage bringen kann.
Die Geißböcke führten bei Bayer 04 Leverkusen 2:0 und bis zur 96. Minute 2:1, mussten sich am Ende und nach leidenschaftlichem Kampf aber unglücklich mit 2:3 (1:0, 2:2, 0:1) nach Verlängerung geschlagen geben. Der Titelverteidiger steht damit im Halbfinale des DFB-Pokals, während der FC mächtig stolz auf sich sein kann und sich ab sofort voll auf den Wiederaufstieg in die Bundesliga konzentrieren kann. „Das ist der Pokal, da entstehen solche Situationen. Aber Patrik Schick ist ein Torjäger, wie er im Buche steht“, atmete Bayer-Sportchef Simon Rolfes nach dem Schlusspfiff einmal kräftig durch.
Patrik Schick ist ein Torjäger, wie er im Buche steht.
FC-Trainer Gerhard Struber entschied sich für mehr Tempo und Unbekümmertheit auf den defensiven Außenpositionen und stellte Jan Thielmann und Max Finkgräfe gegen die schnellen Bayer-Angreifer. Für Florian Kainz (Gehirnerschütterung) stand Denis Huseinbasic in der Startelf. Die Winter-Neuzugänge drei und vier, Imad Rondic und Anthony Racioppi (Tor), saßen auf der Bank.
Xabi Alonso schickte seine vermeintlich beste Aufstellung ins Rennen und wechselte im Vergleich zum 3:1 am Sonntag fünf Mal. Matej Kovar, Nordi Mukiele, Exequiel Palacios, Neuzugang Emiliano Buendia und Torjäger Patrik Schick spielten von Beginn an.
4000 Kölner Fans begleiteten ihr Team in die 13,12 Kilometer vom Rheinenergiestadion entfernte und mit 30.210 Zuschauern ausverkaufte BayArena. Die FC-Ultras kamen um 20.06 Uhr in den Gästeblock, schleuderten ein paar Bengalos gegen das Fangnetz und zündeten einen Kanonenschlag. Die Leverkusener Anhänger entschieden sich für eine mit dem Spruch „Rheinlands Fußballmacht“ unterlegte Choreo und gaben sich als „Goatbusters“ aus. Für die passende Derby-Stimmung war gesorgt.
Tolle Atmosphäre auf den Rängen
Zunächst diktierten die FC-Fans das Geschehen. Die zweite Runde Bengalos aus dem Gästeblock sorgte durch die Rauchentwicklung für eine Unterbrechung von gut zehn Minuten. Eine Dauer, die die obligatorische DFB-Strafe für die Kölner laut Statuten verdoppeln wird.
Die Struber-Elf setzte auch auf dem Feld die ersten Akzente. Der FC-Coach ließ sein Team hoch pressen und schnell umschalten. Nachdem Timo Hübers Linton Maina auf die Reise geschickt hatte, setzte Damion Downs den Ball aus 14 Metern zwei Meter über das Tor (15.).
Downs und Maina sorgen für 2:0-Führung
Der Favorit tat sich schwer, weil die Kölner aus einer guten Ordnung fleißig und aggressiv gegen den Ball arbeiteten und Bayer etwas schlampig in seinem Passspiel war. Erst ein Standard brachte Gefahr. Nach Foul an Florian Wirtz traf Alejandro Grimaldo aus 20 Metern den Querbalken (30.). Der Spanier hatte auch die nächste Chance, setzte eine Frimpong-Flanke aber unkontrolliert rechts daneben (34.).
Mehr war nicht aus Leverkusener Sicht, denn der FC ließ in den Zweikämpfen nicht locker, machte die Räume dicht und hatte Glück. Schiedsrichter Frank Willenborg übersah nämlich ein Foul des bereits verwarnten Dominique Heintz gegen Mukiele (45.+4). In der letzten Minute der Nachspielzeit belohnten sich die Kölner. Maina machte einen langen Ball gegen Edmond Tapsoba fest. Über Dejan Ljubicic kam Downs in Position. Der FC-Stürmer blieb gegen Palacios und Mukiele stabil und traf zum sensationellen 0:1-Pausenstand ins kurze Eck (45.+10).
Die zweite Hälfte begann mit Heintz-Festspielen. Der Innenverteidiger blockte nacheinander Schick, Granit Xhaka sowie Jonathan Tah (49.) und feierte sich ab. Der Meister erhöhte den Druck. Wirtz verfehlte bedrängt von Heintz nur knapp den Ausgleich (51.).
Schick rettet Bayer in die Verlängerung
Der FC hielt weiter voll dagegen und schlug ein zweites Mal zu. Downs setzte den kurz hinter der Mittellinie an der Abseitsgrenze lauernden Maina ein, der loszog, Mukiele ins Leere laufen ließ und von rechts mit links zum 0:2 flach ins lange Eck vollendete (54.).
Die Sensation lag in der Luft, als sich Wirtz der Sache annahm. Der bis dahin gut abgeschirmte Ex-Kölner sicherte artistisch im Sprung einen Ball an der Außenlinie, ließ Thielmann stehen und brachte mit einem genialen Steckpass Schick in Abschluss-Position. Der Tscheche ließ sich die Chance nicht entgehen und tunnelte FC-Keeper Marvin Schwäbe zum 1:2 (61.).
Der FC blieb trotz des Gegentreffers und der verletzungsbedingten Auswechslungen von Finkgräfe (72.) und Maina (80.) standhaft. Bayer kam trotz der Einwechslungen von Victor Boniface und Nathan Tella zunächst zu keinen weiteren Chancen und FC-Kapitän Hübers hatte nach einem Eckball das 3:1 auf dem Kopf (84.). Nachdem Tella (88.) und Schick (90.+5) vergeben hatten, passierte es doch noch. Schwäbe parierte noch gegen Tah, war aber gegen Schicks Kopfball nach Frimpong-Flanke machtlos (90.+6).
Wir können stolz nach Hause fahren, aber am Ende tut es brutal weh, weil wir so nah dran waren.
In der Verlängerung war es Boniface, der nach einer Grimaldo-Flanke Joel Schmid düpierte und auf 3:2 stellte (98.). Der FC gab sich aber nicht auf. Und tatsächlich erzielte der eingewechselte Imad Rondic das 3:3 (112.). Der Treffer fand aber keine Anerkennung, weil der Bosnier bei der Flanke von Steffen Tigges mit der Schulter im Abseits stand. Es war das letzte Kölner Unglück an diesem denkwürdigen Pokalabend.
„Wir haben uns vorgenommen, alles in die Waagschale zu werfen und einem übermächtigen Gegner einen tollen Kampf zu bieten. Das haben wir geschafft. Wir können stolz nach Hause fahren, aber es tut am Ende brutal weh, weil wir so nah dran waren. Der Schiedsrichter hat eine gute Leistung geboten, aber warum er acht Minuten nachspielen lassen hat, verstehe ich nicht“, sagte FC-Sportchef Christian Keller.
Statistik:
Bayer Leverkusen: Kovar; Mukiele (86. Garcia), Tah, Tapsoba (46. Hincapie); Frimpong, Palacios (76. Boniface), Xhaka, Grimaldo (101. Hermoso); Wirtz, Buendía (60. Tella); Schick. - 1. FC Köln: Schwäbe; Hübers, Schmied, Heintz; Thielmann (93. Gazibegovic), Martel, Huseinbasic (72. Olesen), Finkgräfe (72. Pacarada); Ljubicic; Maina (80. Rondic), Downs (65. Tigges). - SR.: Willenborg (Osnabrück). - Zuschauer: 30.210 (ausverkauft). - Tore: 0:1 Downs (45.+10), 0:2 Maina (54.), 1:2 Schick (61.), 2:2 Schick (90.+6), 3:2 Boniface (98.). - Gelbe Karten: Xhaka, Wirtz, Garcia; Heintz, Hübers, Thielmann, Struber.