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SV Elversberg mischt 2. Liga auf„Jeder einzelne darf über sich hinaus wachsen“

Lesezeit 5 Minuten
Horst Steffen (55) an der Seitenlinie der SV Elversberg

Seit Oktober 2018 steht Horst Steffen (55) an der Seitenlinie der SV Elversberg – und damit so lange wie kein anderer Cheftrainer bei einem aktuellen Zweitligisten. Zu aktiven Zeiten war der Mittelfeldspieler für Bayer 05 Uerdingen, Borussia Mönchengladbach und den MSV Duisburg aktiv.

Erfolgstrainer Horst Steffen spricht über die bemerkenswerte Entwicklung der SV Elversberg, dem Gegner des 1. FC Köln am Samstag.

Mit nicht einmal 13.000 Einwohnern ist die saarländische Gemeinde Spiesen-Elversberg der kleinste Standort der Zweiten Fußball-Bundesliga seit fast 40 Jahren. Vor dem Gastspiel des 1. FC Köln (Samstag, 13 Uhr/Sky) spricht Trainer Horst Steffen im Interview mit Tobias Carspecken über die Gründe für den Erfolg und das Duell mit dem FC.

Herr Steffen, der im vergangenen Jahr geglückte Durchmarsch aus der Regionalliga war der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte der SV Elversberg. Was bedeutet es für einen kleinen Verein wie die SVE, in der Zweiten Bundesliga spielen zu dürfen?

Der Durchmarsch war in der Kürze der Zeit so nicht geplant. Der Erfolg war für uns daher unerwartet, aber umso schöner – das gilt sowohl für den Aufstieg vor einem Jahr als auch für den Klassenerhalt vor einigen Wochen. Wir wissen es zu schätzen und genießen es auch, dass wir uns auf diesem hohen Niveau mit starken Mannschaften messen dürfen und damit die Chance haben, unsere Fans und die Region zu begeistern. In der Zweiten Bundesliga zu spielen, ist etwas Besonderes. Das war im vergangenen Jahr so, und das ändert sich auch in dieser Saison nicht.

Im Zweitliga-Premierenjahr gelang der SV Elversberg als Tabellenelfter auf souveräne Art und Weise der Klassenerhalt. Rechnen Sie mit einem traditionell schwierigeren zweiten Jahr nach dem Aufstieg?

Die Statistiken belegen nicht, dass das zweite Jahr schwieriger ist als das erste. Trotzdem wissen wir, dass wir in allen Spielen wieder an unsere Grenzen gehen und alles aus uns herausholen müssen, um zu bestehen. Uns erwarten viele herausfordernde Duelle, aber wir freuen uns darauf, nehmen unsere Rolle in dieser Liga an und sehen jedes Spiel als Ansporn, um zu zeigen, dass wir mithalten können.

Wir haben es im vergangenen Jahr häufig geschafft, auch in schwierigen Duellen mutig und selbstbewusst aufzutreten und eine hohe Intensität und Laufbereitschaft an den Tag zu legen.
Horst Steffen

Wie wollen Sie das Unternehmen „erneuter Klassenerhalt“ angehen?

Wir haben es im vergangenen Jahr häufig geschafft, auch in schwierigen Duellen mutig und selbstbewusst aufzutreten und eine hohe Intensität und Laufbereitschaft an den Tag zu legen. Das wollen wir auch in dieser Saison wieder schaffen. Jeder einzelne darf über sich hinauswachsen, damit wir alle gemeinsam erfolgreich sein können. Natürlich arbeiten wir auch daran, die Dinge, die wir in der Vergangenheit weniger gut umgesetzt haben, immer weiter zu verbessern.

Sie sind bereits seit Oktober 2018 bei der SV Elversberg tätig und damit so lange wie kein anderer Cheftrainer bei einem aktuellen Zweitligisten. Warum passt es zwischen der SVE und Ihnen so gut?

Als der erste Kontakt nach Elversberg zustande kam, hatte ich schon ein gutes Bauchgefühl, und das hat sich im Laufe der Zeit bestätigt. Das gegenseitige Vertrauen und Wertschätzung sind eine sehr wichtige Basis dafür, dass diese Zusammenarbeit so funktioniert. Wir haben hier kurze Entscheidungswege und einen engen Austausch, dazu ein ruhiges Umfeld, in dem wir gut mit der Mannschaft arbeiten können. Die Erfolge, die wir gemeinsam feiern durften, haben natürlich auch dazu beigetragen, dass eine Verbundenheit entstanden ist.

Wie ordnen Sie das torlose Unentschieden zum Auftakt beim 1. FC Magdeburg ein?

Insgesamt war es ein guter Punkt für uns. Wir haben über weite Strecken des Spiels eine gute Anlage gezeigt, in der letzten halben Stunde mussten wir dann viel verteidigen und alles investieren, um die Null zu halten. Die Lauf- und Kampfbereitschaft der Mannschaft hat mir gut gefallen. Es gibt noch Aspekte, die wir verbessern wollen, aber insgesamt können wir mit dem Punktgewinn zum Auftakt in einem schwierigen Auswärtsspiel zufrieden sein.

Der 1. FC Köln wird mit einem klaren Plan und viel Wucht zu uns kommen. Es wird eine Herausforderung, wir werden viel investieren müssen, um dagegenzuhalten.
Horst Steffen

Zählen Sie den 1. FC Köln trotz Transfersperre und Auftaktniederlage gegen den Hamburger SV zu den Favoriten?

Ja, der 1. FC Köln gehört zu den Topmannschaften der Zweiten Bundesliga. Die Transfersperre hat zwar Einschränkungen mit sich gebracht, auf der anderen Seite konnten sie ihren Kader aus der vergangenen Saison gut zusammenhalten und haben ein eingespieltes Team mit einer sehr hohen Qualität. Köln hat auch bei der Auftaktniederlage einen dominanten Auftritt hingelegt und hatte definitiv die Möglichkeiten, dieses Spiel zu gewinnen. Das reine Ergebnis ist hier weniger aussagekräftig.

Auf was für ein Spiel stellen Sie sich am Samstag ein?

Ich erwarte ein sehr intensives Spiel, das hat auch der Auftakt der Kölner gegen den HSV gezeigt. Der 1. FC Köln wird mit einem klaren Plan und viel Wucht zu uns kommen. Es wird eine Herausforderung, wir werden viel investieren müssen, um dagegenzuhalten. Aber wir wissen um die Schwere der Aufgabe und wollen sie annehmen.

Die SV Elversberg verfügt über das kleinste Stadion der Liga. Kann sich der FC auf eine Pokal-Atmosphäre einstellen?

Wir haben im DFB-Pokal in der jüngeren Vergangenheit schon für die ein oder andere Sensation gesorgt, beispielsweise gegen den FC St. Pauli oder Bayer Leverkusen. Dementsprechend habe ich gegen den Vergleich mit einer DFB-Pokal-Atmosphäre nichts einzuwenden. Unabhängig davon freuen wir uns aber auf eine tolle Kulisse zum Auftakt gegen einen starken Gegner. Auch wenn wir im kleinsten Stadion der Liga spielen, hat sich unsere Fangemeinschaft in den letzten Jahren toll entwickelt. Wir freuen uns auf das erste Heimspiel und wollen unsere Fans begeistern.