Der Torjäger hat sich bei seinem Siegtreffer in Regensburg eine Muskelverletzung zugezogen und fällt wohl bis Jahresende aus.
Flammendes PlädoyerGerhard Struber kämpft um Verbleib von Tim Lemperle beim 1. FC Köln
Im Jahnstadion zu Regensburg lief die 34. Spielminute, als für den 1. FC Köln Glück und Unglück im selben Moment aufeinandertrafen. Gerade hatte Tim Lemperle einen der wenigen gelungenen Spielzüge zum 1:0-Siegtreffer verwertet, als sich der Torjäger in den Jubel über sein neuntes Saisontor hinein an den linken, hinteren Oberschenkel fasste. Lemperle signalisierte sofort, dass an ein weiteres Mitwirken nicht zu denken war und humpelte an den ihm zujubelnden Kölner Fans vorbei Richtung Kabine. Den zweiten Teil des unansehnlichen Abnutzungskampfes verfolgte Lemperle nur noch von der Bank aus, ehe er nach Schlusspfiff mit zum Gästeblock zog, um den sechsten Sieg aus den jüngsten sieben Pflichtspielen und den nächsten Schritt im Kampf um die Erstliga-Rückkehr zu feiern.
Am Tag danach erfolgte die zu erwartende Hiobsbotschaft, dass das Fußballjahr 2024 für Tim Lemperle mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vorzeitig beendet ist. Wie der Zweitligist mitteilte, ergaben die am Montag vorgenommenen Untersuchungen eine „kleine Muskelstrukturverletzung“. Damit fällt Lemperle mindestens für das letzte Heimspiel des Jahres am nächsten Sonntag (13.30 Uhr) gegen den 1. FC Nürnberg aus – und aller Voraussicht nach auch für den Jahresabschluss am 22. Dezember beim 1. FC Kaiserslautern. Schließlich ist nicht davon auszugehen, dass die Kölner den Heilungsprozess ihres Torgaranten in irgendeiner Weise gefährden werden.
Das Tor des Tages in Regensburg hatte einmal mehr verdeutlicht, wie wichtig Tim Lemperle mittlerweile für den 1. FC Köln ist. Nach einem Traumpass von Florian Kainz über die Regensburger Abwehr startete der Angreifer einen seiner gefürchteten Tiefenläufe. Dabei behauptete er sich gegen einen Gegenspieler, kam auch vor Felix Gebhardt an den Ball und spitzelte das Spielgerät am herausstürzenden Torwart vorbei ins linke untere Eck. Es war ein Treffer, wie ihn eigentlich nur ausgebuffte Torjäger erzielen. Doch Lemperle ist gerade mal 22 Jahre alt.
Angesprochen auf den Siegtorschützen, geriet FC-Trainer Gerhard Struber regelrecht ins Schwärmen: „Bei Tim hatte ich schon vom ersten Moment weg ein sehr interessantes und gutes Gefühl, dass da etwas drin steckt, das für uns über die ganze Saison recht hilfreich werden kann. Er ist ein eher unkonventioneller Spieler, schwer berechenbar durch seine Bewegungen, im Kampf um den Ball sehr schwer zu nehmen und abschlussstark.“ Kurzum: „Er ist ein sehr, sehr entscheidender Erfolgsfaktor für unser Spiel.“
Allerdings ist fraglich, wie lange noch. Tim Lemperles Vertrag läuft am Saisonende aus. Wie berichtet, sieht der umworbene U21-Nationalspieler seine Zukunft in der Ersten Liga. Die finanzstarke TSG Hoffenheim gilt als aussichtsreichster Kandidat im Werben um Lemperle, der sich in der Winterpause entscheiden will. Den Kölnern werden aufgrund ihrer unklaren zukünftigen Ligazugehörigkeit dagegen lediglich Außenseiterchancen eingeräumt. „Ich bin mehr im Hier und Jetzt. Was im Sommer passiert, wird man sehen“, hielt sich Gerhard Struber am Sonntag mit einer Bewertung der Kölner Aussichten zurück.
Dafür warb der FC-Trainer in einer mehrminütigen Mischung aus Appell und Plädoyer für eine Vertragsverlängerung mit dem talentierten Stürmer. „Ich denke, Tim weiß, was er am FC. Er weiß auch, was er an uns hat, in der Zusammenarbeit. Was für ein Vertrauen wir miteinander aufgebaut haben. Für so einen jungen Spieler ist es entscheidend, diese Spielzeit über einen längeren Zeitraum zu nutzen, um dann möglicherweise den großen Wurf zu landen – und nicht das erstbeste Angebot anzunehmen“, betonte Gerhard Struber seinen Standpunkt. Für ihn als Trainer sei die Entwicklung der Spieler „entscheidend“, und die sei bei Lemperle „aus heutiger Sicht sehr erfolgreich verlaufen. Ich bin mir sicher, dass er mit uns gemeinsam einen sehr, sehr interessanten Weg beim FC vor sich hat. Der resultiert natürlich aus viel Spielzeit“.
Struber sagte aber ebenso: „Wir wissen, das Profigeschäft ist ein schwieriges Business.“ Lemperles Berateragentur Rogon genießt bei der Zusammenarbeit mit jungen Spielern einen umstrittenen Ruf. Es sei „immer so die Frage“ für einen Berater und seinen Klienten, deutete der FC-Trainer an: „Wo verändere ich mich hin, wo ich wieder auf einem hohen Niveau Spielzeit bekomme? Tim ist noch ein junger Spieler und keine 30 Jahre alt. Von daher denke und hoffe ich, dass er gut betreut und gut beraten ist, um die nächsten wichtigen Schritte zu machen für seine Karriere. Auch er hat nur eine davon.“