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Bayer 04 LeverkusenVaterfreuden und ein anderes besonders Gefühl beim Meister

Lesezeit 3 Minuten
Unglücklicher Moment: Leverkusens Granit Xhaka (l) lenkt einen von Torwart Lukas Hradecky abgewehrten Ball zum 1:3 ins eigene Tor.

Unglücklicher Moment: Leverkusens Granit Xhaka (l) lenkt einen von Torwart Lukas Hradecky abgewehrten Ball zum 1:3 ins eigene Tor. 

Bayer Leverkusen hat wie gewohnt in der Länderspielpause nur eine kleine Trainingsgruppe. Granit Xhaka ist diesmal aber nicht bei der Schweizer Nationalmannschaft.

Gefühle wie diese hat Granit Xhaka noch nicht oft erlebt. Der Mittelfeldregisseur von Bayer Leverkusen empfand am Sonntagabend erst tiefe Frustration, dann euphorische Ekstase und wusste nach der Wiederauferstehung der Werkself im Stuttgarter Hexenkessel, dass es ähnlich emotional weitergehen wird. „Ruhiger wird es nicht“, verabschiedete sich der Schweizer nach dem 4:3 in der MHP-Arena.

Diesmal allerdings nicht wie gewohnt zur Schweizer Nationalmannschaft, sondern auf direktem Weg nach Hause. Xhakas Ehefrau Leonita brachte nämlich am Montagmorgen die dritte Tochter der Familie, Neyana, zur Welt. Länderspielpause statt Reisen mit der Schweizer Nati, Familienglück statt Testläufe gegen Nordirland und Luxemburg. Dass der frisch gebackene Vater auf dem Trainingsplatz am Dienstag mit der Sonne um die Wette strahlte, verwunderte nicht.

Xhakas erstes Eigentor in einem Pflichtspiel

So schnell wie er sich unter dem Bayer-Kreuz aber wieder verabschiedete, wurden seine aktuellen Prioritäten und der Drang, die intensiven Tage zu verarbeiten, deutlich. „Das war ein Auswärtssieg der besonderen Art“, stellte Xhaka nach dem Hoffnungsschimmer im Meisterrennen klar. Und er dachte sicher noch länger an die 62. Spielminute in Stuttgart, als er einen abgeprallten Ball seines Keepers Lukas Hradecky ins eigene Tor bugsiert und sein Team mit 1:3 ins Hintertreffen gebracht hatte. Ein Eigentor war dem 167-fachen Bundesliga-Legionär noch nie unterlaufen. Zuletzt hatte er dieses Gefühl im Dezember 2022, als er noch für Arsenal London in einem Testspiel gegen Juventus Turin ins eigene Gehäuse geköpft hatte.

Anders als vor 27 Monaten, als die Partie mit 0:2 verloren gegangen war, hatte er mit der Werkself acht Bundesliga-Spieltage vor Schluss zurückgeschlagen. „Wir haben bis zum Ende gekämpft, alles gegeben und nie aufgehört zu glauben“, betonte Xhaka die eigene Siegermentalität. Mit ihm als zweitfleißigstem Läufer (11,69 Kilometer) hinter Mittelfeldkollege Exequiel Palacios (11,95) und vor Gegenspieler Atakan Karazor (11,62), hatte Bayer 04 drei Treffer binnen 26 Minuten erzielt und den Abstand zu Spitzenreiter Bayern München auf sechs Punkte verkürzt. Im Falle von Xhaka mit hoher Frustrationstoleranz, dem routinierten Gespür für den richtigen Ball zur richtigen Zeit und insgesamt unbändigem Siegeswillen.

Dass Granit jetzt eine Pause hat, finde ich gut, weil ich sowieso nichts daran ändern kann.
Xabi Alonso, Trainer Bayer 04 Leverkusen

„Dass Granit jetzt eine Pause hat, finde ich gut, weil ich sowieso nichts daran ändern kann“, hatte sich auch Xabi Alonso zu der durch Töchterchen Neyana vorgegebenen Ruhephase geäußert. Xhaka blieb also zu Hause, während Jonathan Tah und Robert Andrich sich mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft auf die beiden Viertelfinalspiele in der Nations League gegen Italien (20./23. März) vorbereiten. Das Gleiche gilt für Jeremie Frimpong, der mit den Niederlanden in der Runde der besten Acht zweimal auf Spanien und seine Teamkameraden Alejandro Grimaldo und Aleix Garcia trifft.

Kapitän und Torwart Lukas Hradecky weilt beim finnischen Nationalteam. Torjäger Patrick Schick und Matej Kovar spielen für Tschechien, Piero Hincapie für Ecuador, Exequiel Palacios für Argentinien, Amine Adli für Marokko und Victor Boniface für Nigeria.

Vier Youngster füllten die kleine Leverkusener Dienstags-Trainingsgruppe mit Xhaka, Nordi Mukiele, Jonas Hofmann, Emiliano Buendia und Arthur auf. Das Quartett mit Artem Stepanov, Emmanuel Owen, Ferdinand Pohl und dem mit 16 Jahren jüngsten Talent Melis Djedovic erlebte, wie Chefcoach Xabi Alonso höchstpersönlich ein Trainings-Leibchen überstreifte und die Spielform auf zwei, nah beisammen stehende Tore mit bestritt. Wie Granit Xhaka an sein erstes Eigentor in Stuttgart, den nächsten Last-Minute-Sieg und die Geburt seiner Tochter, wird sich der U17-Mittelfeldspieler an dieses Gefühl sicher noch sehr lange erinnern.