Saisonvorbereitung 1. FC Köln„Auch ein Cristiano Ronaldo verschießt mal“

Lesezeit 4 Minuten
TLuca Waldschmidt holt im Testspiel des 1. FC Köln  gegen den VfL Rheingold Köln-Poll 1912 einen Elfmeter raus.

Luca Waldschmidt holt im Testspiel des 1. FC Köln gegen den VfL Rheingold Köln-Poll 1912 einen Elfmeter raus.

Luca Waldschmidt hat sich für den 1. FC Köln und die 2. Fußball-Bundesliga entschieden. Auch, um die vergangene Saison vergessen zu machen. 

Als Luca Waldschmidt vor gut einem Jahr als Leihspieler beim 1. FC Köln anheuerte, gab es nicht wenige, die ordentlich staunten. Die Verpflichtung eines siebenfachen deutschen Nationalspielers (2 Tore) mit der Erfahrung von 135 Spielen in der Fußball-Bundesliga sowie elf Einsätzen in der Champions- und Europa League-Einsätzen durfte gemeinhin als Coup bezeichnet werden. Ein Coup, der sich im Nachhinein als eine der größten Enttäuschungen der vergangenen Saison entpuppte, denn Hoffnungsträger Waldschmidt steuerte in 22 Partien nur drei Treffer sowie einen Assist bei und fiel in der Rückrunde mit einem Wadenbeinbruch in der entscheidenden Phase lange aus.

Wir haben lange gesprochen und es ging hin und her.
Luca Waldschmidt, Siebenfacher Fußball-Nationalspieler

Die Zeichen standen nach dem bitteren Abstieg des FC auf Abschied. Die Vorstellung, dass ein solch talentierter Spieler wie Waldschmidt mit in die 2. Bundesliga gehen würde, fiel ebenso schwer wie die, dass die Geißböcke ihre Kaufoption ziehen und bis zu vier Millionen Euro Ablöse an den VfL Wolfsburg zahlen würden. Entsprechend groß fiel die Überraschung aus, als die Kölner im Juni vermeldeten, dass der 28-Jährige am Geißbockheim bleibt. Laut transfermarkt.de soll der Offensivspieler einen Vertrag bis 30. Juni 2027 unterschrieben haben.

„Wir haben lange gesprochen und es ging hin und her. Zwischenzeitlich war ich öffentlich ja schon abgeschrieben“, berichtete Waldschmidt am Mittwoch. Dass es noch zu einer Einigung kam, obwohl die Frist für die Kaufoption abgelaufen war, lag zum einem an einem großzügigen Entgegenkommen des VfL Wolfsburg, bei dem Waldschmidt noch bis 30. Juni 2025 unter Vertrag gestanden hatte. Und zum anderen an dem unbedingten Willen des Spielers zu bleiben, der auf Gehalt verzichtet und erstmals 2. Liga spielen wird.

Mannschaft ist gut aufgestellt

„Es spricht für den Verein, dass viele Spieler hier geblieben sind. Ich glaube nicht, dass das bei jedem Verein so gewesen wäre. Ich fühle mich hier auch extrem wohl“, erklärte der gebürtige Siegener, der sich der schwierigen Situation stellen möchte: „Ich will nicht sagen, dass ich in meiner Karriere oft weggelaufen bin. Aber in schwierigen Situationen habe ich oft gesagt: Okay, dann gibt es jetzt einen Neuanfang. Das hier in Köln ist mit Sicherheit eine schwierige Situation. Es ist nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben. Jetzt will ich das Vertrauen, das mir vergangene Saison entgegen gebracht wurde, zurückzahlen.“

Worte, aus denen herauszuhören ist, dass Waldschmidt auch das Gefühl mit in die neue Saison bringt, etwas gutmachen zu wollen. „Ich will in der neuen Saison zeigen, was wirklich da ist, was wir erreichen können und dementsprechend wieder Gas geben“, sagte er. Auf die Frage, welche Rolle der FC in der 2. Liga spielen kann, ob trotz der Transfersperre sogar der direkte Wiederaufstieg möglich ist, antwortete der technisch versierte Linksfuß vielsagend: „Wir haben eine gute Mannschaft, haben viele gute Spieler dabei, die verschiedene Erfahrungen mitbringen. Ich glaube, wir sind insgesamt ganz gut aufgestellt und haben eine gute Mischung, die wir auf den Platz bringen können. Jetzt geht es wieder bei null los und wir wollen so erfolgreich wie möglich sein.“

Die nächsten zehn lege ich mir wieder hin.
Luca Waldschmidt, FC-Offensivspieler

Auf seine eigene Rolle angesprochen, wird Waldschmidt schon etwas konkreter: „Ich will mit Leistung und Führung vorneweg gehen. Die jüngeren Spieler kann ich mit meiner Erfahrung an die Hand nehmen und zeigen, wo wir hinwollen. Wir brauchen verschiedene Säulen auf dem Platz und wir haben dieses Gerüst innerhalb der Mannschaft, das alles zusammenhält.“

Die ihm zugedachte Führungsrolle konnte Waldschmidt vergangene Saison nur selten ausfüllen. Zum Beispiel, als er nach seiner Verletzung als Joker in der Nachspielzeit den 2:1-Siegtreffer gegen den VfL Bochum erzielte, das Rheinenergiestadion in ein Tollhaus verwandelte und dem FC neue Hoffnung im Abstiegskampf gab. Dann war da auch eine enttäuschende Vorstellung beim 0:2 gegen Darmstadt oder der verschossene Elfmeter beim 1:1 in Mainz: „Das passiert. Auch ein Cristiano Ronaldo verschießt mal“, sagte Waldschmidt und gab sich mit Blick in die Zukunft trotzig kämpferisch:   „Die nächsten zehn lege ich mir wieder hin.“

Wiedersehen mit dem besten Kumpel

Wer Luca Waldschmidt in den ersten Tagen der Saisonvorbereitung im Training beobachtet hat, durfte feststellen, dass der 28-Jährige es wissen will. Im ersten Testspiel gegen den Kreisligisten Rheingold Poll lief er am vergangenen Samstag neben Sargis Adamyan als zweite Spitze auf und erzielte drei Tore — darunter ein verwandelter Elfmeter.

Das zweite Testspiel bestreitet der 1. FC Köln am Freitag (15.45 Uhr) in Waldschmidts Heimat beim Oberligisten Sportfreunde Siegen. Mit dem Club verbindet der FC-Profi zwar wenig, dafür kommt es zum Treffen mit einem seiner besten Kumpels. Mit Siegens Torwart Julian Bibleka hat Waldschmidt einst bei Eintracht Frankfurt zusammengespielt. Auf der Rückfahrt vom Leimbachstadion nach Köln gibt es dann noch kollektives FC-Daumendrücken, wenn die Mannschaft im Bus das EM-Viertelfinale zwischen Deutschland und Spanien verfolgt.

Nachtmodus
Rundschau abonnieren