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1. FC Köln bei Hertha BSCGerhard Struber lässt die Torwartfrage offen

Lesezeit 4 Minuten
Führungsverhalten: Routinier Dominique Heintz (links) beglückwünscht Youngster Jan Thielmann (2.v.l.) zu seiner Vorbereitung des 2:0 gegen Holstein Kiel.

Führungsverhalten: Routinier Dominique Heintz (links) beglückwünscht Youngster Jan Thielmann (2.v.l.) zu seiner Vorbereitung des 3:0 von Luca Waldschmidt (4.v.l.) gegen Holstein Kiel.

Der 1. FC Köln steht nach dem Pokalsieg gegen Holstein Kiel am Samstag in der 2. Fußball-Bundesliga bei Hertha BSC Berlin erneut auf dem Prüfstand.

Die Pokal-Party ist gefeiert und der bislang eher triste Liga-Alltag ruft wieder. Der 1. FC Köln ist am Samstag (20.30 Uhr/Sky) bei Hertha BSC Berlin gefragt, vier Tage nach dem durchaus berauschenden 3:0 gegen Bundesligist Holstein Kiel und dem Einzug ins Achtelfinale des DFB-Pokals auch in der 2. Fußball-Bundesliga eine Reaktion zu zeigen. Immerhin hat der Absturz auf Platz zwölf das Ziel „schnellstmöglicher Wiederaufstieg in die Bundesliga“ zunächst einmal in die Ferne gerückt und eine veritable sportliche Krise bei den Geißböcken ausgelöst.

„Wir haben in der Liga zwei verpatzte Spiele hinter uns“, erinnerte Gerhard Struber am Donnerstag an das 1:5 in Darmstadt, dem die 1:2-Heimniederlage gegen den SC Paderborn und die erste größere Dämmerung seiner Amtszeit als FC-Trainer folgte. Der Österreicher will mit seinem Team nun die positive Erfahrung aus dem 3:0 gegen Kiel nutzen, um im Berliner Olympiastadion den Weg in die Erfolgsspur zu finden: „Das Pokalspiel hat uns den Rücken gestärkt. Wir wissen, dass wir uns auf unsere Stärken verlassen können, wenn wir bereit sind zu investieren. Und bereit sind, diszipliniert in unserer Idee zu denken und zu spielen. Kiel hat uns Selbstvertrauen gegeben.“

Das Kiel-Spiel hat gezeigt, dass wir mithilfe des Systems und unserer Spielidee ausbalanciert waren.
Gerhard Struber, Trainer 1. FC Köln über die Dreierkette

Struber war die Erleichterung über den Turnaround im Pokal auch zwei Tage später noch anzumerken. Der 47-Jährige gab sich am Geißbockheim gelöst und verwies auf die Bedeutung von Erfolgen im Allgemeinen: „Jeder Sieg tut gut auf dem Weg, den wir gehen wollen. Für die Entwicklung sind Siege elementar. Es war wichtig, eine Runde weiterzukommen und vor allem, um etwas für die nächsten Punktspiele mitzunehmen. Das Kiel-Spiel hat gezeigt, dass wir mithilfe des Systems und unserer Spielidee ausbalanciert waren. Daran wollen wir am Samstag anknüpfen.“

Eine Aussage, aus der sich schließen lässt, dass die Kölner am Samstagabend in der Hauptstadt erneut mit Dreierkette in einer 3:4:1:2-Grundordnung auflaufen werden. „Wir wollen variabel bleiben und uns nicht auf eine Systematik beschränken“, verriet Struber zwar nichts. Zwischen seinen Zeilen war allerdings herauszuhören, dass er zwischen Holstein und Hertha nichts ändern wird: „Kiel hat uns gezeigt, dass wir das System mit Dreierkette in kürzester Zeit gut umsetzen können. Wir schauen auf Berlin und was zu diesem Gegner passt. Wohl wissend, dass die Systematik mit Dreierkette uns aktuell neben Stabilität und Sicherheit eine Chance auf Erfolg geben kann.“

Eine wichtige Rolle im verändert aufgestellten Defensivverbund nahm gegen Kiel Dominique Heintz ein. „Er hat eine richtig gute Leistung gezeigt. Technisch, taktisch - aber er hat auch ein Führungsverhalten gezeigt, das für uns aktuell sehr wichtig ist. Heintzi hat aus seiner Erfahrung heraus antizipiert und seine Mitspieler unterstützt“, lobte Struber den 31-Jährigen.

Hertha BSC steht ebenfalls im Pokal-Achtelfinale

Heintz dürfte damit für Samstag gegen eine Hertha gesetzt sein, die sich im Aufwind befindet. Das Team von Coach Christian Fiel hat durch ein 2:1 gegen Bundesligist Heidenheim ebenfalls das Pokal-Achtelfinale erreicht, hat am vergangenen Wochenende dem Karlsruher SC mit 3:1 die erste Saisonniederlage beigebracht und steht in der Tabelle mit fünf Punkten mehr als der FC auf Rang sechs. „Berlin spielt mit viel Qualität, verfügt über herausragende Einzelspieler und Tempo. Das wird eine riesige Aufgabe. Unsere Sensoren müssen voll ausgefahren sein und wir müssen in unseren Aktionen ans Limit gehen“, forderte der FC-Trainer.

Mit welchem Torwart Struber diese Aufgabe angeht, ließ er noch offen. „Die Aufstellung wird erst am Samstag bekannt gegeben. Mir stehen zwei herausragende Torhüter zur Verfügung, das ist also ein Luxusthema. Ich fühle mich in einer komfortablen Situation mit den beiden Jungs.“ Nach dem zu null gegen Holstein darf aber davon ausgegangen werden, dass Marvin Schwäbe nun auch in der Liga den Vorzug vor Jonas Urbig bekommen wird.

Definitiv wieder mit von der Partie ist der zuletzt erkrankte Damion Downs. Bei Max Finkgräfe (ebenfalls krank) fällt die Entscheidung nach dem Abschlusstraining. Neben Mark Uth, Jacob Christensen und Luca Kilian fällt auch Sargis Adamyan bis auf Weiteres aus.

Das ist verrückt. So etwas habe ich noch nie erlebt.
Gerhard Struber, Trainer 1. FC Köln über die Begleitung von 15.000 Fans nach Berlin

Für Struber ist es das erste Rendezvous mit dem altehrwürdigen Olympiastadion. Der Trainer ist voller Vorfreude, auch weil seine Mannschaft von sage und schreibe 15 000 Fans begleitet wird. „Das ist verrückt. So etwas habe ich noch nie erlebt. Ich wünsche mir wieder diesen Rückhalt, damit wir Berlin zu einem Heimspiel machen können“, spielte der Österreicher auf das Pokalduell an.

„Wir wussten, dass wir etwas gutzumachen hatten. Wir haben eine Reaktion gezeigt. Man hat dann gemerkt, wie der Funke übergesprungen ist und wie die Fans uns durch dieses Spiel getragen haben. Für das Team ist es unglaublich wichtig, diese Unterstützung zu spüren und zu erfahren, dass sie auch in solch schwierigen Zeiten, in denen wir zweifellos stecken, hinter uns stehen und uns pushen. Am Ende haben wir gemeinsam mit den Fans den Sieg errungen.“


Voraussichtliche Aufstellungen: Hertha BSC: Ernst; Kenny, Leistner, Dardai, Zeefuik; Karbownik, Sessa, Maza; Cuisance, Niederlechner, Scherhant. – 1. FC Köln: Schwäbe; Pauli, Hübers, Heintz; Thielmann, Huseinbasic, Martel, Pacarada; Ljubicic; Lemperle, Maina.