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Bayer LeverkusenNordi Mukiele findet das Last Minute-Gen wieder

Lesezeit 5 Minuten
Leverkusen's Nordi Mukiele scores the decisive goal against Inter Milan's goalkeeper Yann Sommer during the Champions League opening phase soccer match between Bayer Leverkusen and Inter Milan at the BayArena in Leverkusen, Germany, Tuesday Dec. 10, 2024. (AP Photo/Martin Meissner)

Schuss ins Glück: Nordi Mukiele erzeilt den 1:0-Siegtreffer für Bayer Leverkusen.

Bayer 04 Leverkusen hat Inter Mailand mit 1:0 besiegt und die K.o.-Runde in der Champions League erreicht.

Die Nachspielzeit kündigte sich schon an, als Nordi Mukiele sich in die Herzen aller Leverkusener schoss. Der Abwehrspieler stand genau am richtigen Ort, nachdem Martin Terrier nach einer Hereingabe von Alejandro Grimaldo am Fünfer über den Ball geschlagen hatte und dieser glücklich vor die Füße des Franzosen gesprungen war. Mukiele fackelte nicht lange und erlöste den deutschen Fußballmeister in der 90. Minute mit dem verdienten 1:0 (0:0)-Siegtreffer gegen Inter Mailand.

Die Werkself hat nach dem dritten zu Null-Sieg im dritten Heimspiel der Champions League-Saison 2024/25 allerbeste Chancen, den direkten Einzug in das Achtelfinale zu schaffen. Bayer 04 rangiert nach sechs von acht Spielen der Ligaphase mit 13 Punkten vorerst auf Platz zwei und hat zumindest den Einzug in die K.o.-Runde der besten 24 Mannschaften schon vor den ausstehenden Spielen bei Atletico Madrid und gegen Sparta Prag sicher.

„Wir haben bis zum Schluss dran geglaubt und wussten, dass wir in diesem Spiel geduldig sein mussten. Das waren wir und haben das Ding am Ende noch gemacht“, freute sich Kapitän Jonathan Tah über die Rückkehr des Last Minute-Leverkusen.

Eine Stunde vor dem Anpfiff war klar, dass Bayer-Torjäger Patrik nach seiner Wadenblessur zunächst nur auf der Bank Platz nehmen würde. Trainer Xabi Alonso wechselte im Vergleich zum 2:1 in der Bundesliga gegen den FC St. Pauli dreimal. Für Artur, Aleix Garcia und Torwart Lukas Hradecky standen Nordi Mukiele, Jeremie Frimpong und Keeper Matej Kovar in der Startelf.

Im Duell der Landesmeister verpasste der deutsche Titelträger den Überraschungsmoment. Sturmspitze Nathan Tella setzte seinen Volleyschuss nach einem Flankenlauf von Frimpong aus acht Metern nur an die Latte (3.). Das Spiel hätte mit einem frühen 1:0 sicher einen anderen Verlauf genommen, als den taktischen, der folgte und von allen vor der Partie auch erwartet wurde.

Inter Mailand noch ohne Gegentor

Beide Teams erwarteten ihren Gegner in einer kompakten, recht tief stehenden 5:3:2-Grundordnung gegen den Ball. Wobei die Werkself mit 60 Prozent Ballbesitz in der ersten Halbzeit mehr Zeit in der gegnerischen Hälfte verbrachte als Inter, das zeigte, warum es nach fünf Champions League-Partie und Gegnern wie Manchester City, FC Arsenal und RB Leipzig noch ohne Gegentor ist.

Der italienische Champion verstand es geschickt, unter der Regie des Ex-Leverkuseners Hakan Calhanoglu die Räume vor dem eigenen Strafraum zu verdichten und dann auch die Pass- und Schusswege so zuzustellen, dass Bayer es schwer hatte, zum Tor zu kommen. Darunter litt vor allem Florian Wirtz, der kaum in seine Aktionen kam. Als er einmal den Raum vorfand, stoppte ihn der Ex-Kölner Yann Bisseck kurz vor dem Sechzehner an der Grenze zum Foul (33.).

Bayer 04 hatte noch aussichtsreiche Abschlüsse von Alejandro Grimaldo (11.), Granit Xhaka (19.) und Exequiel Palacios (26.), richtig gefährlich wurde es dabei aber nicht. Auf der anderen Seite blockte Edmond Tapsoba den einschussbereiten Mehdi Taremi (12.) und ein Kopfball von Davide Frattesi flog doch um ein paar Meter am Tor vorbei (29.). Inter zeigte offensiv nicht viel und wollte dies wohl auch nicht. Zur Pause hätten sich nicht wenige gewünscht, dass Nathan Tella den frühen Überraschungsmoment genutzt hätte.

Leverkusen dominiert mit Ballkontrolle

Es war klar, dass die Mailänder nach dem Wechsel nicht von ihrer Marschroute abrücken. Ein 0:0 am sechsten von acht Spieltagen in Leverkusen würde die Chancen auf den direkten Einzug ins Achtelfinale bei dann 14 Punkten ja auch erhöhen. Bayer, das mit viel Ballbesitz dominierte, musste sich also weiter schwertun, eine Lücke im italienischen Bollwerk zu erspähen. Frimpong schaffte es, verzog aber bedrängt von Alessandro Bastoni (53.). Kapitän Jonathan Tah versuchte es dann mal aus 25 Metern und verfehlte das vom Ex-Gladbacher Yann Sommer gehütete Tor tatsächlich nur recht knapp (65.).

Es war eigentlich der Moment gekommen, um mit Patrik Schick einen Stoßstürmer zu bringen, denn Tella und Wirtz hatten gegen die wuchtigen Bisseck, Bastoni und Stefan De Vrij wenig überraschend einen schweren Stand. Doch Schick war nicht einmal dabei, als sich Leverkusens restliche Reservebank-Spieler in Hälfte zwei an der Seitenlinie aufwärmten. Xabi Alonso hatte wenig bis gar keine Optionen personell etwas zu ändern, denn neben Schick waren mit Victor Boniface, Amine Adli und Jonas Hofmann auch alle seine anderen Offensivkräfte außer Gefecht. Der Bayer-Coach wartete bis zur 83. Minute, ehe er Tella durch Martin Terrier ersetzte.

Wir wollen unter die ersten Acht und haben jetzt vor den beiden letzten Spielen eine Super-Ausgangsposition.
Jonathan Tah, Kapitän Bayer Leverkusen

Die Leverkusener schienen in ihrem nimmermüden Bemühen, eine Lücke zu finden zu verzweifeln, bis das Last Minute-Gen aus der vergangenen Saison aus dem Nichts auftauchte und Nordi Mukiele den verdienten Weg ins Glück fand (90.). Der Neuzugang von Paris Saint-Germain belohnte sich für seine bislang beste Leistung im Bayer-Dress und sein Team für einen geduldigen Vortrag. Der deutsche Meister hatte dem italienischen das erste Gegentor in der Champions League zugefügt und das Team von Trainer Simone Inzahgi für seine Passivität bestraft.

„Wir wollen unter die ersten Acht und haben jetzt vor den beiden letzten Spielen eine Super-Ausgangsposition“, sagte Jonathan Tah mit Blick auf das, was für Leverkusen in der Champions League noch kommen wird.


Statistik:

Bayer Leverkusen: Kovar; Mukiele, Tapsoba, Tah, Hincapie, Grimaldo (90.+2 Garcia); Xhaka, Palacios; Frimpong, Tella (83. Terrier), Wirtz (90.+2 Andrich). — Inter Mailand: Sommer; Bisseck, de Vrij, Bastoni; Calhanoglu (66. Asllani); Darmian, Frattesi (66. Barella), Zielinski, Carlos Augusto (56. Dimarco); Thuram (66. L. Martinez), Taremi (85. Arnautovic).—SR.: Vincic (Slowenien). —Zuschauer: 30 210. —Tor: 1:0 Mukiele (90.). — Gelbe Karten: Calhanoglu, Augusto.