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Aufstieg mit dem 1. FC Köln ist VoraussetzungAndré Pawlak kann die Zukunft gehören

Lesezeit 4 Minuten
Pawlak dpa

André Pawlak

Köln – Die dunklen Schatten um die Augen verrieten, dass Armin Veh harte Stunden und Nächte mit zu wenig Schlaf hinter sich hatte. Die Entlassung von Markus Anfang und der nach wie vor nicht vollzogene Aufstieg haben beim Sportchef äußerliche Spuren hinterlassen. Wie es in ihm aussieht, deutete er an, als er am Montag erstmals Einblicke in den Trainerwechsel gab.

Die jüngste sportliche Krise mit vier sieglosen Spielen in Folge sei die dritte in dieser Saison gewesen „und damit eine zu viel“. Das Ziel, die Bundesligarückkehr, hätte man bereits erreicht haben können. Dieses Ziel sei wichtiger als ein Trainerjob, „und deshalb musste ich eine Entscheidung treffen“, so Armin Veh zur Entlassung von Markus Anfang.

Erste Übungseinheit mit Pawlak

Über die Hintergründe mochte der 58-Jährige öffentlich nicht reden, machte aber Andeutungen. Wichtig sei, dass ein Trainer eine Mannschaft für sich gewinnen, sie führen könne. Das sei etwas Elementares. Es gehe nicht allein darum, als Trainer ein gutes System und eine gute Taktik zu haben sowie eine Mannschaft zusammenzubringen, sondern auch mit einer Mannschaft umgehen zu können. Deshalb sei die Wahl auf André Pawlak gefallen.

Der von der U21 zu den Profis beförderte Trainer leitete am Montag mit Manfred Schmid erstmals eine Übungseinheit des Zweitligisten. Was dabei auffiel, waren die Unterbrechungen und Besprechungen im Spielerkreis. Es gehe darum, die Köpfe der Spieler freizubekommen. Gespräche stünden mehr im Fokus als taktische Inhalte. „Wir werden keine Taktikkeule herausholen“, so Pawlak. Das unterstrich auch Schmid, als er meinte: „Wir gestalten das Training nicht mit Aktionismus um.“

Erste Möglichkeit im Profifußball

Für Pawlak ergibt sich erstmals die Möglichkeit, im Profifußball zu arbeiten. Anfang des Jahres hatte er seinen Trainerschein erworben, der ihn berechtigt, Erstligamannschaften zu trainieren. Den habe er natürlich gemacht, um einmal ins Profigeschäft einzusteigen. Dass sich die Möglichkeit dazu so schnell ergeben würde, „vom Abstiegskampf in der Regionalliga in den Aufstiegskampf der Zweiten Liga zu kommen“, davon habe er nicht einmal geträumt.

Pflaster

Ohne Anthony Modeste, Marco Höger und den langzeitverletzten Christian Clemens fand das erste Training unter André Pawlak statt. Nach seinem Infekt absolvierte Modeste ein Lauftraining, der angeschlagene Höger eine individuelle Einheit. Für einen Schreck sorgte Louis Schaub, der einen Tritt abbekam und das Training abbrach. Letztlich aber zog er sich nur eine Platzwunde zu, die mit einem Pflaster geschlossen wurde. (JoS)

Am Samstagnachmittag hatte er die U21 in der Regionalliga zum 3:0 gegen Wiedenbrück geführt, bevor er im Büro von Veh das Angebot erhielt, die Profis bis zum Saisonende zu übernehmen. „Diese Chance musste ich wahrnehmen.“

Ihm für die drei letzten Saisonspiele die Verantwortung zu übertragen, sei „die einzig logische Entscheidung“ gewesen, betonte Veh. Er habe Pawlak innerhalb des letzten Jahres gut kennengelernt. Er sei überzeugt, dass der die Aufgabe meistern werde, in Zusammenarbeit mit dem erfahrenen Schmid.

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Der hatte eigentlich gerade sein neues Büro als Chef der Scouting-Abteilung beziehen wollen, sitzt jetzt stattdessen für die nächsten drei Wochen im Trainerbüro. Ihm kommt zugute, dass er die Abläufe bei den Profis, von denen noch 14 aus seiner früheren FC-Zeit unter Peter Stöger im Kader sind, bestens kennt. „Ich habe hier sehr viel miterlebt: Eine sehr erfolgreiche, schöne Zeit, dann das Ende. In der erfolglosen Zeit lernt man Dinge kennen, die uns jetzt hilfreich sein können. Es gab Situationen, von denen ich weiß, dass ich sie jetzt anders angehen würde“, sagte Schmid.

Wie es nach der Saison im Trainerbereich weitergeht, darüber sei noch keine Entscheidung getroffen worden, erklärte Veh. Er hoffe, dies ohne Zeitdruck tun zu können. Das lässt auch die Möglichkeit zu, dass Pawlak ein Kandidat für den Cheftrainerposten über die Saison hinaus ist, er sich also jetzt selbst durch drei erfolgreiche Spiele ein optimales Zeugnis ausstellen kann.

Den Bundesligaaufstieg wolle man nun schnellstmöglich realisieren, unterstrich Armin Veh. Für André Pawlak ist dies nicht die Aufgabe einzelner, sondern des gesamten Spielerkaders. Er werde ein paar Änderungen vornehmen, „aber keine ganz wilden Dinge tun“, deutete der 48-Jährige nur wenige personelle Korrekturen für das Spiel am kommenden Montag in Fürth an. Dort wolle man gewinnen und damit den Aufstieg in trockene Tücher bringen.