Bayer 04 Leverkusen befindet sich auf dem Weg zur Form des Meisterjahres. Die nächste Prüfung heißt Union Berlin.
Bayer LeverkusenPatrik Schick ist ein Schlüssel
Zehn Tore in zwei Spielen sind Bayer 04 Leverkusen selbst in der Double-Saison 2023/24 nicht gelungen. Zwar war die Mannschaft von Xabi Alonso im August vergangenen Jahres mit einem 8:0 im DFB-Pokal gegen Teutonia Ottensen gestartet, besiegte dann auch Leipzig im ersten Punktspiel mit 3:2 und schwang sich danach zur Rekordserie von 28 Siegen, sechs Unentschieden und keiner Bundesliga-Niederlage auf.
Diese Zeiten sind aber längst vergessen und auch wegen der fehlenden Klasse des Hamburger Regionalligisten kaum zu berücksichtigen. Die fünf Tore im innerdeutschen Duell mit dem FC Heidenheim (5:2) und ebenso viele Treffer in der Königsklasse gegen RB Salzburg (5:0) stellen also ein Novum dar.
Nachdem es zuvor nur zwei Punkte aus den Liga-Duellen gegen Stuttgart (0:0) und in Bochum (1:1), sowie die Champions League-Klatsche in Liverpool (0:4) gegeben hatte, ist die Brust der Werkself wieder breiter und der Angriff auf die Tabellenspitze erklärtes Ziel. „Jetzt wollen wir auch wieder so ein Gefühl haben“, griff der Cheftrainer vor dem Auswärtsspiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky) beim 1. FC Union Berlin eine These von seinem Sechser Granit Xhaka auf.
Der Schweizer hatte nach dem Ausrufezeichen in der Königsklasse gegen überforderte Salzburger behauptet, dass Leverkusen seiner „Meisterform“ wieder näher käme. „Nach Heidenheim war es besser und jetzt nach Salzburg sogar noch besser“, stützte Alonso seinen Mittelfeldmotor, allerdings nicht ohne zu warnen: „In Berlin ist es ein anderes Spiel, eine andere Art und Weise von Gegner. Sie spielen sehr intensiv. Gerade wenn sie zu Hause spielen sind sie immer sehr, sehr stark.“
Vor allem die Defensivstärke der Eisernen könnte für den Bundesliga-Vierten problematisch werden. Das Team von Trainer Bo Svensson hat in elf Punktspielen gerade einmal neun Gegentreffer kassiert — also halb so viele wie Bayer 04. „Das ist ein guter Moment, um zu zeigen, dass wir nach zwei guten Spielen auch das dritte in Folge haben können“, forderte Alonso den vollen Fokus.
Vertrauen in und Verantwortung für Patrik Schick
Insbesondere Patrik Schick dürfte an der Alten Försterei eine wichtige Rolle zukommen. Schließlich ist der wieder in Topform spielende Tscheche nach sieben Treffern in den jüngsten sechs Pflichtspielen prädestiniert, um den traditionell harten Abwehrriegel des Tabellenneunten (zuletzt gab es in Köpenick ein 1:0; davor ein 0:0) zu knacken.
„Sein Impact gegen Heidenheim und gegen Salzburg war top, aber nicht nur durch seine Tore“, sprach Alonso nicht nur Schicks Dreierpack vergangenen Samstag und sein Champions-League-Premierentor am Dienstag an, sondern vor allem die Defensivarbeit des Angreifers. Dabei berichtete er von einem Gespräch während der letzten Länderspielpause: „Wir haben gesprochen und analysiert. Er hat es sehr gut verstanden und sich sehr gut auf diese Phase vorbereitet.“
Weil der 28-Jährige fleißig und intensiv gegen den Ball arbeitet, konnten die Leverkusener ihr Gegenpressing wieder besser aufziehen und zu alter Stärke finden. Dass der sensible Goalgetter aufblüht, darf psychologisch auch mit der Gesamtsituation begründet werden: Durch die Verletzungen von Martin Terrier und Victor Boniface kommen ihm automatisch Vertrauen und Verantwortung zu.
Weil Boniface trotz Oberschenkelverletzung und einem schweren Unfall vor fünf Wochen, jüngst mit einem neuen Auto-Video viral ging, das ihn bei 140 km/h und abgelenkt vom eigenen Handy am Steuer zeigt, könnte sich die Situation des Nigerianers verschlechtern. „Das ist nicht gut, weil es nicht erlaubt ist. So etwas darf nicht passieren und wir müssen mit Boni sprechen“, kommentierte Alonso den Fauxpas.
Schick hingegen kann am Samstag weiter Werbung in eigener Sache machen und sich für den heißen Dezember-Start mit dem Kracher im Pokal-Achtelfinale beim FC Bayern München am Dienstag, sowie das folgende Heimspiel gegen den FC St. Pauli in Stellung bringen. Dass die Verteidiger Jeanuel Belocian (Sprunggelenk) und Nordi Mukiele (Oberschenkel) für das Union-Spiel und der offensive Terrier (Unterarmfraktur) wohl ab Montag wieder zur Verfügung stehen, muss ihn kaum tangieren. „Patrik ist auf einem guten Weg, so wie die ganze Mannschaft“, fasste Xabi Alonso zusammen.
Voraussichtliche Aufstellungen:
Union Berlin: Rönnow; Doekhi, Vogt, Diogo Leite; Trimmel, Schäfer, Khedira, Hollerbach, Vertessen; Jordan. – Leverkusen: Hradecky; Tapsoba, Tah, Hincapie; Frimpong, Andrich, Palacios, Xhaka, Grimaldo; Schick, Wirtz. – SR.: Dingert (Lebecksmühle).