AboAbonnieren

Kommentar zum 1. FC KölnEmotionen treffen im Duell gegen Mainz auf Kalkül

Ein Kommentar von
Lesezeit 2 Minuten
FC-Trainer Timo Schultz

FC-Trainer Timo Schultz

Der 1. FC Köln und der 1. FSV Mainz 05 haben in dieser Saison beide ihre Trainer gewechselt - bislang mit unterschiedlichem Erfolg.

Die Situation war eine ähnliche, die Herangehensweise und ihre Auswirkungen eine ganz unterschiedliche. Der 1. FC Köln und der 1. FSV Mainz 05 haben sich angesichts des drohenden Abstiegs aus der Bundesliga branchenüblich zu Trainerwechseln entschlossen. Die Geißböcke mit mäßigem Erfolg, die Mainzer im zweiten Versuch mit sehr großem. Vor dem direkten Aufeinandertreffen am 31. Spieltag taumeln die Kölner der Zweiten Liga entgegen, während die 05er den direkten Klassenerhalt vor Augen haben.

FC-Sportchef Christian Keller setzte nach der Trennung von Steffen Baumgart mit Timo Schultz auf einen Trainer, der gelassen, sachlich und freundlich zu Werke geht. Ein Gegenpol zu seinem Vorgänger, dessen emotionale Art sich nach zwei erfolgreichen Jahren ins Negative umgekehrt hatte. Kellers Kalkühl, den Spielern mit kühlem Kopf Sicherheit und Stabilität zurückzugeben, ging nur teilweise bis gar nicht auf. Der Verlust der für Kölns 1. Fußballclub und sein Spiel so eminent wichtigen, positiven Emotionen wog vor allem in den Heimspielen deutlich schwerer und bildete sich zuletzt gegen Darmstadt in lähmender Verunsicherung und Angst ab.

Bo Henriksen war auch ein Kandidat beim 1. FC Köln

Auf Kellers Kandidatenliste Ende Dezember stand auch Bo Henriksen. Gut möglich, dass sich der FC-Sportchef gegen den Dänen entschied, weil er ihn zu sehr an Baumgart erinnerte. Die Mainzer haben genau ein solches Energiebündel als Trainer gebraucht, nachdem die Entscheidung für den ruhigen Bo Svensson-Nachfolger Jan Siewert keine Wende gebracht hatte. Der zweite FSV-Coach der Saison musste nach dem 21. Spieltag und elf sieglosen Spielen gehen — auf Platz 17 mit zwölf Punkten und damit vier Zähler hinter den Kölnern. Henriksen zündete ganz Mainz dann mit seinem wilden, authentischen Coaching an und steckte auch die zweithöchste Bundesliga-Niederlage des FSV in München weg. 15 Punkte holte er bislang. Schultz kam im gleichen Zeitraum nur auf sechs Zähler.

Erfolg im Fußball braucht am Ende mehr positive Emotionen als ausgeklügelte, am Reißbrett entworfene Prozesse. Einen Abstiegskampf überlebt noch immer das Team mit der Mentalität, es auch schaffen zu können. Der 1. FC Köln hat am Sonntag im direkten Duell seine wohl letzte Möglichkeit, auf diesen emotionalen Pfad einzubiegen und das Vorbild aus Mainz wieder ein Stück weit von seinem Weg abzubringen.