Florian Wirtz hat beim 5:0-Heimsieg von Bayer 04 Leverkusen in der Champions League gegen RB Salzburg mal wieder sein großes Können gezeigt.
Bayer LeverkusenDie BayArena erhebt sich für Florian Wirtz
Pepijn Lijnders blieb nichts erspart. Der bedauernswerte Cheftrainer von RB Salzburg musste nicht nur mitansehen, wie Bayer 04 Leverkusen sein Team am Dienstag beim 5:0 (3:0)-Heimsieg in der Champions League in alle Einzelteile zerlegte und sich mit Karim Konaté einer seiner wichtigsten Spieler mit einem Kreuzbandriss für die nächsten neun Monate verabschiedete, es wartete auch noch die Pressekonferenz auf den Niederländer.
Die österreichischen Journalisten feuerten nämlich verbal aus allen Rohren auf den erfolglosen Coach, der mit RB in der heimischen Liga auf Platz sechs abgerutscht ist und drei verlorene Spiele in Serie zu verantworten hat. Und ließen auch nicht locker, als Lijnders gelassen blieb und selbst die hässlichsten Fragen höflich beantwortete.
Ein deutscher Kollege hatte wohl Mitleid mit dem RB-Trainer und grätschte mit einer Frage nach Florian Wirtz dazwischen, um etwas vom Thema „Salzburger Niedergang“ abzulenken. Eine Frage, die Lijnders tatsächlich nicht so prompt parierte wie all die Angriffe zuvor. Er überlegte einen Moment, schwärmte dann von all den Qualitäten des Leverkusener Offensivstars und drückte aus, was die Spieler seiner Mannschaft in Serie erfahren mussten: „Er ist nicht zu stoppen und spielt auf einem anderen Level.“
Der Einschätzung von Lijnders, der vor seinem Engagement in Salzburg sechs Jahre lang an der Seite von Jürgen Klopp in Liverpool als Co-Trainer gearbeitet hat, war nichts zu entgegnen, denn Wirtz hatte am Dienstag das nächste Kapitel seiner noch so jungen, aber jetzt schon unglaublichen Karriere geschrieben.
Fünf Tore in fünf Champions League-Spielen
Per umstrittener Handelfmeter (8.) und mit einem seiner unwiderstehlichen Soli (30.) stockte er sein Champions League-Torkonto im fünften Spiel auf fünf auf und schnürte nach Rotterdam seinen zweiten Doppelpack. In der Torschützenliste der Königsklasse liegt der 21-Jährige gleichauf mit Harry Kane (Bayern München) und Erling Haaland (Manchester City). Nur der ewige Robert Lewandowski (FC Barcelona) hat mit sieben mehr Treffer erzielt.
„An erster Stelle steht, dass wir Spiele gewinnen und dass wir in die K.o.-Phase kommen. Wenn ich da mit Toren helfen kann, freut mich das“, blieb Wirtz bei einem seiner raren Besuche in der Mixed Zone bescheiden. Dem Nationalspieler war selbst nach dem Abpfiff der einseitigen Partie noch der Spaß anzusehen, den er zuvor 76 Minuten lang auf dem Feld hatte.
Als Xabi Alonso seinen Vorzeigekünstler auswechselte und nach Artem Stepanov mit Francis Onyeka dem zweiten 17-Jährigen zum Champions League-Debüt verhalf, erhob sich das Stadion inklusive des Gästeblocks und feierte Wirtz mit Standing Ovations. „Ich habe das wahrgenommen und tatsächlich auch ein bisschen Gänsehaut bekommen. Deswegen habe ich auch zurück applaudiert und mich bedankt. Es ist ein wunderbares Gefühl, so geehrt zu werden.“
Verdient war es allemal, denn Wirtz hatte mal wieder alle mit seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten verzückt und die Räume, die ihm die überforderten Salzburger gewährten, gnadenlos ausgenutzt. „Dieser Wettbewerb ist für Flo gemacht. Er ist ein Champions League-Spieler und hat den Wunsch und den Willen, große Spiele zu bestreiten. Je größer die Spieler, desto besser für ihn“, erklärte Xabi Alonso.
Gradmesser gegen Union Berlin, Bayern München und Inter Mailand
Der Leverkusener Cheftrainer war nicht nur mit Wirtz, sondern wie schon nach dem 5:2 am Samstag in der Bundesliga gegen den FC Heidenheim mit seiner ganzen Mannschaft zufrieden: „Es war sehr gut, aber wir wollen diesen Standard halten. Nach zwei guten Spielen ist es noch zu früh, das zu sagen. Wir müssen das in Berlin wieder zeigen“, schaute der Spanier schon auf die nächste Partie am Samstag (15.30 Uhr/Sky) beim 1. FC Union. Eine knifflige Aufgabe, die wie das Pokal-Achtelfinale bei Bayern München (3. Dezember) und das Champions League-Highlight gegen Inter Mailand (10. Dezember) zeigen werden, ob der Doublesieger tatsächlich wieder im „Meister-Modus“ ist.
„Wenn man die Spiele gegen Heidenheim und Salzburg sieht, ist das wieder die Mannschaft, die letztes Jahr so dominant war. Wie aggressiv wir gegen den Ball waren, das haben wir Anfang der Saison nicht so gut hingekriegt“, lobte Anführer Granit Xhaka und erklärte: „Dafür braucht es sehr viel Mentalität und ich habe das Gefühl, dass diese Mentalität zurück ist und auch der Hunger, wieder so aufzutreten wie in der vergangenen Saison.“
Nach fünf absolvierten Spielen hat Bayer 04 mit zehn Punkten die ersten acht Plätze nach der Champions League-Ligaphase fest im Visier. Wahrscheinlich braucht es aus den ausstehenden Partien gegen Inter, Atlético Madrid und Sparta Prag noch zwei Siege, um sich direkt für das Achtelfinale zu qualifizieren. „Ich persönlich hätte gerne zwei Punkte mehr“, spielte Florian Wirtz auf das 1:1 in Brest an. Damit ließ der Jungstar keine Zweifel aufkommen, worum es ihm immer und überall geht: „Wir wollen das nächste Spiel gewinnen.“