AboAbonnieren

„Cooles Spiel“ mit dem 1. FC KölnChristian Keller freut sich auf seine Rückkehr nach Regensburg

Lesezeit 4 Minuten

Abgang im Guten: Christian Keller bei seinem Abschied aus Regensburg im Herbst 2021.

Christian Keller ist nicht nur Sportchef des 1. FC Köln, sondern auch Ehrenvorsitzender des SSV Jahn Regensburg. Am Sonntag treffen beide Clubs in der 2. Liga aufeinander.

Seit etwas mehr als einem Jahr darf sich Christian Keller Ehrenvorsitzender des SSV Jahn Regensburg nennen. Mit der Ernennung würdigte der Club aus der Oberpfalz die Verdienste Kellers, der sich in seiner achtjährigen Amtszeit für die Schaffung profitauglicher Strukturen verantwortlich zeichnete. Allerdings ist der 46-Jährige zu sehr mit seiner Aufgabe bei Fußball-Zweitligist 1. FC Köln beschäftigt, um die Vorteile, die er bei seinem ehemaligen Verein genießt, ausschöpfen zu können. „Freier Eintritt zu jedem Spiel und ein paar weitere Privilegien“, zählt Keller mit einem Schmunzeln auf. „Ich rufe sie nur zu selten ab.“

Am Sonntag (13.30 Uhr, Sky) kann Christian Keller daran etwas ändern, dann kehrt er mit den Kölnern zum zweiten Mal nach seinem Abschied im Herbst 2021 zurück in die malerische Stadt an der Donau. „Das ist natürlich für mich ein cooles Spiel, weil wir da alle gemeinsam echt eine gute Zeit hatten und viel bewegen konnten. Insofern freue ich mich, wenn ich dahin komme“, sagt Keller vor dem „Wiedersehen mit vielen Leuten, die ich extrem schätze“.

Das ist natürlich für mich ein cooles Spiel, weil wir da alle gemeinsam echt eine gute Zeit hatten und viel bewegen konnten.
Christian Keller, FC-Sportchef

Es gibt erstaunliche Parallelen zwischen seinen Stationen in Regensburg und Köln. An beiden Standorten übernahm der studierte Außenwirtschaftler einen in finanzielle Schieflage geratenen Verein, der im Zuge strikter Sanierungsmaßnahmen sportlich zunächst abrutschte. Was Keller beiderorts viel Gegenwind einbrachte. Schließlich bewertet der Fan in erster Linie das, was er auf dem Platz sieht. Und nicht die Arbeit im Hintergrund. Am Ende verließ Keller den SSV Jahn aber doch noch als gefeierter Mann. Sein langfristig orientierter Blick hatte sich durchgesetzt.

Am Geißbockheim ging es dagegen zuletzt wieder einmal stürmisch zu für den umstrittenen Sportchef. Doch Christian Keller kippte wie schon in der Abstiegssaison nicht um. Nach wochenlanger öffentlicher Diskussion verlängerte er am Montag seinen Vertrag, der Ende Februar ausgelaufen wäre, bis 2026. Ein Jahr auf Bewährung, sozusagen. Ein Jahr, in dem Keller mit Verspätung beweisen muss, dass er doch gute Transfers tätigen kann. Ein Jahr, in dem die Rückkehr in die Bundesliga gelingen muss. Sonst ist wohl alles nichtig.

Es geht darum, wieder in Spannung zu kommen, um die Aufgabe Jahn Regensburg zu meistern.
Gerhard Struber, FC-Trainer

Auf dem Weg dorthin stellt das vorletzte Auswärtsspiel des Jahres beim abgeschlagenen Schlusslicht Regensburg eine Pflichtaufgabe für den Aufstiegsanwärter dar. „Wir wollen eine gute Leistung zeigen und gewinnen“, kann Christian Keller auf die brisante Lage bei seinem Ex-Club keine Rücksicht nehmen. Auf einen Austausch mit seinem Regensburger Kollegen verzichtet er in diesen Tagen ganz bewusst: „Ich könnte den Achim Beierlorzer mal anrufen und ein paar Empfehlungen für die Startelf machen“, sagt Keller mit einem Augenzwinkern. „Werde ich aber nicht tun.“

Nach dem erstmaligen Einzug ins Viertelfinale des DFB-Pokals seit 2010 besteht für die Kölner die Hauptaufgabe darin, den Schalter auf den Ligaalltag umzulegen. „Es geht darum, wieder in Spannung zu kommen, um die Aufgabe Jahn Regensburg zu meistern“, betont Trainer Gerhard Struber. Dafür sei es wichtig, den nächsten Gegner „voll in den Fokus zu bekommen. Die Spiele und der Pokal liegen hinter uns – die 2. Bundesliga ist im Hier und Jetzt“, sagt Struber, der nach sechs ungeschlagenen Pflichtspielen in Folge anmerkt: „Die Siege geben uns Selbstvertrauen und halten den Glauben in unsere Stärken hoch.“

1. FC Köln muss auf Innenverteidiger Julian Pauli verzichten

Einen Grund, den bislang überforderten Aufsteiger auf die leichte Schulter zu nehmen, gibt es für den Österreicher nicht. „Jahn Regensburg hängt angeschlagen im Eck. Dennoch wissen wir aus Erfahrung, wie gefährlich solche Gegner sind. Es gilt, alles zu unternehmen, um Regensburg jeden Keim der Hoffnung zu nehmen“, erklärt Struber und appelliert: „Wir sind für unsere Leistung auf dem Platz verantwortlich und alle reif genug, um zu wissen, dass es an uns liegt, ob wir liefern oder nicht.“ Timo Hübers erwartet kein unbedingt schön anzusehendes Spiel: „Die Bedingungen dort sollen rau sein. Es wird wahrscheinlich wieder ein Kampfspiel“, vermutet der Kapitän.

Die kurze Regenerationszeit seit dem 120 Minuten langen Pokalkampf am Mittwoch gegen Hertha BSC sieht Struber nicht als Problem an – zumal Regensburg einen Tag zuvor selbst noch im Einsatz war. „Wir wollen gewinnen und wissen, was wir dafür leisten und liefern müssen. Eine Englische Woche können unsere Jungs managen – die Spieler sind alle fit genug“, meint der FC-Trainer. Bis auf zwei Ausnahmen: Neben dem langzeitverletzten Jacob Christensen fällt auch Julian Pauli aus. Die Kopfverletzung des Innenverteidigers hat sich als Gehirnerschütterung herausgestellt.

Voraussichtliche Aufstellungen: Jahn Regensburg: Gebhardt; Wurm, Bittroff, Breunig; Ochojski, Bulic, Ernst, Hein; Pröger, Kother; Kühlwetter. – 1. FC Köln: Schwäbe; Hübers, Martel, Heintz; Thielmann, Olesen, Huseinbasic, Pacarada; Ljubicic; Lemperle, Maina.