Die Entscheidung zugunsten des in Deutschland noch weitgehend unbekannten Gerhard Struber macht bei genauerem Hinsehen absolut Sinn, meint unser Autor.
Kommentar zum 1. FC KölnEine nachvollziehbare Trainerwahl
Wenn Christian Keller gedanklich in die Welt des Fußballs eintaucht, schweifen seine Ausführungen gerne nach Salzburg. Dorthin, wo das Red Bull-Imperium in Sachen Nachwuchsarbeit längst zu den ganz Großen der Branche gehört. Aus Kellers Worten ist dann Bewunderung herauszuhören, und so überrascht es nur auf den ersten Blick, dass der Sportchef des 1. FC Köln mit Gerhard Struber einem hierzulande noch weitgehend unbekannten Trainer die Mission Wiederaufstieg anvertraut.
Bei genauerem Hinsehen zeigt sich: Die Entscheidung macht absolut Sinn, weil Gerhard Struber alle wesentlichen Kriterien des Kölner Anforderungsprofils erfüllt. Mit seinen 47 Jahren stellt der Österreicher kein Trainer-Experiment dar, das der FC sich in seiner komplizierten Gemengelage aus Abstieg und Transfersperre auch nicht hätte erlauben können. Hinzu kommt jahrelange Erfahrung in der Nachwuchsakademie von RB Salzburg, durch die Struber sich einen Namen als Talent-Förderer gemacht hat.
FC-Sportchef Christian Keller verschafft sich etwas Luft
Aus dem Red Bull-Kosmos ist er zudem mit jenem Pressingfußball vertraut, zu dem die Geißböcke nach ihrem jüngsten Zickzack-Kurs und mit einer stark verjüngten Mannschaft zurückkehren wollen. Und zu guter Letzt: Dank seiner Stationen in den USA sowie in England ist Gerhard Struber international aufgestellt – auch das passt zu einem modernen 1. FC Köln, wie Christian Keller sich ihn vorstellt. Für ein wenig Skepsis sorgt allerdings die Tatsache, dass Struber im Herrenbereich nirgendwo allzu lange Halt gemacht hat.
Mit der inhaltlich nachvollziehbaren Trainerwahl sowie dem Verbleib von Timo Hübers, Eric Martel und Jan Thielmann kann Christian Keller innerhalb einer Woche gleich hinter mehrere wichtige Personalien einen Haken setzen. Sie nehmen vorerst ein wenig Last von den Schultern des massiv unter Druck geratenen Kölner Sportchefs. Nichtsdestotrotz steht außer Frage, dass nach einer verfehlten Einkaufspolitik und dem Irrtum, im Abstiegskampf auf den ruhigen Timo Schultz zu setzen, Kellers zweite Trainer-Entscheidung als FC-Verantwortlicher von Erfolg gekrönt sein muss, damit er eine Zukunft am Geißbockheim hat.