Der Transferstreit um Jaka Cuber Potocnik zieht immer weitere Kreise. Nun hat der 1. FC Köln Strafanzeige gegen drei Mitglieder aus der Führung von Olimpija Ljubljana gestellt.
Fall Potocnik1. FC Köln stellt Strafanzeige gegen Führungsspitze von Olimpija Ljubljana
Der 1. FC Köln hat sein Schweigen gebrochen. Zweieinhalb Monate nach der Verhandlung vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) hat der Fußball-Bundesligist erstmals Stellung zum Fall Jaka Cuber Potocnik bezogen. Wie der FC am Dienstag mitteilte, hat der Club bereits kurz nach der Mitte September erfolgten Anhörung in Lausanne Strafanzeige wegen versuchten Betrugs gegen drei Vertreter des Streitgegners NK Olimpija Ljubljana gestellt.
Die Staatsanwaltschaft Köln habe den Anfangsverdacht bereits bejaht und ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren gegen die drei Vertreter eingeleitet, heißt es in der Mitteilung des FC. Nach Rundschau-Informationen richtet sich die Anzeige gegen drei Mitglieder aus der Führungsspitze, die den slowenischen Double-Sieger im Herbst 2021 als Investoren übernommen hatte – wenige Monate, bevor Torjäger Potocnik ablösefrei in die Kölner U19 wechselte. Die Staatsanwaltschaft geht von langwierigen Ermittlungen aus. Ein Ergebnis ist in Kürze nicht zu erwarten.
Der 1. FC Köln begründet die Einschaltung der Staatsanwaltschaft damit, dass sich Zeugen und Clubvertreter von NK Olimpija Ljubljana bei der Verhandlung vor dem CAS „in Widersprüche verwickelt“ und „in Teilen“ den schriftlichen Tatsachenvortrag des slowenischen Europapokal-Teilnehmers „selbst widerlegt“ hätten. „Hierdurch sowie durch weitere Aussagen von FC-Seite benannter Zeugen konnte nach Überzeugung des 1. FC Köln belegt werden, dass NK Olimpija Ljubljana auf Grundlage falschen Tatsachenvortrags versucht, eine ungerechtfertigte Schadenersatzhöhe zugesprochen zu bekommen“, erklärte der Bundesligist in seiner umfassenden Schilderung.
Ljubljanas Vertreter sollen sich „in Widersprüche verwickelt“ haben
Wie berichtet, verlangt NK Olimpija Ljubljana 2,5 Millionen Euro Entschädigung für den slowenischen U19-Nationalspieler Jaka Cuber Potocnik. Als Grundlage für seine Forderung nennt der Conference League-Club ein angebliches „Interessensbekundungsschreiben“ von Dinamo Zagreb für Potocnik mit einer offerierten Ablöse in selbiger Höhe. Herangetragen hat es der auf dem Balkan als bestens vernetzt geltende Spielervermittler Andy Bara, der auch als Zeuge vor dem CAS fungierte. Die Fifa zeigte offenbar ebenfalls Zweifel an der Seriosität der Offerte, sprach der Weltverband dem slowenischen Erstligisten in seinem Ende März bekannt gewordenen Urteil doch lediglich 51.750 Euro Schadensersatz zu.
Die Fifa und NK Olimpija Ljubljana werfen dem 1. FC Köln vor, den damals erst 16 Jahre alten Jaka Cuber Potocnik zum Vertragsbruch angestiftet zu haben. Der Weltverband bestrafte den FC mit einer zwei Wechselperioden umfassenden Transfersperre, die der CAS Ende Mai auf Antrag des FC vorläufig aussetzte. Die Kölner halten dagegen, dass schriftlich und mündlich gegebene Zusagen des slowenischen Clubs an Potocnik „trotz mehrfacher entsprechender Aufforderungen“ der Spielerseite nicht eingehalten worden seien. Daher habe Potocnik seinen Vertrag „nach Überzeugung des 1. FC Köln und seiner Anwälte nicht gebrochen, sondern im Januar 2022 rechtswirksam gekündigt“. Weiter heißt es: „Genauso wurde von den Zeugen vorgetragen, dass der 1. FC Köln den Spieler nicht zur Vertragskündigung angestiftet hat, wobei dieser Sachverhalt im Falle einer rechtswirksamen Kündigung obsolet ist.“
Beim 1. FC Köln, der die Anhörung vor dem CAS als „substantiiert vorbereitet“ und „umsichtig geführt“ lobte, zeigte man sich am Dienstag „zuversichtlich“, dass seine Argumentation „auf positives Gehör stoßen, der CAS die Kündigung von Jaka Potocnik als rechtswirksam feststellen und damit einhergehend die Spielsperre gegen den Spieler sowie die Transfersperre gegen den 1. FC Köln endgültig aufheben wird“. Offen ist, wann die Schweizer Schiedsbehörde ihr mit Spannung erwartetes Urteil verkünden wird. „Ein genauer Zeitpunkt hierfür kann nicht genannt werden“, erklärten die Kölner. Unklar ist damit auch, ob der abstiegsbedrohte Bundesligist im Winter dringend benötigte Verstärkung auf dem Transfermarkt heranholen darf.