Bei seiner Vertragsunterschrift hatte sich der neue FC-Stürmer entschlossen, der „27“ zu vertrauen. Eine Entscheidung, die im vorliegenden Fall zumindest von Selbstvertrauen zeugt. Denn nun ist einer mächtig sauer.
Ausgerechnet 27Wirbel um die Rückennummer des neuen FC-Stürmers Davie Selke
Davie Selke bewies ein feines Gespür für die Situation. Als der Mittelstürmer nach seinem ersten Mannschaftstraining in Diensten des 1. FC Köln mit der Erfüllung von Foto- und Autogrammwünschen beschäftigt war, wurde ihm von zwei jungen Zaungästen ein selbstgebasteltes Plakat zur Unterschrift vorgelegt. „DS27: The real 27! Willkommen beim FC“, stand darauf geschrieben. Um die Botschaft zu untermauern, hatten die beiden Anhänger außerdem ein Trikot mit der Nummer 27 dabei, auf dem der Name von Anthony Modeste provisorisch überklebt war. Stattdessen prangte der Schriftzug „Selke“ auf dem Trikotrücken.
Nicht ohne Grund: Bei seiner Vertragsunterschrift am Montag hatte sich der neue FC-Stürmer dazu entschlossen, der „27“ zu vertrauen, die ihn schon auf seinen vorherigen Karrierestationen in Berlin, Leipzig und Bremen begleitet hat. Eine Entscheidung, die im vorliegenden Fall zumindest von Selbstvertrauen zeugt. Am Tag danach umschiffte der verspätete Modeste-Nachfolger die Gefahr, Öl ins Feuer einer aufgeheizten Diskussion zu gießen, indem er die Bitte der beiden Fans höflich ablehnte und ihnen stattdessen ein Trikot versprach.
Modeste verärgert – Keller beschwichtigt
Anthony Modeste versucht dagegen gar nicht erst, seine Verärgerung zu verbergen. Der sensible und offenbar in seiner Ehre gekränkte Franzose ist derzeit damit beschäftigt, auf seinem Instagram-Profil ein Foto nach dem anderen zu teilen. Alle Bilder weisen eine Gemeinsamkeit auf. Sie zeigen den seit Sommer bei Borussia Dortmund unter Vertrag stehenden 34-Jährigen im Trikot seines Ex-Clubs 1. FC Köln – mit eben jener Nummer 27, Modestes Markenzeichen neben dem Brillen-Jubel. Seine Frau Maeva ging sogar noch einen Schritt weiter, indem sie in einem langen Statement „fehlenden Respekt“ beklagte. Eine seltsame Ansicht der Dinge, hatte sich Anthony Modeste mit seinem erneuten Abgang aus Köln doch zum bereits zweiten Mal für die Aussicht auf noch mehr Luxus entschieden – und gegen die Liebe der Fans. Nun fristet der Routinier in Dortmund ein Reservistendasein.
Offenbar war Anthony Modeste davon ausgegangen, dass die „27“, mit der er die Geißböcke zweimal ins internationale Geschäft geschossen hat, zumindest vorerst nicht mehr vergeben wird. So hatte es der 1. FC Köln nach dem Abgang seiner Club-Ikone Lukas Podolski im Jahr 2012 mit der „10“ gehandhabt. Christian Keller ist eine derartige Absprache im Fall Modeste nicht bekannt: „Ich habe beim Abschied nicht gehört, dass die 27 nicht mehr vergeben wird“, erklärte der FC-Sportchef am Rande des Dienstagstrainings in aller Sachlichkeit. Keller hält die Debatte ohnehin für überzogen: „Für mich ist die 27 eine Nummer. Wenn sie beiden Glück bringt, ist es doch gut.“ Alles, was darüber hinaus gehe, habe er „mit einem Schmunzeln wahrgenommen“.
Vielmehr lag Kellers Fokus am Dienstag darauf, sich einen ersten Eindruck von Davie Selke im FC-Dress zu verschaffen. Er dürfte positiv ausgefallen sein: Beim abschließenden Trainingsspiel waren dem 27-Jährigen zwei Tore gelungen. „Wir haben uns sehr bewusst für Davie entschieden“, untermauerte der FC-Sportchef die Entscheidung zugunsten des 202-maligen Bundesligaspielers, dessen Karriere in den vergangenen Jahren jedoch ins Stocken geraten ist. Der FC habe einen „klassischen Neuner“ gesucht, „von denen es in Deutschland nicht so viele gibt“, schilderte Keller die Herausforderung. „Wir hatten ein sehr klares Profil. Davie ist einer, der es ausfüllen kann.“ Die Gespräche seien „sehr gut“ gewesen. „Wir hatten das Gefühl, dass Davie brennt und sich nochmal richtig beweisen und zeigen möchte.“ Daher sei der Beschluss „sehr klar“ für den Herthaner ausgefallen. „Und seine Entscheidung erfreulicherweise auch sehr klar für uns.“
Wenig später schlenderte Steffen Baumgart in Richtung Kabinentrakt. „In Rostock habe ich auch die 27 getragen“, rief der frühere Angreifer und heutige FC-Coach gut gelaunt. Womit alles gesagt war.