Der 1. FC Köln hat sein Heimspiel gegen den SSV Ulm mit 2:0 gewonnen und Anschluss an die oberen Tabellenplätze gehalten.
Heimsieg gegen UlmDer 1. FC Köln zeigt seine Lernbereitschaft
Der 1. FC Köln ist bereit, zu lernen. Der Fußball-Zweitligist hat nach den bitteren Rückschlägen gegen Magdeburg, in Düsseldorf und gegen Karlsruhe auf das ganz große Spektakel verzichtet und zum ersten Mal in dieser Saison solide und nüchtern einen Arbeitssieg eingefahren. Das klar verdiente 2:0 (1:0) gegen Aufsteiger SSV Ulm bedeutete vor der zweiwöchigen Länderspielpause nicht nur den zweiten Sieg im fünften Heimspiel, sondern auch den Anschluss an die Spitzenplätze.
„Wir haben nicht unser bestes Spiel gemacht. Das Ergebnis hat aber gestimmt. Es war also eher umgekehrt als in den vergangenen Wochen“, sagte Luca Waldschmidt, der mit dem 2:0 kurz nach der Pause für die Entscheidung gesorgt hatte. Auch Kapitän Timo Hübers zeigte sich nicht nur wegen seines Treffers zum 1:0 zufrieden: „Wir können mit einem guten Gefühl nach Hause und in die Länderspielpause gehen. Denn das Ergebnis beeinflusst immer auch die Stimmung der Folgewochen. Für unser gesamtes Konstrukt war es heute ein Schritt nach vorne.“
Eine Viertelstunde vor Spielbeginn bot sich in Müngersdorf noch ein ungewohntes Bild. Der Unterrang der Südkurve war zwar voll und auch der Ulmer Block im Norden, ansonsten aber gab es viele leere Plätze. Der Grund dafür lag auf der Aachener Straße. Nachdem am vergangenen Sonntag die Mannschaft des Karlsruher SC aufgrund eines Staus die letzten Meter zum Rheinenergiestadion zu Fuß zurücklegen musste, legte am Samstag ein Zusammenstoß zweier KVB-Bahnen auf Höhe der Haltestelle Aachener Straße/Gürtel den Verkehr lahm. Während die Partie gegen den KSC noch mit zehn Minuten Verspätung begann, pfiff Schiedsrichter Patrick Alt gegen Ulm pünktlich um 13 Uhr an – vor vollen Rängen.
Und zwar erstmals in dieser Saison mit Max Finkgräfe in der Startelf. Der 20-Jährige lief nach seiner Knieverletzung in der Saisonvorbereitung als Rechtsverteidiger für Jan Thielmann auf, der beim 4:4 gegen den KSC eine der Schwachstellen in der Kölner Defensive war. Ein Experiment von Gerhard Struber, denn Finkgräfe ist Linksfuß und normalerweise Linksverteidiger. „Max hat gute Trainingswochen hinter sich gebracht und sich den Einsatz verdient“, erklärte der FC-Trainer den erwartbaren Wechsel.
Der einzige neue Spieler in der Kölner Startelf war defensiv zunächst wenig gefordert und konnte sich wie die meisten seiner Teamkollegen der Offensive widmen. Die Geißböcke ließen es nicht ganz so wild angehen wie gegen Karlsruhe, als sie nach einer Viertelstunde schon mit 3:0 vorne gelegen hatte. Diesmal stand es nach 15 Minuten nur 1:0, weil der FC es nach den Erfahrungen von vor einer Woche viel konzentrierter und etwas vorsichtiger angehen ließ.
Frühe FC-Führung und Platzverweis gegen Ulm
Die von Struber etwas tiefer aufgestellten und ausgesuchter pressenden Kölner hatten nach vier Minuten ihre erste Großchance. SSV-Keeper Nicolas Thiede konnten einen strammen 16-Meterschuss von Leart Pacarada nur abklatschen lassen, den Abpraller setzte Tim Lemperle zu seinem eigenen Entsetzen aber aus fünf Metern links am Tor vorbei.
So brauchten die Gastgeber für die Führung einen Standard. Kapitän Timo Hübers verlängerte eine Ecke von Linton Maina elegant mit der Hacke hoch ins kurze Eck (8.) - schon der dritte Saisontreffer des Innenverteidigers. Nach dem 1:0 gab es zur Pause nur noch eine Großchance für die dominanten Kölner, die ihnen Alt allerdings weg pfiff. Der Schiedsrichter nahm nach einem Foul an Lemperle Damion Downs zwar den Vorteil weg und entschied auf Freistoß, zeigte Übeltäter Max Brandt dafür aber die Rote Karte (21.). Alt legte dem Ulmer eine Notbremse zur Last, nachdem er den Ball gegen Lemperle verloren hatte.
Der Platzverweis tat dem Spiel nicht gut. Der FC blieb auch gegen zehn Ulmer um Kontrolle bemüht und nahm immer wieder das Tempo aus seinen Aktionen. Erschwerend hinzu kam, dass die beiden Stürmer Downs und Luca Waldschmidt kaum einen Zweikampf gewinnen konnten.
Max Finkgräfe wandelt am Rande des Platzverweises
Das größte Problem war aber Max Finkgräfe. Der Youngster wirkte nicht austrainiert und deshalb in den meisten seiner Situationen überfordert. Er und sein Team mussten nach 45 Minuten sogar froh sein, dass er zur Pause noch ausgewechselt werden konnte, nachdem er Gelb gesehen hatte (34.) und eine Minute später Ulms Dennis Chessa einfach auflaufen ließ. SSV-Coach regte sich über die ausbleibende Ampelkarte so heftig auf, dass er von Alt mit Gelb verwarnt wurde.
Es gab keine Zweifel darüber, dass Finkgräfe in der Kabine bleiben musste. Struber entschied sich dafür, Dominique Heintz für die Innenverteidigung einzuwechseln und zog dafür Julian Pauli nach rechts hinten. Eine Maßnahme, die kaum ins Gewicht fiel, weil sich das Geschehen vorwiegend in der Ulmer Hälfte abspielte und das ungleiche Duell früh entschieden war. Nämlich als Waldschmidt nach einem Lemperle-Ballgewinn aus 16 Metern sofort von halbrechts abzog und sehenswert zum 2:0 ins lange Eck traf (47.).
Die ohnehin schon einseitige Partie war mit Waldschmidts drittem Saisontor früh entschieden, auch wenn der Torschütze (50./62.), Denis Huseinbasic (62.) und Maina (52.) danach das 3:0 liegen ließen. Der Aufsteiger aus Ulm war nicht nur in Unterzahl, sondern auch fußballerisch einfach zu limitiert, um für den FC eine Gefahr werden zu können.
Die Kölner hatten diesmal also keine Probleme, den Sieg und die drei Punkte sicher ins Ziel zu bringen. Gerhard Struber verhalf dem lange verletzten Florian Kainz und Florian Dietz nur zu ihren Saisondebüts (66.) und durfte sich am Ende über seinen erst dritten Zweitliga-Sieg als FC-Trainer freuen.
„Es muss nicht immer ein Spektakel oder Fußballfest sein. Es kann auch mal ein Sieg sein, der nicht so gut aussieht. Wir mussten aus dem 4:4 gegen Karlsruhe lernen und das ist uns gelungen“, fasste FC-Sechser Eric Martel den frühen Nachmittag punktgenau zusammen. „Ein entspannter Sieg tut uns auch mal gut“, sagte Sportchef Christian Keller und Trainer Gerhard Struber freute sich darüber, dass sein Team die Aufgabe „smart und stabiler“ lösen konnte.
Statistik:
1. FC Köln: Urbig; Finkgräfe (46. Heintz), Hübers, Pauli, Pacarada; Martel, Huseinbasic (90. Olesen); Lemperle (66. Kainz), Maina; Waldschmidt (84. Adamyan), Downs (66. Dietz). – SSV Ulm: Thiede; Reichert (58. Meier), Strompf, Kolbe; Stoll (87. Geyer), Hyryläinen (68. Maier), Brandt, Rösch (87. Ulrich); Chessa, Krattenmacher (68. Nelson); Higl. – SR.: Alt (Illingen). - Zuschauer: 49.900. – Tore: 1:0 Hübers (8.), 2:0 Waldschmidt (47.). – Rote Karte: Brandt (21.). - Gelbe Karten: Hübers, Finkgräfe, Pacarada, Waldschmidt.