Bayer Leverkusen hat sich dank eines 1:0-Heimsiegs gegen Inter Mailand in der Champions League in eine tolle Ausgangsposition gebracht.
1:0 gegen MailandBayer Leverkusen setzt Inter Schachmatt
„Alles braucht etwas Zeit.“ Als Xabi Alonso diesen Satz sagte, ging es um Nordi Mukiele. Den Spieler, der Bayer 04 Leverkusen kurz zuvor im Topspiel der Champions League gegen Inter Mailand zum 1:0 (0:0)-Last minute-Sieg geschossen und sein Team dem direkten Einzug in das Achtelfinale ein gewaltiges Stück näher gebracht hatte. Ein Matchwinner, den niemand erwartet hatte, nicht einmal sein Trainer. „Korrekt. Hatte ich nicht“, räumte Alonso ein.
Wohl auch, weil Mukiele sich beim Werksclub noch im Anpassungsprozess befindet. Der 27-Jährige stieß erst am Ende der Sommervorbereitung als Leihspieler von Paris Saint-Germain zu Bayer 04. Seinen ersten Startelfeinsatz beim 4:3 gegen den VfL Wolfsburg verpatzte der Franzose völlig, wurde zur Halbzeit ausgewechselt und saß in den nächsten vier Bundesliga-Partien nur auf der Bank. Dann setzte ihn im November auch noch zwei Wochen lang ein Muskelfaserriss außer Gefecht.
„Nordi passt sich von Woche zu Woche besser an. Er ist ein Spieler, der die Bundesliga und die Champions League kennt und uns viel Qualität auf einer Position verleihen kann, die uns dort fehlen“, bewertete Alonso den 1,87 Meter großen Rechtsverteidiger. Beim 1:0-Pokalsieg in München deutete Mukiele erstmals nachhaltig an, welche Qualitäten sein Coach meinte. Gegen Inter Mailand lieferte er dann seine beste Leistung im Leverkusener Trikot ab — inklusive Siegtreffer drei Minuten vor dem Abpfiff. „Das Tor war sicher der Höhepunkt, doch hinter diesem Höhepunkt verbergen sich bei Nordi viele gute Dinge. Wir wollen ihn weiter antreiben“, sagte Alonso.
Mukiele brauchte also nicht mehr als „etwas Zeit“ und stand damit sinnbildlich für einen Champions League-Abend, der Taktik-Liebhabern einen Leckerbissen bot. Geduld und Kontrolle waren die Schlagworte im Duell zwischen dem deutschen und dem italienischen Meister. „Das ist eine italienische Mannschaft, die weiß, wie man verteidigt. Wir wussten, dass wir viel Geduld brauchen“, sagte Bayer-Kapitän Jonathan Tah. Sein überragender Teamkollege Granit Xhaka drückte es noch drastischer aus: „Wenn es sein muss, verteidigen die auch zwei Tage lang so.“
Leverkusener Ballstafetten zermürben auch das zweite Team aus Mailand
Im Laufe des Spiels wunderte es niemanden mehr, dass das erfahrene Team von Trainer Simone Inzaghi am sechsten Spieltag der Champions League-Saison ohne Gegentor in die BayArena gereist war, obwohl es schon gegen Manchester City, Arsenal London und RB Leipzig gespielt hatte. „Wir wussten, dass es schwierig wird, gegen Inters perfekte Automatismen anzugreifen. Wir haben nicht damit gerechnet, 20 Torchancen zu bekommen. Nur ein paar, aber gute, und bei einer mussten wir effektiv sein“, sagte Alonso.
Nachdem Nathan Tella nur die Latte getroffen hatte (3.), musste die Werkself für diese eine Chance einen weiten Weg gehen. Je länger das Spiel dauerte, desto mehr Kontrolle hatte Bayer und legte sich die Mailänder dann in der Schluss-Sequenz für ein klassisches Schachmatt zurecht. Die Leverkusener hatten Inter wie schon den AC Mailand (1:0) mit ihren Ballstafetten regelrecht zermürbt und müde gemacht.
Werkself zeigt unwiderstehliches Gegenpresing
„Wir waren mental reif, dieses Spiel zu spielen und hatten Kontrolle, auf die Chance zu warten. Wir hatten Vertrauen und Überzeugung in das, was wir tun, Stabilität und eine gute Struktur“, lobte Xabi Alonso sein Team. Die taktische Meisterleistung der Hausherren, die mit Exequiel Palacios und Xhaka an der Spitze ein unwiderstehliches Gegenpressing aufzogen, mündete schließlich in einer für Bayer 04 typischen Last minute-Entscheidung.
In der 90. Minute legte sich Alonsos Team den Gegner nach der dritten Ecke über Florian Wirtz und Alejandro Grimaldo im Strafraum so zurecht, dass der über Martin Terrier etwas glücklich an den Ball gekommene Nordi Mukiele aus seinem Team einen verdienten Sieger machen konnte.
Inter fehlte schlichtweg die Zeit, um sich noch einmal gegen die erste Niederlage im Wettbewerb zu wehren. „Wir haben sehr gut gearbeitet und alles getan, was der Plan des Trainers verlangt hat. Es ist nur ein Tor, aber drei Punkte“, sagte der überglückliche Matchwinner Nordi Mukiele nach seinem Premieren-Treffer im Leverkusener Trikot.
Ein Treffer, der bedeutet, dass Bayer 04 in der K.-o.-Runde der besten 24 Teams steht und beste Aussichten hat, als einer der ersten Acht direkt ins Achtelfinale einzuziehen. „Ich habe immer weiter gearbeitet und war zuversichtlich, dass es sich auszahlt“, beschrieb Mukiele, der auch in seiner Rolle als Rechtsverteidiger voll überzeugte. Alles braucht eben etwas Zeit.