Vor dem ersten Spiel des Jahres in Augsburg ist bei Bayer Leverkusen erstmals von Trophäen die Rede.
Bayer 04 LeverkusenAlonso ändert die Formel für „große Ziele“
Neues Spiel, neues Glück. Zum Start ins Jahr 2024 reicht Bayer Leverkusen diese Formel nicht mehr. Die Mannschaft von Xabi Alonso möchte nach über drei Dekaden endlich den ersten Titel seit dem DFB-Pokalsieg 1993 holen. Und dafür ändert der Cheftrainer nun seine Rhetorik: In den letzten sechs Monaten hatte der Baske sein Team zwar zum Bundesliga-Rekord von 25 ungeschlagenen Pflichtspielen geführt, verkniff sich aber Reden über „große Ziele“ oder „Trophäen“.
Nach einem erholsamen Dubai-Urlaub und der zehntägigen Wintervorbereitung traute sich der Coach nun verbal aus der Deckung. „Wir beginnen ein neues Jahr mit großen Zielen“, nahm er seine spitzenreitenden Profis vor dem ersten Bundesligaspiel des Jahres, am Samstag (15.30 Uhr) beim FC Augsburg, in die Pflicht. Auch die Worte von „klaren Zielen in unserem Kopf“ oder „kleine Etappen, die uns zum großen Ziel bringen“, kamen aus dem Mund des spanischen Gentlemans. Als ehemaliger Mittelfeldstratege, der sowohl auf Klub- als auch auf Nationalmannschaftsebene alle Titel gewonnen hat, spürt er wohl, dass die Zeit gekommen ist, den Fokus zu schärfen.
Nicht nur der Afrika Cup mit drei abgestellten Spielern, sondern vor allem die langwierige Adduktoren-Verletzung von Victor Boniface verlangen im Januar sowieso nach neuen Impulsen. „Gerade ohne die drei Spieler haben wir natürlich nicht so viele Möglichkeiten“, denkt Alonso an Edmond Tapsoba (Burkina Faso) und Odilon Kossounou (Elfenbeinküste) als defensive Leistungsträger, sowie Amine Adli (Marokko), der wegen des kontinentalen Wettstreits in der Elfenbeinküste, als Angriffs-Option fehlt. „Aber wir haben genug gute Spieler, um eine gute Aufstellung zu haben“, fährt er in Gedanken an Josip Stanisic (trotz des verpassten Testspiels gegen Venedig) und Robert Andrich, als starke Abwehr-Alternativen, fort.
Leverkusens eigene Strategie
Bezüglich des Sturm-Problems verfolgen die Leverkusener ihre eigene, selbstbewusste Strategie: Diese legte der Chefcoach in Absprache mit Geschäftsführer Simon Rolfes wie folgt dar: „Wir waren bereit für diese Situation“, erinnerte er zunächst an den Fakt, dass Boniface, der am Mittwoch in der Berliner Charité operiert wurde und bis April fehlen wird, wochenlang für den Afrika Cup abgestellt worden wäre, „auch wenn das mit Boni nicht geplant war, haben wir einen guten Kader und sind nicht unter Druck“. Patrik Schick tat sich mit dem Hattrick gegen Bochum zum Jahresausklang und einem Tor beim 4:1 gegen Venedig ebenso hervor, wie sein tschechischer Landsmann Adam Hlozek mit dem Testspiel-Doppelpack gegen den italienischen Zweiligisten.
Trotzdem schloss Alonso Neuzugänge bis Ende des Monats nicht gänzlich aus. Bieten die geöffneten Transferfenster doch immer Möglichkeiten für „logische und intelligente Lösungen“, um den Kader auf „einigen Positionen zu verbessern“. „Erst wenn Verletzungen oder Sperren kommen, haben wir ein echtes Problem“, wähnt sich der Spanier aktuell in komfortabler Personalsituation. Neben Instinkt-Stürmer Schick und dem spiel- und abschlussstarken Hlozek hob er auch Nathan Tella als variablen Rechtsaußen hervor. Wie gut der teuerste Sommerzugang vom FC Southampton die Pause wirklich genutzt hat und das gesamte Team die Form aus dem alten Jahr kompensieren konnte, wird sich aber erst am Samstag in der Augsburger WWK Arena zeigen.
Dort trifft Bayer 04 auf eine Art Angstgegner, der in der Vorsaison beide Duelle gegen die Werkself gewinnen konnte und unter dem neuen Trainer Jess Thorup nur zwei Niederlagen aus den letzten neun Punktspielen kassierte. „In der Vorbereitung lag der Fokus auf unserem guten Gefühl. Wir brauchen jetzt eine gute Leistung und ein gutes Ergebnis, damit wir spüren, dass wir weiter auf dem richtigen Weg sind“, sagte Alonso. Wenn zum 120-jährigen Vereinsjubiläum im Sommer tatsächlich eine Schale und/oder nationale bzw. internationale Pokale empor gereckt werden sollen, ist Alonsos „beste Formel“ immer noch „Spiel für Spiel“ zu nehmen.
Voraussichtliche Aufstellungen
Augsburg: Dahmen; Mbabu, Gouweleeuw, Uduokhai, Gumny; Engels, Dorsch; Jensen, Demirovic, Vargas, Tietz. – Leverkusen: Hradecky; Stanisic, Tah, Hincapie; Frimpong, Xhaka, Palacios, Grimaldo; Hof-mann, Wirtz, Schick.– SR.: Jablonski (Bremen).